¹Moderneª FuÈhrungsstrukturen im Krankenhaus? Inhalt Suchen 2 z 11 01 Hilfe Treffer FuÈhrung im Krankenhaus: Auf dem Weg zu einem leistungsorientierten Organisationsund FuÈhrungskonzept 2 z 11 Wilfried von Eiff inhaltsuÈberblick Der Beitrag geht von den UnzulaÈnglichkeiten ¹modernerª FuÈhrungskonzepte aus. Die Frage, was denn eigentlich Management und FuÈhren bedeutet, fuÈhrt zu einem Blick auf das aktuelle Dilemma in der KrankenhausfuÈhrung: Was muÈssen FuÈhrungskonzepte hier leisten? FuÈr die Praxis heiût das: weg vom Verwalten, hin zum Managen. Das ¹Soll-Modell der FuÈhrungª wird nicht als theoretisches Konstrukt vorgestellt, sondern mit Beispielen aus der Krankenhausverwaltung zum Leben erweckt. Speziell den Bereich der Personalentwicklung nimmt der Autor zum Anlaû, die Bedeutung des ¹Erfolgsfaktors Menschª hervorzuheben. ¹Moderneª FuÈhrungsstrukturen im Krankenhaus? 2 z 11 | 01 Sogenannte ¹Moderne FuÈhrungskonzepteª, die vorzugsweise aus der Industrie stammen, haben Hochkonjunktur im Krankenhaus: Lean Management, Total Quality Management, FuÈhrung nach Zielvereinbarung, Delegation von Verantwortung stehen bereits auf dem EinfuÈhrungsplan; das fraktale Krankenhaus, das lernende Krankenhaus und das virtuelle Krankenhaus darf man schon in Lauerstellung vermuten. VerlaÈngern laÈût sich diese Liste um verbal beeindruckende Managementinstrumente: Target Controlling, Prozeûkostenrechnung, Benchmarking und Profit-Center-Steuerung; und wenn dann noch die Automobilindustrie als Quelle erfolgreicher Managementmethoden angegeben wird, scheinen AuthentizitaÈt und 1 Modern heiût nicht gleich empfehlenswert 2 z 11 01 ¹Moderneª FuÈhrungsstrukturen im Krankenhaus? Inhalt Zielwirksamkeit Suchen Treffer Hilfe Erfolg garantiert. Diesen Konzepten wird ebenso schnell wie bereitwillig das Attribut ¹modernª oder ¹zeitgemaÈûª angehaÈngt und damit ist die Legitimation quasi erteilt, diese als besonders nachahmenswert zu empfehlen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt keine ¹modernenª oder ¹zeitgemaÈûenª FuÈhrungskonzepte! Wohl aber gibt es die Suche nach der FuÈhrungskraft, die sich der MuÈhe unterzieht, Konzepte gruÈndlich zu studieren, ihren Wert fuÈr die eigene Organisation zu hinterfragen, das Konzept innovativ anzupassen und ± die den Mut zur Realisierung hat. Wie stellte doch der ehemalige BundespraÈsident Roman Herzog anlaÈûlich seiner denkwuÈrdigen ¹Berliner Redeª fest: ¹Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblemª. Organisations- und FuÈhrungsstrukturen sowie FuÈhrungskonzepte (Abb. 1) sind zugeschnitten auf die individuellen Anforderungen eines bestimmten Krankenhauses und der in diesem Krankenhaus gelebten und etablierten Verhaltenskultur. Zum anderen sind FuÈhrungsstrukturen nur so zielwirksam, wie sie in Einklang stehen mit (Abb. 2) z der eingesetzten Fu È hrungstechnik zur Steuerung von Entscheidungsprozessen, z dem gelebten Fu È hrungsverhalten, das sich uÈber den Umgang mit den versteckten Spielregeln manifest macht, z der Personalentwicklung, durch die sich die Qualifikationsrichtung (Fachlaufbahn versus FuÈhrungslaufbahn, Fachqualifikation versus SchluÈsselqualifikation, usw.) darstellt, z der Fu È hrungsorganisation, durch die Delegationsgrad und Umfang der Dezentralisierung machtpolitisch ermoÈglicht werden. 2 ¹Moderneª FuÈhrungsstrukturen im Krankenhaus? Inhalt Suchen 2 z 11 01 Hilfe Treffer Abb. 1: Ein FuÈhrungskonzept beinhaltet 4 Funktionen: Orientierung (Philosophie), harte Faktoren (FuÈhrungs-Organisation und FuÈhrungs-Technik), weiche Faktoren (FuÈhrungs-Stil und FuÈhrungs-Verhalten) sowie den Lern- und Entwicklungsaspekt Das fuÈr ein Haus ¹passendeª FuÈhrungskonzept gibt es nicht von der Stange, sondern muû in muÈhsamen Prozessen der Kommunikation und VerhaltensaÈnderung von innen heraus entwickelt werden. Wenn man aber die Diskussion um die EinfuÈhrung und Beurteilung solcher industrieller Managementkonzepte im Krankenhaus verfolgt, so sind zumindest 3 Feststellungen angebracht: z Es dominiert die Empfehlung von der Stange! An die Konzepte werden rezeptbuchartige Anforderungen gestellt ¹Man nehme . . .ª und alle bisher existierenden Kommunikations- und Zusammenarbeitsprobleme sind dauerhaft geloÈst. 3 Das Konzept ¹von der Stangeª 2 z 11 01 ¹Moderneª FuÈhrungsstrukturen im Krankenhaus? Inhalt Suchen Treffer Hilfe Abb. 2: Erfolgreiche FuÈhrung stellt DurchgaÈngigkeit zwischen Verantwortungsorganisation, Verhalten und Belohnungssystem, Entscheidungstechnik und Qualifikationsmaûnahmen her Man schmuÈckt sich mit den Managementetiketten, ohne deren Wert fuÈr das eigene Haus zu hinterfragen, ohne sich der MuÈhe zu unterziehen, die wirklichen Inhalte dieser FuÈhrungskonzepte zu reflektieren, Realisierungsvoraussetzungen zu ergruÈnden und gemeinsam mit Betroffenen zielfuÈhrend umzusetzen. z Man vertraut Beratern, die glauben machen wollen, nur im Totalen, Ganzheitlichen liege der KoÈnigsweg des Managementerfolgs. Das Konzept des Total Quality Management (TQM) ist beredetes Beispiel dieser Empfehlungsstruktur: ± Das gesamte Krankenhaus muû vom TQM-Gedankengut erfaût sein. z Zum Beispiel TQM 4 ¹Moderneª FuÈhrungsstrukturen im Krankenhaus? Inhalt Suchen 2 z 11 01 Hilfe Treffer ± Alle Mitarbeiter machen in QualitaÈtszirkeln mit. ± Alle Hierarchieebenen sind eingebunden. ± Alle Berufsgruppen treiben den Prozeû der kontinuierlichen Verbesserung jeden Tag aufs Neue an. Erfolge? TQM sei ein langfristiger Prozeû, so ist zu hoÈren, in dessen Verlauf sich MentalitaÈten veraÈndern muÈûten und dies beanspruche Zeit; auûerdem, so die gerne angenommene Argumentation, entzoÈge sich die QualitaÈt von Kommunikation objektiven Meûkriterien. Dies ist die typische Empfehlungsstruktur von Leuten, die selbst nie den Entscheidungsdruck in einer Linienposition gespuÈrt haben. Entsprechend ist diesen Beratungsexperten auch unbekannt, daû jede ¹veraÈnderungsbedrohteª Organisation die Phalanx ihrer mittelmaÈûigen Mitarbeiter insbesondere dann mobilisiert, wenn die geplanten VeraÈnderungen zu gewaltig, zu total, zu unkalkulierbar werden. Wie stellte schon der englische NationaloÈkonom John Maynard Keynes fest: ¹Langfristig sind wir alle tot!ª Auf ein QualitaÈtsmanagementprogramm uÈbertragen heiût das: Was nicht innerhalb der ersten 3 bis 4 Monate meûbare Ergebnisse oder zumindest nachvollziehbare VeraÈnderungen zeitigt, ist wertlos; die GlaubwuÈrdigkeit gegenuÈber den Mitarbeitern ist verspielt. NatuÈrlich veraÈndern sich Organisationskulturen nur schrittweise; aber dieser Prozeû benoÈtigt staÈndig uÈberzeugende Beispiele, kleine Erfolge, Belohnungen fuÈr Tatsachen. Wir muÈssen uns mit den Managementkonzepten gruÈndlicher auseinandersetzen und nicht staÈndig etwas Neues beginnen, ohne das Alte mit einem fuÈr das Unternehmen sinnvollen Resultat abgeschlossen zu haben. Und deshalb geht es weniger um neue Konzepte, sondern um 5 Schneller Erfolg ist wichtig Reflexion statt neuer Konzepte 2 z 11 01 ¹Moderneª FuÈhrungsstrukturen im Krankenhaus? Inhalt Suchen Treffer Hilfe Abb. 3: Die Ziele einer Auseinandersetzung mit dem PhaÈnomen ¹FuÈhrungª Organisatorische und kulturelle Rahmenbedingungen die kritische Reflexion begangener Fehler und IrrtuÈmer, aus denen man lernen kann, und es geht um MoÈglichkeiten, IrrtuÈmer zu vermeiden, ohne gleich in revolutionaÈre Konzepte uÈberzugehen (Abb. 3), die sich dann doch nicht umsetzen lassen. Das Krankenhaus-Management (und dazu ist jede Person/Instanz mit Organisations-, Kosten- und Personalverantwortung zu zaÈhlen), gestaltet die organisatorischen und kulturellen Rahmenbedingungen, in denen kundenorientierte Leistungen durch engagierte Mitarbeiter entstehen. Entsprechend sind die Schwerpunkte der nachfolgenden AusfuÈhrungen am Pyramidenmodell einer Krankenhausorganisation festgemacht (Abb. 4): 6 ¹Moderneª FuÈhrungsstrukturen im Krankenhaus? Inhalt Suchen 2 z 11 01 Hilfe Treffer Abb. 4: FuÈhrung bedeutet zielfuÈhrende Kommunikation mit allen Mitarbeitern, die zur LoÈsung eines Problems aktiv beitragen koÈnnen Wirkungsvolle FuÈhrungsstrukturen setzen eine zielfuÈhrende Organisation und Zusammenarbeit auf der Aufsichts- und Kontrollebene voraus. Hier ist der Frage nachzugehen: ¹Wie muÈssen die Macht-, Einfluû- und Verantwortungsstrukturen zwischen TraÈger, Aufsichtsrat und GeschaÈftsfuÈhrung geordnet werden, damit einerseits eine satzungsgemaÈûe BetriebsfuÈhrung gewaÈhrleistet ist, und andererseits die GeschaÈftsfuÈhrung mit unternehmerischen GestaltungsfreiraÈumen versehen wird?ª z Der zweite wichtige Fu È hrungsaspekt betrifft die Organisation und Zusammenarbeit der GeschaÈftsfuÈhrung mit dem mittleren Management. Hier stellt sich die Frage nach der Art und Weise, in der die Mitarbeiter des mittz 7 2 z 11 02 Was ist Management? Was ist FuÈhrung? Inhalt Suchen Treffer Hilfe leren Managements (Abteilungsleiter, Stationsleitungen, OberaÈrzte und StationsaÈrzte) in die Entscheidungs- und Informationsprozesse des Krankenhauses eingebunden werden. z Zielfu È hrende FuÈhrungskonzepte sind in der Praxis nur in dem Maûe erfolgreich, wie es gelingt, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an der Basis, also dort, wo unmittelbar am Patienten Leistungen arbeitstaÈglich erbracht werden, fuÈr kundenorientiertes Verhalten und problemloÈsendes Engagement zu begeistern. z Organisation und Personalentwicklung bilden schlieûlich die Infrastruktur fuÈr die Entwicklung eines unternehmerischen Bewuûtseins der Mitarbeiter eines Krankenhauses, unabhaÈngig von deren Hierarchieebene sowie losgeloÈst von der Berufsgruppe. 2 z 11 | 02 Was ist Management? Was ist FuÈhrung? Der entscheidende Unterschied ¹FruÈher suchten wir fuÈr unsere Leitungspositionen Manager, heute suchen wir FuÈhrerª, stellt Ron Seullen, Leiter des Departments ¹Best Practice und OE-Prozeûbegleiter im Leicester Royal Infirmary Hospitalª, fest. Der entscheidende Unterschied zwischen ¹FuÈhrungª und ¹Managementª wird klar, wenn man sich die Frage stellt: ¹Wer fuÈhrt das Unternehmen?ª Erste Antwort: ¹Bestimmt kein Manager!ª Eine ausfuÈhrlichere Antwort ist nur uÈber weitere aufschlieûende Fragen zu entwickeln, naÈmlich: z ¹Wer sichert unseren Arbeitsplatz?ª z ¹Wer verursacht Kosten und QualitaÈt?ª Hier lautet eine Antwort: ¹Unsere Kunden, die unsere Produkte kaufen, unsere Serviceleistungen denen der Konkurrenz vorziehen oder als Patient unserem Krankenhaus das Vertrauen schenken.ª Oder auch das waÈre eine 8 Was ist Management? Was ist FuÈhrung? Inhalt Suchen 2 z 11 02 Hilfe Treffer Antwort: ¹Unsere Mitarbeiter, die die Arbeit machen und dem Kunden Auge in Auge als VerkaÈufer, Servicetechniker, Arzt, Pflegekraft oder Sozialarbeiter taÈglich gegenuÈberstehen und ihn durch ihre FlexibilitaÈt, ihre Ideen, ihre ProblemloÈsungsfaÈhigkeit begeistern und fuÈr unser Unternehmen einnehmen. Durch unsere engagierten Mitarbeiter werden aus KaÈufern eines Produkts erst uÈberzeugte Kunden und dann sogar echte Advokaten unseres Unternehmens. Ein Manager hat ein Budget, das er regelmaÈûig auf Kosten- und Leistungsabweichungen kontrolliert, er steuert die Ressourcen, Personal, Finanzmittel und Technik. Er managt das Erreichen von Ergebnissen wie Marktanteil, Gewinn, Kosteneinsparung. Er konzentriert sich auf seinen ihm uÈbertragenen Verantwortungsbereich und er ¹erziehtª seine Mitarbeiter zu LoyalitaÈt mit der Abteilung. Er steuert hilfsweise mit Kennzahlen nach dem Prinzip des ¹Management by Objectivesª (MbO) und laÈût sich von seinen Mitarbeitern uÈber deren Arbeitsfortschritte regelmaÈûig schriftlich berichten. Und: Er laÈût Kunden nach ihren WuÈnschen befragen und nimmt dies als Zeichen fuÈr Kundenorientierung. Damit ist er ¹WYGIWYM-gefaÈhrdetª: What you get is what you measure! Die FuÈhrungspersoÈnlichkeit (Leader, Leadership) hat Visionen, sucht nach innovativen Wegen, gibt Orientierung, begeistert die Mitarbeiter fuÈr Ziele. Sie laÈût sich am ¹Ort der WertschoÈpfungª sehen und arbeitet mit, wenn es erforderlich ist. Sie steht im staÈndigen Dialog mit ihren Mitarbeitern und sie ermuntert die Mitarbeiter, aus Fehlern zu lernen (¹loslassende FuÈhrungª: Erfahrungsbildung aus Fehlern foÈrdern). 9 What you get is what you measure So ist eine FuÈhrungspersoÈnlichkeit 2 z 11 02 Was ist Management? Was ist FuÈhrung? Inhalt Suchen Treffer Hilfe z! ¹Wenn Sie in unserem Unternehmen keine Fehler ma- chen, werden Sie entlassen!ª ± Welches Unternehmen wuÈrde diese Aufforderung in seine FuÈhrungsleitlinien aufnehmen? Ein FuÈhrer mobilisiert die wirklichen Ressourcen, die wirklichen WertschoÈpfungsgeber: menschliche Phantasie, Neugier, Sinn, ProblemloÈsungsfaÈhigkeit, Sozialkompetenz. Er fuÈhrt im Sinne des Unternehmens, nicht vordergruÈndig im Sinne der Abteilung. Er haÈlt seine Mitarbeiter zu fachuÈbergreifendem, prozeûorientiertem Denken an und mahnt zur UnternehmensloyalitaÈt (Abb. 5). Er entwickelt mitdenkende Mitarbeiter, die den Mut haben, aus Fehlern Abb. 5: FuÈhrung soll sachliche und emotionale, unternehmensbezogene sowie individuelle Ziele erreichen helfen 10 Was ist Management? Was ist FuÈhrung? Inhalt Suchen 2 z 11 02 Hilfe Treffer zu lernen und deshalb auch in der Lage sind, selbst einen ¹peak zu managenª. Ein FuÈhrer ist ein Manager der ¹moments of successª, seine Mitarbeiter und die Manager der ¹moments of truthª: prozeûorientiert sowie patienten- und kundenfreundlich. Er hoÈrt Menschen zu und er beobachtet sie in ihrer Umgebung (Go to Gemba; empathische Beobachtung). Management betont also die ¹technischeª, die ¹instrumentelleª Seite einer FuÈhrungskonzeption; kurzfristiges, resultatbezogenes ProblemloÈsen ist die Herausforderung (Abb. 6). Moments of truth, moments of success Abb. 6: Leadership schafft Voraussetzungen zur Selbststeuerung, Management greift steuernd in die Leistungsprozesse ein 11 2 z 11 03 Das aktuelle FuÈhrungsdilemma in den KrankenhaÈusern Inhalt Suchen Treffer Hilfe 2 z 11 | 03 Das aktuelle FuÈhrungsdilemma in den KrankenhaÈusern Erfolgsfaktor ¹Menschª: Wunsch und Wirklichkeit Auf FuÈhrungsseminaren und Vortragsveranstaltungen, in ¹Sonntagsredenª die anlaÈûlich von FuÈhrungskraÈftetreffen gehalten werden ebenso wie in Publikationen wird mit geradezu gebetsmuÈhlenartiger Penetranz darauf verwiesen, daû der Mitarbeiter der eigentliche Erfolgsfaktor eines Unternehmens ist. ¹Bei uns steht der Mitarbeiter im Mittelpunktª toÈnt es aus den HochglanzbroschuÈren der Personalentwicklungskonzepte und Krankenhausleitlinien. Die Ergebnisse der CKM-Trendstudie ¹Krankenhaus-Management im Wandelª zeichnen aber fuÈr viele KrankenhaÈuser das gegenteilige Bild einer geradezu nachdenklichen Verhaltenslandkarte. ¹Wenn der Arzt entscheidet, dann ist schon alles in Ordnungª, so charakterisiert eine Pflegekraft ihre Arbeitssituation, die durch Fremdbestimmtheit und ausfuÈhrende, repetitive TaÈtigkeiten gekennzeichnet ist. ¹VerbesserungsvorschlaÈge unterbreite ich nicht mehr, denn ich lasse mich nicht noch einmal fragen, ob ich nichts Besseres zu tun haÈtte, als uÈber meine Arbeitssituation zu lamentierenª. Die Liste solcher frustrationsgepraÈgten Øuûerungen lieûe sich einerseits beliebig verlaÈngern, andererseits darf auch nicht unterschlagen werden, daû es in einer Reihe von KrankenhaÈusern bzw. in einzelnen Krankenhausbereichen hochengagierte Mitarbeiter gibt, die mit ihren Vorgesetzten im staÈndigen Dialog zielfuÈhrend und partnerschaftlich zusammenarbeiten. Unter dem Gesichtspunkt der FuÈhrung ergibt sich genau an dieser Stelle eine zentrale Herausforderung, der sich jeder Verwalter auf dem Weg zum Management stellen muû: der FuÈhrung des Erfolgsfaktors ¹Menschª. NatuÈrlich: Der Mensch in einer Organisation kann je nach Einstellung, Tagesform oder sonstigen sozialen EinfluÈssen LeistungstraÈger oder StoÈrfaktor sein, als Beden12 Das aktuelle FuÈhrungsdilemma in den KrankenhaÈusern Inhalt Suchen 2 z 11 03 Hilfe Treffer kentraÈger nerven oder als ProblemloÈser beeindrucken, als Ideengeber begeistern oder durch sein Laisser-faire-Verhalten provozieren. ¹Die herausragenden Leistungen eines Mitarbeiters werden der FuÈhrung zum Trotz erbrachtª, so die wenig schmeichelhafte Meinung von Bob Woodword. Auch in diesem Zusammenhang zeigt die CKM-Studie ¹Krankenhaus-Management im Wandelª die schlimmsten FuÈhrungsfehler, die von FuÈhrungskraÈften im Krankenhaus begangen werden: Neben Desinteresse an den Problemen der Mitarbeiter werden Unberechenbarkeit/Wankelmut, die UnfaÈhigkeit zu loben, das AbwuÈrgen berechtigter Kritik und das Abkanzeln von Mitarbeitern in der Úffentlichkeit u. a. genannt (Abb. 7). Die schlimmsten FuÈhrungsfehler Abb. 7: Management durch ¹Verbreitung von allgemeiner Verunsicherungª scheint als Erfolgsrezept hohes Ansehen zu genieûen 13 2 z 11 03 Das aktuelle FuÈhrungsdilemma in den KrankenhaÈusern Inhalt Suchen Treffer Hilfe QualitaÈtsmerkmale der FuÈhrung Die QualitaÈt einer FuÈhrung, und damit (als Folge der Vorbild-Funktion der FuÈhrung) auch die Zusammenarbeits- und KommunikationsqualitaÈt einer Organisationskultur, zeigt sich in der Praxis an 4 Merkmalen: z Umgang mit Initiative und Ideen, z Umgang mit Fehlern, z Umgang mit Widerspruch und anderen Meinungen, z Umgang mit Ressourcen (¹Die kleinen NachlaÈssigkeiten und Gedankenlosigkeiten, die unnuÈtzen Verschwendungen im TagesgeschaÈftª). Motivation kommt von innen Es gehoÈrt sicherlich zu den wichtigsten Erkenntnissen der FuÈhrungslehre, daû kein FuÈhrer in der Lage ist, Mitarbeiter auf Dauer zu ¹motivierenª. Motivation kann nur von innen heraus entstehen, geboren aus der Ûberzeugung, etwas wert zu sein im Rahmen der Krankenhausorganisation, einen Beitrag, in welcher Form auch immer, fuÈr das Funktionieren des Krankenhausbetriebes zu leisten, der auch als solcher anerkannt wird. Insofern kann es auch immer nur die Aufgabe der FuÈhrung sein, organisatorische Rahmenbedingungen und kulturelle Spielregeln zu manifestieren, in deren Rahmen Mitarbeiter Motivation und Engagement, Arbeitsfreude und Begeisterung fuÈr ¹ihrª Krankenhaus selbst entwikkeln. Man koÈnnte auch sagen: Es ist nicht die Aufgabe der FuÈhrung, Mitarbeiter zu motivieren, sondern sie nicht zu demotivieren. Der Irrglaube von der Motivierbarkeit der Mitarbeiter durch die FuÈhrung in Verbindung mit einer hierarchischen FuÈhrungsstruktur sowie einer funktionalen Organisation hat letztlich zu einem ¹TraÈgerModellª der Krankenhausorganisation gefuÈhrt: In jeder Organisationseinheit, egal ob Abteilung, Klinik oder Gesamtkrankenhaus sind ¹FuÈrstentuÈmerª etabliert, in denen FuÈhrungs- und Mitarbeitertypen 14 Das aktuelle FuÈhrungsdilemma in den KrankenhaÈusern Inhalt Suchen 2 z 11 03 Hilfe Treffer 3 verschiedene Arten von ¹FuÈhrungstypen und Mitarbeitertypenª anzutreffen sind: z Die ¹Wu È rdentraÈgerª ruhen sich auf ihrer hierarchischen Position oder auf einem einmaligen Erfolg oder auf einem Lob des Vorgesetzten aus und achten darauf, daû andere Kollegen nicht in ihr Refugium eindringen; sie pflegen ihren Besitzstand durch AusuÈbung von Positionsmacht. z Die ¹Bedenkentra È gerª weisen eine besondere FaÈhigkeit auf: Sie sehen Probleme, wo gar keine sind, sind wahre Meister im Umgang mit Killerphrasen und koÈnnen hervorragend begruÈnden, warum VorschlaÈge Dritter nicht funktionieren koÈnnen. Einem FuÈhrer, dem es gelingt, diese Destruktionsenergie der BedenkentraÈger in konstruktive, problemloÈsende Ideenvielfalt zu transformieren, duÈrfte in seinem Verantwortungsbereich weder Kostennoch QualitaÈtsprobleme haben. ¹BedenkentraÈgerª wahren ihren Besitzstand durch die Forderung, jede VeraÈnderung muÈsse die 100prozentige Erfolgsgarantie beinhalten. Die Art und Weise, in der die Diskussion um die Liberalisierung des Ladenschluûgesetzes gefuÈhrt wurde, ist ein Paradebeispiel dafuÈr, wie durch BedenkentraÈgerei eine voÈllig unproduktive Diskussion entfacht wird. z Die ¹Leistungstra È gerª sind in der Regel die zahlenmaÈûig unterlegene Gruppe in einem Unternehmen. Sie verfuÈgen in den wenigsten FaÈllen uÈber eine politische Lobby, noch koÈnnen sie auf ¹Seilschaftenª zuruÈckgreifen. Diese Gruppe ist extrem gesundheitsgefaÈhrdet, denn durch ihre Engagementbereitschaft sowie ihre Selbstmotivation sind sie staÈndig bereit, sich zum Wohle der Sache aufzureiben. Sie stehen im permanenten Kleinkrieg mit BedenkentraÈgern und erfahren arbeitstaÈglich die Konsequenzen der EntscheidungsschwaÈche von WuÈrdentraÈgern. LeistungstraÈ15 2 z 11 03 Das aktuelle FuÈhrungsdilemma in den KrankenhaÈusern Inhalt Suchen Treffer Hilfe ger haben die liebenswert naive, aber in der RealitaÈt eher selten anzutreffende Ûberzeugung, BesitzstaÈnde waÈren nur durch Leistung und staÈndige Verbesserung zu bewahren. Allerdings: Ohne LeistungstraÈger gibt es keine Innovation und keinen Fortschritt. Leider erleben die wenigsten LeistungstraÈger ihre Ideen in der Umsetzung, weil sie kurz vor dem Erfolg von den BedenkentraÈgern mit Positionsmacht ¹versetztª worden sind, damit diese selbst die Lorbeeren ernten koÈnnen. Typische Verhaltensmuster Einem Interpretationsirrtum sei vorgebeugt: LeistungstraÈger finden sich nicht nur auf der Arbeitsebene, ebenso ist der Status des WuÈrdentraÈgers keineswegs nur das zweifelhafte Privileg der obersten FuÈhrung. Vielmehr handelt es sich um typische Verhaltensmuster, die in jeder sozialen Gruppe anzutreffen sind, gleichguÈltig, ob es sich um ein Arbeitsteam, eine Projektgruppe, eine Abteilung oder um ein komplettes Krankenhaus handelt. In dieser ¹TraÈgerstrukturª einer Organisation nehmen die BedenkentraÈger die fatale Funktion einer LaÈhmschicht ein (Abb. 8). Dies hat Konsequenzen fuÈr den Inhalt, den Verlauf und die QualitaÈt von Entscheidungsprozessen. Vielerorts wird beklagt, Sitzungen wuÈrden zu lange dauern, die Diskussionen seien nicht zielfuÈhrend, die Gremien seien uÈberbesetzt und gemessen am zeitlichen Aufwand seien die erreichten Ergebnisse beschaÈmend. Diese Anzeichen pseudodemokratischer Zusammenarbeit sprechen mittlerweile fuÈr ein zweifelhaftes Organisationsprinzip: das Entscheidungsprinzip des Minimalkonsenses. ¹Das neue Konzept, die neue ProblemloÈsung muû von allen getragen werden!ª ist die Forderung. Dies ist aber weniger das Zeichen harmoniebeduÈrftiger Zusammenarbeitsorganisation, sondern vielmehr die Erschei16 Das aktuelle FuÈhrungsdilemma in den KrankenhaÈusern Inhalt Suchen 2 z 11 03 Hilfe Treffer Abb. 8: Das ¹TraÈger-PhaÈnomenª findet sich auf jeder Ebene einer Organisation nungsform einer Laisser-faire-FuÈhrung, die den individual-politischen Interessenvertretern ungehemmt FreiraÈume eroÈffnet und eine Instrumentalisierung der Organisation fuÈr eigene Zwecke zulaÈût. Von der FuÈhrung wird erwartet, daû sie diese Minimalkonsenszone der ¹hinreichenden Ungenauigkeitª von Konzepten endlich verlaÈût und Flagge zeigt. Es muû wieder Transparenz hergestellt werden uÈber Ziele, Absichten und Maûnahmen; insbesondere ist Kongruenz herzustellen zwischen Entscheidungsrechten und Entscheidungslasten. Nur Verantwortung, die mit allen Konsequenzen im Fall des Scheiterns (und des Erfolges) uÈbertragen wird, berechtigt zum Entscheiden. ¹Mitª-Verantwortung fuÈhrt nur zu ¹Mitredenª, erzwingt aber kein ¹Mittunª. 17 Transparenz und Kongruenz 2 z 11 03 Das aktuelle FuÈhrungsdilemma in den KrankenhaÈusern Inhalt Suchen Treffer Hilfe z! Der groÈûte Fehler der FuÈhrung liegt aus meiner Sicht darin, daû nicht nur falsch ¹motiviertª wird, sondern insbesondere falsch delegiert wird. Delegation: klassisch und kontraproduktiv Die klassische Form der Delegation (Abb. 9 zeigt die Bandbreite der Delegation) erfolgt einerseits, indem Aufgaben, Kompetenz und Verantwortung fuÈr eine bestimmte Stelle an eine Person uÈbertragen werden; andererseits werden Arbeits- bzw. Leistungsziele vereinbart und dann auf Einhaltung kontrolliert. Angesichts der Erkenntnis, daû Mitarbeiter dann Selbstmotivation entwikkeln, wenn sie durch eigene Entscheidungen sichtbare Re- Abb. 9: Die Bandbreite der Delegation reicht von repetitiven TaÈtigkeiten bis zum innovativen Projektmanagement 18 Das aktuelle FuÈhrungsdilemma in den KrankenhaÈusern Inhalt Suchen 2 z 11 03 Hilfe Treffer sultate erreichen koÈnnen, ist diese Form von Delegation eher kontraproduktiv. Denn: z Ziele lassen sich fast immer nur in Verbindung mit Projekten vergeben; und welche Tagesarbeit ist schon projektfaÈhig? z Die Ûbertragung von Aufgaben bzw. Ta Ètigkeiten beinhaltet einen ¹DurchfuÈhrungsauftragª fuÈr den Normalfall. Eine Stellenbeschreibung hilft nicht weiter, wenn ein bisher unbekanntes Kundenproblem nur durch FlexibilitaÈt und eine schnelle, klare Entscheidung zu loÈsen ist. Verbesserungen von ArbeitsablaÈufen im delegierten Arbeitsfeld werden nicht als Delegationsbestandteil angesehen; fuÈr VerbesserungsvorschlaÈge existiert ein aufwendiges Bewertungs- und VerguÈtungssystem. Wenn FuÈhrung seiner wichtigen Aufgabe nachkommen soll, das bestmoÈgliche Know-how von Mitarbeitern fuÈr die QualitaÈt und die Schnelligkeit eigener Entscheidungsprozesse zu mobilisieren, dann duÈrfen nicht nur Aufgaben delegiert und Ziele vereinbart werden, sondern es muû insbesondere die ProblemloÈsungsverantwortung delegiert und eingefordert werden (Abb. 10). z! Merke: Dies setzt aber ein anderes Delegationsver- staÈndnis voraus: die Delegation von unten nach oben. GrundsaÈtzlich sind Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung am Ort der WertschoÈpfung zu verankern; also dort, wo der Mitarbeiter durch sein TaÈtigsein QualitaÈt und Leistung erzeugt. Jede ZustaÈndigkeit, die von einer hoÈheren Hierarchieebene reklamiert wird, geht auf den PruÈfstand der Subsidia19 Verantwortung fuÈr ProblemloÈsung 2 z 11 04 Der Wandel vom Verwalten zum Management Inhalt Suchen Treffer Hilfe Abb. 10: Von der ¹TraÈgerstrukturª zur Prozeûorganisation ritaÈt: Es muû der Nachweis erbracht werden, daû durch die Aufgabenwahrnehmung an hoÈherer Stelle ein Nutzen fuÈr den Kunden bzw. ein Wirtschaftlichkeitsbeitrag erzielt wird. Die TraÈgerorganisation muû sich zur Prozeûorganisation wandeln. 2 z 11 | 04 Der Wandel vom Verwalten zum Management: auf dem Weg zu einem Soll-Modell der FuÈhrung Der Wandel kommt von oben Der Wandel vom Verwalten zum Management setzt bei der Organisation der obersten FuÈhrung an, also dort, wo die strategischen Entscheidungen getroffen werden, die fuÈr die zukuÈnftige Entwicklung des Krankenhauses entscheidend sind (Abb. 11). Das Zusammenspiel von TraÈger, Aufsichtsrat und Betriebsleitung ist ebenso wichtig, wie 20 Der Wandel vom Verwalten zum Management Inhalt Suchen 2 z 11 04 Hilfe Treffer die Zusammensetzung dieser Leistungsinstanzen (s. auch Abb. 13). DaruÈber hinaus korrespondiert die Art der FuÈhrungsorganisation, also die Form, in der Aufgaben, Kompetenzen sowie Verantwortung instanziell verfestigt sind, unmittelbar mit der z Organisationsstruktur unterhalb der GeschaÈftsfu È hrungsebene; diese Organisation von Abteilungen, Arbeitsgruppen, Stationen, etc. nimmt direkt Einfluû auf die QualitaÈt vor Kunde und die Motivation der Mitarbeiter, und sie muû abgestimmt sein auf z die Prozeûorganisation, die Art und Weise also, in der verschiedene Funktionsbereiche, Berufsgruppen und Entscheidungshierarchien kundennutzenorientiert ausgerichtet werden, sowie Abb. 11: Die 4 wichtigsten ¹ZustaÈndigkeitenª des Managements 21 2 z 11 04 Der Wandel vom Verwalten zum Management Inhalt Suchen Treffer Hilfe das Personalentwicklungskonzept; z ebenso ist die Art der Controlling-Organisation sowie die Form der steuernden Eingriffe und des Berichtswesens praÈgend fuÈr die FuÈhrungsorganisation; z alle diese sehr wichtigen Teilaspekte eines Fu È hrungskonzepts werden zusammengehalten bzw. bestimmt durch die ¹geheimen Spielregelnª, die Art, in der Mitarbeiter, FuÈhrungskraÈfte, interne und externe Partner miteinander umgehen und nach welchen ¹Regelnª sie dies tun (Abb. 12). z Management ist mehr als nur eine andere Rechtsform FuÈr so manchen TraÈger ist die EinfuÈhrung eines Managements nach industriellem Vorbild gleichbedeutend mit der rechtlichen Umwidmung des Krankenhauses in eine Abb. 12: Die geheimen Spielregeln bestimmen den Wirkungsgrad einer Organisation 22 Der Wandel vom Verwalten zum Management Inhalt Suchen 2 z 11 04 Hilfe Treffer GmbH. Damit erscheint der Umstellungsprozeû vom Verwalten zum Managen vollzogen. Daû dem nicht so ist, beweisen die Negativbeispiele aus der Industrie: Balsam, Vulkan, Grundig, AEG. Die Liste unruÈhmlicher Managementauftritte lieûe sich um weitere zweifelhaft prominente Namen verlaÈngern. z! Merke: Der Wandel vom Verwalten zum Managen laÈût sich nicht uÈber eine Rechtskonstruktion erreichen, wohl aber uÈber eine VeraÈnderung der Machtund Einfluûstrukturen auf der obersten FuÈhrungsebene und eine Ausrichtung des Machtbewuûtseins am Prinzip der SubsidiaritaÈt. Strukturierung der FuÈhrungsorganisation Bei der Strukturierung der FuÈhrungsorganisation eines Krankenhauses (Abb. 13) unterscheidet man z Aufsichtsebene, z Steuerungsebene, z Funktionsebene, z Prozeûebene. FuÈr die Strukturierung der FuÈhrungsorganisation sind in der Praxis folgende Gestaltungsprinzipien zu beachten: z Die Entscheidungswege sind zu verschlanken: An einer Entscheidung sollten nicht mehr als 3 Entscheidungsinstanzen beteiligt sein und es sollte transparent gemacht werden, welche Instanz durch welche wertschoÈpfenden BeitraÈge das Ergebnis beeinfluût. Jede weitere Instanz erleichtert die Bildung von ¹FuÈhrungsfassadenª, hinter denen sich jeder ¹BedenkentraÈgerª gefahrlos verstecken kann. 23 2 z 11 04 Der Wandel vom Verwalten zum Management Inhalt Suchen Treffer Hilfe Abb. 13: Informations- und Entscheidungsprozesse im subsidiaritaÈtsorientiert gefuÈhrten Krankenhaus Jede Entscheidungsinstanz sollte nach unternehmerischer Qualifikation und nicht nach Interessenproporz-Gesichtspunkten besetzt sein. z Die Entscheidungen sollten auf derjenigen Organisationsebene getroffen werden, die die hoÈchste Sachkompetenz hat und uÈber die hoÈchste ProblemnaÈhe sowie die direkte Problembetroffenheit verfuÈgt. Wer dem Kunden (dem Patienten, dem AngehoÈrigen, dem niedergelassenen Arzt) im Problemfall unmittelbar gegenuÈber steht, sollte auch weitgehende Kompetenzen fuÈr die ProblemloÈsung eingeraÈumt bekommen. In solchen Problemsituationen ist die hierachische ¹Macht der Visitenkarteª ausgereizt. z Der Entscheidungsprozeû sollte nach dem Prinzip der fallabschlieûenden Verantwortung organisiert sein. z 24 Der Wandel vom Verwalten zum Management Inhalt Suchen 2 z 11 04 Hilfe Treffer Das Zusammenspiel zwischen TraÈger und GeschaÈftsfuÈhrung ist durch Einbindung einer aufsichtsratsaÈhnlichen Instanz zu unterstuÈtzen. Ob diese Instanz auf der Steuerungs- und Kontrollebene Aufsichtsrat, Beirat, Managementkreis oder wie auch immer genannt wird, ist zweitrangig. z Aufsichtsrat als professionelle Managementinstanz Entscheidend sind 2 Erkenntnisse: z Ein Aufsichtsrat (oder auch anders genannt) ist kein Gremium des Interessenproporzes von Berufsgruppen, Arbeitnehmervertretern oder TraÈgerpolitikern, sondern eine professionell besetzte Managementinstanz, die durch unternehmerisches Bewuûtsein und Sachkenntnis des KrankenhauskerngeschaÈfts gekennzeichnet ist. z Ein Aufsichtsrat hat eine pru È fende und gestaltende Ûberwachungsfunktion, und nimmt Unternehmensinteressen ganzheitlich wahr. Aufsichtsrat und GeschaÈftsleitung sind gleichgewichtige Partner mit komplementaÈren Managementfunktionen. Zur Wahrnehmung dieser Managementaufgabe des Aufsichtsrats reicht es nicht aus, sich zweimal jaÈhrlich fuÈr ein Treffen mit gemeinsamen Arbeitsessen freizumachen und sich auf der Zugfahrt zur Sitzung mit den Tagesordnungspunkten vertraut zu werden. Weiterhin bedingt die ordnungsgemaÈûe und gewissenhafte Ûberwachung durch den Aufsichtsrat 3 Qualifikationsbereiche, die jedes einzelne Aufsichtsratsmitglied erfuÈllen muû: z Mindestkenntnisse allgemeiner, wirtschaftlicher, organisatorischer und rechtlicher Art; z Fachkenntnisse zur qualifizierten gestaltenden Ûberwachung; 25 Qualifikation des Aufsichtsrates 2 z 11 04 Der Wandel vom Verwalten zum Management Inhalt Suchen Treffer Hilfe Vor-Ort-Kenntnisse zur EinschaÈtzung entscheidungsrelevanter Sachverhalte. z Ein Aufsichtsratsmitglied muû in der Lage sein, komplizierte, besondere Unternehmensprobleme oder auch spezielle GeschaÈftsvorfaÈlle sachgerecht beurteilen zu koÈnnen. SchaÈdlicher Proporz Die Pflegekraft als GeschaÈftsfuÈhrer? GeschaÈftsfuÈhrung versus Standesdenken Auch im Hinblick auf die Zusammensetzung der GeschaÈftsfuÈhrung oder der Betriebsleitung dominiert in der Praxis viel zu sehr der berufstraditionalistische Ansatz. Es ist nicht mehr zu verstehen, wenn auf der einen Seite die VersaÈulung der Krankenhausstrukturen (Ørzte, Verwaltung, PflegekraÈfte) beklagt wird, aber diese VersaÈulung dadurch zementiert wird, daû die BetriebsfuÈhrung genau aus den RepraÈsentanten dieser Berufsgruppen besteht. In der Industrie wuÈrde keiner auf die Idee kommen, die Vorstandsbereiche nach den Berufsgruppen Ingenieur, Chemiker, Betriebswirt und Werkzeugmacher zu besetzen. FuÈr die Strukturierung einer Organisation kommt es nicht darauf an, Berufsgruppen in dieser Struktur zu repraÈsentieren. Stattdessen ist es Zweck und Ziel einer jeden Organisationsmaûnahme, den Koordinationsaufwand zwischen den Arbeits-, Informations- und Entscheidungsprozessen moÈglichst gering zu halten. Insbesondere darf durch eine organisatorische Maûnahme zur Arbeitsteilung nicht die Verantwortung vor dem Kunden zu dessen Nachteil gesplittet werden. Insbesondere von den Standesvertretern der PflegekraÈfte wird die RepraÈsentanz der Pflege in der GeschaÈftsfuÈhrung als unverzichtbar eingefordert: Die Pflege habe den haÈufigsten Kontakt zum Patienten, die Akzeptanz der Berufsgruppe wuÈrde gesteigert und das Berufsbild der 26 Der Wandel vom Verwalten zum Management Inhalt Suchen 2 z 11 04 Hilfe Treffer Pflege gewaÈnne an AttraktivitaÈt durch die Perspektive, bis in die GeschaÈftsleitung beruflich aufsteigen zu koÈnnen. Ich persoÈnlich halte diese Ûberlegungen fuÈr kurzsichtig: Jede Art von berufsisolierter Kaminkarriere ist auf Dauer eher kontraproduktiv; eine ausschlieûlich berufspolitisch basierte Karriere vernachlaÈssigt auf dem beruflichen Entwicklungsweg die wichtigste Fortbildungskomponente fuÈr einen Manager, naÈmlich den Erwerb einer bereichs- und berufsgruppenuÈbergreifenden Sicht zum Wohle des gesamten Krankenhauses. Die AttraktivitaÈt des Pflegeberufs muû sich in Zukunft ableiten aus den MoÈglichkeiten, die die Mitglieder dieser Berufsgruppe in den unterschiedlichsten Funktionen des Krankenhauses erfolgreich wahrnehmen. Warum soll sich eine Pflegekraft nicht zur Personalleitung eines Krankenhauses entwickeln oder die Position des Einkaufschefs uÈbernehmen oder die medizintechnische Versorgung managen? BerufsuÈbergreifende Job-Rotation Nur eine berufsgruppenuÈbergreifende Job-Rotation bringt die Vielseitigkeitsausbildung, die dringend gebraucht wird, um die Managementpositionen der KrankenhaÈuser qualifiziert zu besetzen. Gerade die PflegekraÈfte mit ihrer Kenntnis des KerngeschaÈftes haben hier hervorragende MoÈglichkeiten, um sich berufsgruppenuÈbergreifend weiter zu qualifizieren und sich bis zum kaufmaÈnnischen GeschaÈftsfuÈhrer zu entwickeln. Ob eine standespolitisch gepraÈgte Akademisierung von PflegekraÈften der richtige Weg ist, bezweifle ich. Die Erfahrungen aus der Industrie zeigen, daû Kaminkarrieren die Tendenz zum Rohrkrepierer haben. 27 2 z 11 05 Controlling als FuÈhrungsaufgabe Inhalt Suchen Treffer Hilfe 2 z 11 | 05 Controlling als FuÈhrungsaufgabe Controlling heiût nicht Kontrolle Controlling wird fuÈr nicht wenige Entscheidungsverantwortliche im Krankenhaus mit dem Buchstaben ¹Kª fuÈr Kontrolle geschrieben. Dies ist eine typische Konsequenz einer tayloristischen FuÈhrungsauffassung, wonach der Controller als Instanz uÈber die Kosten des Unternehmens wacht und der Arzt fuÈr die medizinische QualitaÈt verantwortlich zeichnet. ¹Lieber Arzt, gib mir alle Daten, die deine Arbeitsprozesse nachvollziehbar beschreiben, und ich kontrolliere deine Arbeit auf Erfolg und Wirtschaftlichkeit.ª Diese Philosophie fuÈhrt zu der bekannten Gegenreaktion: ¹Der beste Controller des Arztes ist der Arzt selbstª. Wie ist aus diesem Dilemma herauszufinden? z Zuna È chst ist es notwendig, im Hinblick auf die Verantwortung einer FuÈhrungskraft, eine ganzheitliche Sicht einzunehmen. Neben der Fachverantwortung hat eine FuÈhrungskraft u. a. auch Organisations-, Kosten-, QualitaÈts- und Motivationsverantwortung. Insbesondere ist die Verantwortung des Arztes fuÈr medizinische QualitaÈt von der Verantwortung fuÈr die Kosten dieser QualitaÈt nicht zu trennen. Denn jede fachverantwortliche FuÈhrungskraft (z. B. Arzt) trifft mit ihrer Entscheidung uÈber Art und IntensitaÈt der Diagnosestellung, ebenso mit der Festlegung der internen Organisation und Zusammenarbeit, automatisch auch eine Entscheidung fuÈr das bedarfsgerechte und wirtschaftliche Erbringen dieser Leistungsprozesse. Die Rolle des Controllers konzentriert sich auf die des Methoden- und ProblemloÈsungsspezialisten im Sinne einer UnterstuÈtzungsfunktion fuÈr alle Personen/Instanzen mit Managementaufgaben im Krankenhaus. Der Controller unterstuÈtzt die Fachverantwortlichen in der Wahrnehmung ihrer Managementaufgaben und traÈgt damit indirekt zu Jeder Manager ist auch Controller 28 Controlling als FuÈhrungsaufgabe Inhalt Suchen 2 z 11 05 Hilfe Treffer deren Entlastung bei. Es gilt der Grundsatz: Jeder Manager ist auch Controller. z Controlling ist keine Instanz in der Verwaltung, sondern eine Funktion, die durch das organisierte Zusammenwirken verschiedener Fachleute gebildet wird. z Durchsetzen muû sich auch das Bewuûtsein, daû Controlling erst in zweiter oder dritter Linie mit Rechnungswesen zu tun hat. Es wuÈrde auch niemand auf die Idee kommen, Organisationsarbeit als Aufgabe des Buchhalters anzusehen, nur weil der Kontenplan bzw. der Betriebsabrechnungsbogen ein Abbild der Organisation ist. Controlling heiût planen, berichten, steuern, verbessern und fuÈr unternehmerisches Verhalten belohnen. Abb. 14: Jede FuÈhrungskraft ist auch Controller, weil jeder Manager die Leistungsprozesse in seinem Verantwortungsbereich auch nach unternehmerischen bzw. wirtschaftlichen Gesichtspunkten steuert 29 2 z 11 05 Controlling als FuÈhrungsaufgabe Inhalt Das ist die Aufgabe des Controllers Suchen Treffer Hilfe Controlling hat die Aufgabe, ¹aufschlieûende Fragenª zu stellen: z Tun wir die richtigen Dinge? z Tun wir die richtigen Dinge richtig? z Was ko È nnen wir wie verbessern? z Was mu È ssen wir gewaÈhrleisten, um weiterhin die richtigen Dinge zu tun und die richtigen Dinge noch kostenguÈnstiger zu tun? FuÈr einen Controller, dessen wichtigste Aufgabe es ist, FuÈhrungskraÈfte in ihrer FuÈhrungsaufgabe zu unterstuÈtzen muû die Beeinflussung von kostenverursachenden Faktoren wichtiger sein als deren Erfassung und deren Verteilung. Ich stelle massiv in Frage, ob es immer erforderlich ist, die Kosten zu erfassen, um sie dann zu beeinflussen. Aus meiner Sicht kann der richtige Ansatz nur lauten: z! Frage nicht, wie Kosten verursachungsgerecht verteilt werden koÈnnen, sondern frage, ob die Leistung, die hinter den Kosten steht, uÈberhaupt erforderlich ist. Die Kosten einer nichterforderlichen Leistung braucht man nicht zu erheben oder aufwendig verursachungsgerecht zu verteilen, sondern man muû diese Leistung eliminieren; dann sind auch die Kosten weggefallen. Controlling heiût primaÈr: ¹Die Kernfragen gezielt stellen!ª (Abb. 15). 30 Personalentwicklung: Ein Gesinnungswandel ist erforderlich Inhalt Suchen 2 z 11 06 Hilfe Treffer Abb. 15: Controlling ¹weiû es nicht besserª, sondern ¹weiû, die richtigen Fragen zu stellenª Personalentwicklung: Ein Gesinnungswandel ist erforderlich 2 z 11 | 06 FuÈhrungsstrukturen, die auf den Mitarbeiter als unternehmerisch denkenden Partner des Managements setzen, verdienen sich in der Management-Literatur Bestnoten. ¹Every employee a managerª, forderte Myers in seinem vielbeachteten Buch bereits 1981. Die arbeitstaÈgliche RealitaÈt sieht in den KrankenhaÈusern (aber genauso auch in den Industriebetrieben) noch haÈufig anders aus. 3 Fragen draÈngen sich auf: Will das Management uÈberhaupt den mitdenkenden engagierten Mitarbeiter, oder ist der von Ideen getriebene, sachlich hinterfragende Mitarbeiter eher als StoÈrenfried verfehmt? Querdenker werden als Mangelware be31 Jeder Mitarbeiter ein Manager Will das Management? 2 z 11 06 Personalentwicklung: Ein Gesinnungswandel ist erforderlich Inhalt Kann der Mitarbeiter? Welche Voraussetzungen? Suchen Treffer Hilfe klagt, aber wenn einer erscheint, ist die Diffamierung zum Quertreiber programmiert. In persoÈnlichen GespraÈchen berichten Mitarbeiter aller Hierarchieebenen uÈber ihr ¹Engagement nach 17.00 Uhrª: Als Elternvorsitzende managen sie Besprechungen zielfuÈhrend, in der Selbsthilfegruppe sind sie akzeptierter Coach, als Vorsitzender einer Vereinigung fuÈr krebskranke Kinder verhandeln sie gewitzt mit Industriesponsoren. Nur in der Zeit von 8.00 Uhr bis 16.30 Uhr haben sie ihre Bereitschaft zum Engagement beim KrankenhauspfoÈrtner geparkt. Kann der Mitarbeiter diese Engagementleistung, die fuÈr das Funktionieren einer delegationsorientierten Organisations- und FuÈhrungsstruktur Voraussetzung ist, uÈberhaupt erbringen oder ist er grundsaÈtzlich uÈberfordert? GrundsaÈtzlich gilt: wer nicht gefordert wird, kann sich auch nicht entwickeln, wem nicht vertraut wird, der kann sich auch nicht als vertrauenswuÈrdig erweisen. Andererseits sind idealisierende Vorstellungen von der generellen LeistungsfaÈhigkeit ¹desª Mitarbeiters zur BewaÈltigung der RealitaÈt wenig hilfreich. Unter RuÈckgriff auf die Motivationsstudie meines Kollegen Corell muû ich feststellen, daû ca. 30% der Mitarbeiter delegationsfaÈhig im unternehmerischen Sinn sind, weitere 30% kann man ¹mitreiûenª, aber die verbleibenden 40% der Mitarbeiter fordern die FuÈhrung bis zum Herzinfarkt. Ûbrigens: zu diesen 40% gehoÈren auch diejenigen FuÈhrungskraÈfte, TraÈgervertreter und AufsichtsraÈte, die uÈber ihre politische Mandatsorientierung jegliche Sachentscheidung zum Spieûrutenlaufen fuÈr zielorientierte Engagierte werden laÈût. Welche Voraussetzungen sind zu leisten, um Mitarbeiter ¹delegationsfaÈhigª zu entwickeln? Weder die regelmaÈûige Fachfortbildung, noch wissensvermittelnde Seminare 32 Personalentwicklung: Ein Gesinnungswandel ist erforderlich Inhalt Suchen 2 z 11 06 Hilfe Treffer koÈnnen dieses Lernziel unterstuÈtzen. Gefragt ist eine Personalentwicklung, durch die z Problemlo È sungsfaÈhigkeit in sog. ¹Organisationsfamilienª an konkreten Fragestellungen des TagesgeschaÈfts trainiert wird; z Lernen durch systematisches Probieren und aktives, verantwortliches Tun ermoÈglicht wird; z der GeschaÈftsprozeû als Lernfeld begriffen wird und nicht die aktuelle Funktion. Die Weiterbildungsschwerpunkte muÈssen in Zukunft so ausgelegt sein (Abb. 17), daû neben der fachlichen Professionalisierung insbesondere unternehmerische Kompe- Weiterbildung in der Zukunft Abb. 16: Nur etwa 30% der Mitarbeiter sind ¹delegationsfaÈhigª im Sinn der anspruchsvollen TheorieansaÈtze und Managementempfehlungen zur FuÈhrung 33 2 z 11 06 Personalentwicklung: Ein Gesinnungswandel ist erforderlich Inhalt Suchen Treffer Hilfe Abb. 17: Kommunikations- und ProblemloÈsungsfaÈhigkeit sowie Kenntnis der GeschaÈftsprozesse sind die Ziele einer Lernkultur tenz, ProblemloÈsungsfaÈhigkeit und GeschaÈftsprozeûverstaÈndnis vermittelt werden. Kundenorientierte und Mitarbeiterengagement herausfordernde FuÈhrungskonzepte setzen 2 Vorleistungen voraus: z die Delegation von ganzheitlicher Problemlo È sungsverantwortung nach dem Prinzip der fallabschlieûenden Verantwortung und z die ¹Vielseitigkeitsausbildungª der Mitarbeiter, die notwendig ist, um die delegationsgeforderten Kollegen nicht unfair zu uÈberfordern. z! FuÈhrung hat die Aufgabe, den Mitarbeiter zu fordern, aber gleichzeitig auch die Verpflichtung, alle notwen- 34 Personalentwicklung: Ein Gesinnungswandel ist erforderlich Inhalt Suchen 2 z 11 06 Hilfe Treffer digen unterstuÈtzenden Rahmenbedingungen zu gewaÈhren, durch die ansonsten der Arbeitserfolg gefaÈhrdet waÈre. FuÈhrung muû den Mitarbeiter ¹loslassenª, damit er aus eigener Erfahrung lernen kann. Vergleicht man das Primary-Nursing-Konzept auf Basis von Kriterien einer delegationsorientierten FuÈhrungsstruktur mit dem in Deutschland uÈblicherweise anzutreffenden Stab-Linien-Konzept der Pflegeorganisation, so wird deutlich, welche Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit besteht. Der lange Weg zur Realisierung einer Organisations- und FuÈhrungsform, die den Namen ¹Gruppenarbeitª verdient, fuÈhrt zwingend uÈber das Lernziel ¹Vielseitigkeitsqualifikationª; dieser Weg ist bisher nur reklamiert, aber bei weitem noch nicht eingeschlagen. Welches interdisziplinaÈre Team ist wirklich autonom bezuÈglich z interner Auftrags-(Patienten-)Steuerung, z Ressourcenversorgungsmanagement, z Ablauforganisation, Personaleinsatz, z Personalentwicklung und z kontinuierlicher Verbesserung? FuÈhrungsform ¹Gruppenarbeitª Wenn der Mitarbeiter ein zentraler Erfolgsfaktor eines jeden Unternehmens ist, dann muû doch sehr verwundern, in welcher Weise uÈber den ¹Faktor Personalª in den KrankenhaÈusern gedacht wird und welche Rolle dieser Faktor insbesondere in den RationalisierungsuÈberlegungen der KrankenhaÈuser spielt. z Die TQM-Protagonisten unterstellen, daû Qualita Èt nicht durch das System entsteht (und nicht ¹erpruÈftª werden kann), sondern nur durch qualitaÈtsbewuûte Mitarbeiter realisierbar ist. Allerdings ist der Mitarbeiter in den Die Rolle des ¹Faktors Personalª 35 2 z 11 06 Personalentwicklung: Ein Gesinnungswandel ist erforderlich Inhalt Suchen Treffer Hilfe wenigsten FaÈllen mit den Techniken der ProblemloÈsung (KAIZEN, CQI-Tools) vertraut und es fehlt aufgrund des TagesgeschaÈftes die Zeit zur DurchfuÈhrung von QualitaÈtszirkeln, Speed Teams, Projektgruppen etc. z Die Rationalisierungs-Vertreter stellen fest, daû 70% der Kosten im Krankenhaus durch den ¹Faktor Personalª verursacht werden und nur etwa 18% durch Verbrauchsmaterial. Der vermeintlich logische Schluû: Kostensenkungsmaûnahmen im Krankenhaus muÈssen am Personalbestand ansetzen und weniger an der Medikalproduktelogistik, der Apothekenversorgung etc. Nagelprobe Rationalisierung Ist diesen Rationalisierungs-Vertretern eigentlich bewuût, daû der ¹Erfolgsfaktor Menschª die Grundlage darstellt fuÈr z Patientenorientierung (Zuwendung, Zeit haben usw.), z Innovations- und Qualita Ètsverbesserung (Entwicklung und schrittweiser Einsatz schonender diagnostischer und therapeutischer Verfahren) und z Kostensenkung (erkennen von Einsparungen, wirtschaftliches Verhalten usw.)? Offenbar nicht! Der Mensch erbringt die Leistung Letztlich ist es der Mensch, der die ¹Leistungª zu erbringen imstande ist, die gerade von einem Krankenhaus gefordert wird, naÈmlich ¹Menschlichkeitª. z Wer den Faktor Personal zum Rationalisierungsschwerpunkt erhebt, kann nicht gleichzeitig die Mitarbeiter auffordern, sich an Organisationsoptimierung, QualitaÈtsverbesserung und Kostensenkung zu beteiligen. z Wer einseitig Personal rationalisiert, bewirkt eine deutliche Verschlechterung der Kommunikation und wirkt so einer reibungslosen Zusammenarbeit entgegen. 36 Personalentwicklung: Ein Gesinnungswandel ist erforderlich Inhalt Suchen 2 z 11 06 Hilfe Treffer Abb. 18: Den Mitarbeiter als Erfolgsfaktor zu betrachten heiût, seine Initiative zu foÈrdern Der Gesinnungswandel im Personalmanagement setzt schon bei den Begrifflichkeiten an: Personal ist kein Produktionsfaktor, dessen Substituierbarkeit gegen andere Faktoren wie Betriebsmittel oder Finanzmittel staÈndig auf dem PruÈfstand betriebswirtschaftlicher Betrachtung steht. Wirkliche Ressourcen sind: Sinngebung in der Arbeit, Bereitschaft zum Mittun, produktive Neugier. Vielleicht ist es in Zukunft wichtiger, als FuÈhrungskraft uÈber die Gestaltung der FuÈhrungsbilanz (Abb. 18) nachzudenken, als uÈber MoÈglichkeiten der Kapitalbilanz-Kosmetik zu sinnieren. 37 2 z 11 06 Personalentwicklung: Ein Gesinnungswandel ist erforderlich Inhalt Suchen Hilfe Treffer z zusammenfassung FuÈhrungskonzepte sind weder ¹modernª noch ¹zeitgemaÈûª. FuÈhrungskonzepte muÈssen Hilfestellung leisten und Orientierung bieten bei der schwierigen Aufgabe, Mitarbeiter und externe Partner situationsgerecht, zielfuÈhrend und wissensmobilisierend in die Entscheidungsprozesse einzubinden. Ein MerkmalsfaÈcher erfolgreicher FuÈhrung scheint darin zu bestehen, dem Mitarbeiter ProblemloÈsungsverantwortung zu delegieren, die Organisation nach dem Prinzip der fallabschlieûenden Verantwortung zu strukturieren, Personalentwicklung auf ¹Lernen durch Tunª auszulegen und bei der Besetzung von FuÈhrungsinstanzen der unternehmerischen Qualifikation den Vorrang vor politischem Interessenproporz einzuraÈumen. Literatur CKM-Studie (noch nicht veroÈffentlicht) Krankenhaus-Management im Wandel. Centrum fuÈr Krankenhaus-Management, MuÈnster Eiff W von (1991) Organisation ± Erfolgsfaktoren der UnternehmensfuÈhrung. Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech Eiff W von (Hrsg) (1999) KrankenhaÈuser im Leistungsvergleich. Verlag Bertelsmann Stiftung, GuÈtersloh, S 110±113, 252±264 Mohn R (1999) Rahmenbedingungen der FuÈhrung. In: Eiff W von (Hrsg) (1999), S 31±46 Myers MS (1981) Every Employee a Manager, 2nd edn. McGrawHill, New York Weiter 38
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