PARACELSUS Health & Healing Paracelsus – Die sieben Metalle: Aurum Homöopathie: Calcium carbonicum Das ethische „Gesetz in mir“ Vom Wesen der Biologischen Medizin Von der Viersäftelehre zur modernen Naturheilkunde Paracelsus Health & Healing 1/ III w w w. p ar a c e l s u s - c e n t e r. ch He f t Nr.1 / III · No v e mb e r 2 0 0 5 Anzeige Aurum Potabile… …das legendäre Trinkgold der Alchemisten und weitere Lebenselixiere des Pa r a c e l s u s Als Urtinktur oder Anwendungsverdünnung - die 7 Metall-Essenzen aus den 7 Planeten-Metallen u.a. Silber, Kupfer, Eisen, Zink - die 9 Edelstein-Essenzen aus den 9 Haupt-Heilsteinen des Ayurveda und der Alchemie u.a. Diamant, Rubin, Smaragd - alchemistische Notfall-Tropfen das „Edelstein-Rescue“ und das „Metall-Rescue Electrum“ Bücher - Schätze der Alchemie: EDELSTEIN-ESSENZEN - Schätze der Alchemie: METALL-ESSENZEN Benny-Energiebär das energetisierte Kuscheltier harmonisiert und beruhigt Kinder und Erwachsene per „Information“ Kinotakara Entschlackungspflaster Entschlacken im Schlaf: einfach unter die Füße kleben allesgesunde-Versand Ulrike Wiedemann Otto-Raupp-Str. 5 D-79312 Emmendingen Tel. +49-7641-935698 · Fax. -935699 e-mail: info@allesgesunde.de Shop: www.allesgesunde.de Weitere Infos: www.aurum-potabile.com www.edelstein-essenzen.de Inhalt Editorial .............................................. 3 Paracelsus – Die sieben Metalle: Aurum II............................. 4 Heil-Rezepte...................................... 8 Editorial Seit ältester Zeit gibt es im Himalaya eine einfache Lebensweise, um die Gesundheit zu erhalten. Sie umfasst - eine kurze Atemübung (Pranayama) am Morgen, nicht länger als 5 Minuten, - den Verzehr von Gemüsen, Früchten, Milch und Getreide, - geeignetes Schuhwerk für draußen, - eine positive Einstellung im Denken, um die Tagesereignisse anzunehmen. Fleisch, Alkohol und Rauschgift gelten als Feinde der Gesundheit. Bis heute folgen viele Menschen in den entlegenen Himalaya-Tälern diesem diätetischen System. Jene einfachen Bergbewohner haben eine viel bessere Gesundheit als die Stadtbewohner überall auf dem Planeten. Man vermeidet es, Spargel, Sellerie und Knoblauch zu essen. Diese Gemüse gelten als Medikamente, und sie werden bei gesundheitlichen Störungen gegeben. Zum täglichen Leben gehört auch, sich in der Sonne aufzuhalten, in Flüssen zu baden, Wasser zu trinken und um Feuerstellen zu sitzen. Dadurch erhält man eine bessere psychische Energie. Dies alles gehört zum Allgemeinwissen der Menschen in jenen Tälern. In Der „Magnet der Weisen“ .............. 12 der Natur mit ihrer Pflanzenwelt unterscheiden sie Spender, Erhalter, Wiederhersteller und sogar Zerstörer des Lebens. Je nachdem, was gerade benötigt wird, nutzen sie die Naturprodukte für alle vier Richtungen. Durch die Erhöhung des Mineralgehalts im Erdboden kann man die Aktivität der pflanzlichen Substanz ganz einfach verstärken. Jene Bergbewohner kennen die entsprechende Technik und kultivieren den Boden auf diese Weise. In diesen Tälern gibt es viel Wissen über Gesundheit und Heilung, das für die wissenschaftliche Forschung und für einfache Heilungstechniken von Nutzen ist. Manchmal müssen wir einfacher sein, um Lösungen für komplizierte Heilungen zu finden. Bessere Gesundheit geht häufig mit einer einfachen und natürlichen Lebensweise einher. Möge das Wissenschaftszeitalter die Menschheit zur Einfachheit führen. Homöopathie: Calcium carbonicum ....................... 17 Dr. K. Parvathi Kumar Von der Viersäftelehre zur modernen Naturheilkunde ............ 45 Ayurvedische Prinzipien VII........... 20 Okkultes Heilen IV ........................... 22 Heilen im Neuen Zeitalter .............................................. 24 Medizin und Tao im traditionellen China I ................................................. 26 Quantenphysik und Bewusstsein II ................................... 30 Bioresonanz: Therapie mit Zukunft VI ................. 34 Das ethische „Gesetz in mir“ ........ 38 Vom Wesen der Biologischen Medizin III .......................................... 40 „So sollt ihr leben” VII .................... 49 Impressum.......................................... 51 Paracelsus Health & Healing 1/ III 3 Paracelsus – Die sieben Metalle Sabine Mrosek 1. Aurum (Teil 2) Sabine Mrosek ist Naturheilpraktikerin und klassische Homöopathin. Sie führt seit 20 Jahren eine Praxis in Luzern, Schweiz. Gold als Heilmittel Für Paracelsus war Gold ein Universalheilmittel, von den Alchemisten auch Panacea genannt, was aus dem Griechischen abgeleitet wurde: „Unter allen Elixieren ist das Gold das höchste und das wichtigste für uns. Das Gold kann den Körper unzerbrechlich erhalten. Trinkbares Gold heilt alle Krankheiten, es erneuert und stellt wieder her.“ Gold wird heute eingesetzt bei: HerzKreislaufkrankheiten, Herzkrämpfen, psychosomatischen Herzbeschwerden, Blutdruckschwankungen, Depressionen, Angstzuständen, Anregung der Vitalität und Verbesserung der Lebensfreude, Rheuma, Gicht, Sklerosen, zu schnellem Alterungsprozess und bei Autoimmunkrankheiten. Paracelsus hat Gold bei folgenden schweren Krankheiten erfolgreich eingesetzt: Kontrakturen und Lähmungen Paracelsus schreibt, dass die Kontrakturen (Verkürzung bestimmter Muskeln) und Lähmungen am häufigsten durch Verletzungen zustande kommen. „Diese Kontraktur kommt durch äußere Zufälle zustande, wie durch Hauen oder Fallen.“ (II, 80) 4 Paracelsus Health & Healing 1/ III Dadurch kann es zu Lähmungen kommen: „Erstens durch eine Verstopfung im Fleisch, so dass keine Nahrungssäfte durchgehen können, davon entstehen gelähmte und schwindende Glieder, wie wir es noch bei der Schwindsucht berichten werden.“ (II, 80) Weitere Ursachen für Kontrakturen sind Ablagerungen von Grieß, Stein, aber auch von Wein, Zorn oder Koliken. Durch Grieß und Stein tritt die Lähmung „nur unterhalb des Gürtels mit vielen Schmerzen und Wehetagen auf. Zuletzt sind die Kranken, bevor sie sterben, unempfindlich, sehr krumm und lahm und liegen, ohne sich bewegen zu können. Manchmal ist die Lähmung unsichtbar nur im Bauch mit Grimmen, dabei kommt es zur Lähmung der Därme …“ (II, 81) Die Ursache liegt darin, dass Grieß oder Sand die Lebenskraft und den Lebenssaft verletzt in dem Sinne, dass das Gewebe nicht mehr mit Nährstoffen und Lebensenergie versorgt werden kann. Liegt die Schwäche und Schädigung in den Armen und Beinen, kann es zu Schwindsucht führen. „Durch viel essigähnliche Säure der Galle kommt es zum Zittern in den Gliedern, an mancher Stelle mehr als an einer anderen, manchmal mit zusammengezogenen Gliedern, weil es die Natur der Säure der Galle ist, zusammenzuziehen …“ Auch Zorn oder Neid können zu Krümmungen und Lähmungen im ganzen Körper führen. „Keine Kontraktur ist ärger. Sie ist eine Entzündung des ganzen Körpers und ist in allen inwendigen und auswendigen Gliedern verteilt.“ (II, 85) Die Kontrakturen, die durch den Wein entstehen, sind am schwersten zu behandeln. „Sie kommen zustande, weil der Wein einen feinen, scharfen Geist enthält. Wenn der Wein getrunken wird, vereinigt sich dieser Weingeist mit dem Lebenssaft, … weil er vom Lebenssaft als Nahrung und wegen der Ähnlichkeit angezogen wird … Wenn der Wein im Lebenssaft wohnt, bringt er denselben mit der Zeit zum Austrocknen. Je mehr Wein getrunken wird, desto mehr gewinnt er die Oberhand und verzehrt den Lebenssaft. Dies geschieht so lange weiter, bis nichts mehr vom Lebenssaft da ist. Auf diese Weise wird das Glied der Nahrung und Beweglichkeit beraubt und stirbt ab. Die Adern ziehen sich infolge ihrer Trockenheit zusammen. Es kommt zur Schwindsucht …“ (II, 87) Damit diese Kontrakturen und Lähmungen geheilt werden können, braucht es Arzneimittel, die porenöffnende, säftewärmende und nervenreinigende Wirkung (Aperitiva, Calefacientia, Humectantia) haben, schreibt Paracelsus. Aurum potabile und Aurum Oeli gehören zu den Mitteln. Ist ein Glied bereits abgestorben (infolge von Gefäßverkalkung oder Thrombose), sind wiederbelebende Arzneimittel notwendig. Paracelsus nennt diese Mittel Confortativa, durch die der Lebensgeist mit Gewalt in die Glieder getrieben wird, um von ihnen den vergifteten Lebensgeist auszutreiben. Nur ein geistiges (alkoholisches) Arzneimittel vermag durch den ganzen Körper zu dringen. Man unterscheidet innere und äußere Mittel. Die inneren sollen purgieren (reinigen), erwärmen oder abkühlen. Hierzu gehören Aurum potabile, Oleum Auri, Essentia Antimonii, Oleum Vitrioli, Aqua Tartari, Quinta Essentia Lapidum, Corallorum usw. In diesen Arzneimitteln liegt eine mächtige Kraft. Aurum potabile ist eines der wichtigsten Mittel und ein Confortativum höchster Potenz. Es erneuert die Lebenskraft im Körper. Bei Kontrakturen der Glieder, bei Lähmungen, Rheuma und Gicht ist Aurum ein hervorragendes Heilmittel. Epilepsie Paracelsus nennt nebst Eichenmistel (Viscus Quercinus), Mandragorae (Alraum, Papaver (Schlafmohn), Jusquiamus (Bilsenkraut), Poenia (Pfingstrose) u. a. folgende Arzneimittel, die helfen, Epilepsie oder die hinfallende Krankheit, wie er sie nennt, durch ihre Stärkung der Natur zu heilen: „Aurum Potabile, Oleum Auri, Quinta Essentia Auri, Mercurius Reverberatus, Materia Perlar, Solutio Corallorum, Magister, Antimonij, Extractio Sulphuris etc. Voller Begeisterung schreibt er: „Diese Arzneimittel besitzen eine wunderbare Kraft. Es ist kaum zu glauben, dass in der Natur eine solche Kraft verborgen liegen soll, die solche und andere Krankheiten heilt, die sonst in keiner anderen Weise geheilt werden können. Darum sollen wir in der Medizin nicht verzagen und verzweifeln, denn der, der die Feinde geschaffen hat, hat auch die Feinde gegen die Feinde geschaffen, und es gibt keine Krankheit, die den Menschen unbedingt tötet oder töten kann. Denn alle Krankheiten ohne Ausnahme können geheilt werden, nur gibt es manche, bei denen wir es noch nicht verstehen.“ (II, 57) Alchemistische Herstellung von Gold Gold muss nach Paracelsus erst zersetzt, d. h. von seinem Körper befreit, gereinigt und erhöht werden. Erst durch die „Tötung“ und „Wiederbelebung“ kann aus dem Gold ein hohes Heilmittel werden: „Alle Corpora also, die dir feindlich sind, müssen hinweggenommen wer- den, auf dass alle Gegenmittel dahinschwinden und du das Gute erhältst, das du suchst. Und ebenso wie kein Stück Gold nütze und gut, das nicht ins Feuer gebracht wurde, ebenso wenig ist auch die Arznei nütze und gut, die nicht durchs Feuer geht, denn alle Dinge müssen durchs Feuer in anderer Form wieder geboren werden, in der sie dem Menschen dienstlich sein sollen. Denn der Arzt soll nicht Gifte, sondern Arcana brauchen.“ (I, 395) Aus dem metallischen Gold wird auf alchemistischem Wege das Allheilmittel Aurum Potabile zubereitet. Bereits geringste Spuren von Gold wirken wie ein Katalysator im Stoffwechsel und beeinflussen das Nervensystem positiv. *** Herstellung von Aurum potabile Das Aurum potabile wird hergestellt, wenn man Gold mit anderen Mitteln und Flüssigkeiten vermengt und dadurch trinkbar macht. Rec. Aurum foeliatum (Blattgold) oder gepulvertes Gold Löse es zu einem Succus (Saft) unc. 1 (30 g) Aceti dest., Acetum purum = reiner Essig, so viel wie gebraucht wird. Destilliere die Stoffe und scheide sie so lange, bis kein Zusatz mehr geschmeckt werden kann. Nimm dann von dem unten genannten Aq. Vitae unc. 5 (= 150 g), mische es dazu, gib es in einen Pelikan und lasse alles einen Monat lang digerieren. Aurum potabile und Aurum Oleum haben eine gute Wirkung bei Kontrakturen (Versteifung) der Glieder. Paracelsus Health & Healing 1/ III 5 Paracelsus – Die sieben Metalle Herstellung von Aqua vitae Rec. Vini ardentis, Spiritus ardens = Branntwein, Weingeist, zehn Pfund; Rosarum, Mel rosatum = Rosenhonig Melissae, Melissa officinalis Rosmarini, Rosmarinus officinalis Anthos Cheiri = Ätherisches Öl der Rosmarinblüte Folior. Hellebori utr. (das heißt nigr. et alb.), Helleborus niger und Helleborus albus = Schwarze Nieswurz Majorani Mj (eine handvoll), Origanum majorana Goldsand Cinamoni, Cinnamomum aromaticum = Zimt Maceris, Myristica fragrans = Muskatnussblüte Muscatae nuc., Myristica fragrans, Nux moschata = Muskatnuss Caryophyllorum, Caryophyllata officinalis, Geum urbanum = Gewürznelke Paradisi Gran., Grana paradisi, Aframomum-Arten = Paradieskörner Piperum omnium = ganzer Pfeffer, Piper nigrum Zinziberis, Zingiber officinale = Ingwer (Ginger) Cubebarum, Piper cubeba, Cubeba officinalis = Kubebenpfeffer ana zwei Unzen Succi Chelidoniae, Chelidonium majus, Chelidonium grandiflorum = Schöllkraut Tapsi, Verbascum thapsus = Echte Königskerze 6 Paracelsus Health & Healing 1/ III Melissae ana eine halbes Pfund, Melissa officinalis Cinerum fabarum fünf Unzen (150 g). Mische diese Mittel zusammen. Lasse sie zehn Tage im Pelikan digerieren, dann sondere sie ab und gebrauche das Mittel wie oben. Herstellung von Oleum Auri Rec. Nimm den Saft des Goldes, der vom ganzen Gold durch Essig geschieden wurde und lasse ihn 14 Tage im unten aufgeführten Digest kochen. Destilliere das Ganze durch ein Bad, so dass dir ein dickes Öl bleibt. Das ist Gold-Öl ohne jede Beimengung. Das Rezept für den Digest ist: Rec. Succi Chelidoniae ein Pfund, Chelidonium majus, Chelidonium grandiflorum = Schöllkraut-Saft Aquae Vitae circulatae = Weingeist vier Pfund gelösten Spiritum Salis, Spiritus Salis acidum = saurer Salzgeist drei Unzen. Mische dies zusammen und gebrauche es nach obiger Vorschrift. aa (ana) = eine gleiche Menge Rec. oder Rp. = Recipe = nimm Unc. = Uncia = 1 Unze = 1 Bund = ca. 30 g Mj = Manipulus = Handvoll = 1/2 Unze Literatur: Paracelsus: Sämtliche Werke, Bd. I, II, III. Anger – Verlag Eick „Der Schlüssel zur körperlichen Gesundheit liegt darin, für die tägliche Aufnahme und Umsetzung körpernotwendiger Stoffe sowie für die Ausscheidung zu sorgen.“ Dr. K. Parvathi Kumar Paracelsus Health & Healing 1/ III 7 Heil-Rezepte Fälle aus der homöopathischen Praxis Ein Bruder und eine Schwester von 3 Jahren, bzw. 3 Monaten wurden wegen juvenilem Asthma und chronisch wiederkehrender Bronchitis in die Praxis gebracht. Der Bruder, R.K. Buman, wurde am 5.8.80 mit folgenden Symptomen gebracht: 1. Trockener Husten, der 3 Tage nach der Geburt begann, begleitet von Erbrechen. 2. Häufige Erkältungen, nach denen der Husten einsetzte. 3. Begleitendes Fieber. 4. Wenig Nahrungsaufnahme wegen mangelndem Appetit. Erbricht, wenn er zum Essen gezwungen wird. 5. Schmerzen in der Nabelgegend. 6. Mental eigensinnig, grob, reizbar und mürrisch. 7. Schmerzen in den Beinen. 8. Würmer im Stuhl. 9. Ständiges Verlangen nach einem Ventilator, ohne den er nicht schlafen konnte. Verlangen nach Eis, das aber die Beschwerden verschlechterte. 10. Kalte Luft und Wetteränderung führen zu Verschlechterung. 11. Tastbare Drüsen in der Halsregion. Er wurde mit akutem Fieber, Erkältung und Husten gebracht, aber er kam nicht zur Ruhe. Sein Zustand verschlechterte sich am Abend und in der Nacht. 8 Paracelsus Health & Healing 1/ III Dr. Bhaskar gab ihm eine Gabe Pulsatilla C30 am 5.8.80. Alle Symptome besserten sich, nur der trockene Husten blieb. Der Junge war dünn und schwächlich, und er nahm nicht zu. Er bekam eine Gabe Calc. carb. C200 am 15.8.80, aber es trat keine Veränderung ein. Am 29.9.80 berichteten die Eltern von unwillkürlichem Wasserlassen sogar beim Sprechen, und er hatte jeglichen Appetit verloren. Mit diesen beiden Leitsymptomen und weiteren in der Gesamtheit verschrieb ich Causticum C200. Der Junge erholte sich in der folgenden Woche bis zum 19.9.80. Der Appetit verbesserte sich, das Einnässen stoppte, der Husten wurde besser, blieb aber noch. Am 19.9.80 wiederholte ich Causticum C200, da der Husten wieder schlimmer wurde. Der Zustand besserte sich. Ich wiederholte Causticum C200 am 18.10.80 und am 24.10.80. Außerdem gab ich ihm täglich Calc. phos D6. Der Junge erholte sich, er nahm zu und hatte weder Fieber, Erkältung noch Husten. Ruhr mit Schleim, Fieber und Koliken traten am 10.12.80 auf. Dr. G. S. R. Murthy gab ihm eine Dosis Aloe C30 und wiederholte diese am 12.12. und am 14.12.80. Das Fieber sank, der Schleim blieb. Am 9.1.81 wurde eine Dosis Causticum C200 wiederholt, als der Schleim verschwand. Causticum C200 wurde am 3.2. und 17.2.81 wiederholt. Alles heilte aus bis auf die Erkältungen. Die Drüsen am Nacken waren abgeschwollen. Er konnte täglich Eis essen, ohne dass Folgen auftraten. Die Behandlung war beendet. Nach 10 Monaten bekam er etwas trockenen Husten begleitet von leichtem Schielen. Causticum C200 und 1M zeigten keine Wirkung. „Angezeigte Mittel ohne Wirkung“ ließen mich an Sulphur denken, und er bekam eine Dosis C200 am 9.2.81. Der Junge besserte sich allmählich und braucht heute keine Mittel mehr. Die Symptome seiner Schwester Ratna Burma waren wie folgt: 1. Schwere Anfälle mit Erkältung und Husten, die sich im Winter, bei bewölktem Himmel und bei jeder Wetteränderung verschlechterten. 2 Würmer im Stuhl mit Schleim. 3. Weiße Punkte an den Beinen. 4. Rasseln in der Brust (Schleim), das sich nach Erbrechen besserte. 5. Schlechter Appetit. Am 20.12.81 verordnete Dr. O. Ramachandrarao eine Gabe Pulsatilla D6, worauf sich nur das Fieber besserte. Am 26.12.81 verordnete ich ihr eine Gabe Psorinum C200 und wartete 2 Wochen ab. Der Zustand des Kindes verbesserte sich deutlich, die Flecken an den Beinen wurden stärker. Ich wiederholte Psorinum C200 am 26.12. mit sehr guter Wirkung. Das Mädchen konnte sich im Januar bei nebligem Wetter draußen aufhalten. Die Flecken blieben. Nach einer weiteren Gabe Psorinum C200 am17.3.82 verschwanden die Flecken, und das Mädchen ist jetzt völlig beschwerdefrei. Dr.E.V.M. Acharia, DHMS Fußleiden Es kam ein Herr zu mir, der nicht mehr selbst aus dem Wagen steigen konnte; mühsam und langsam schleppte er sich mit zwei Stöcken fort. Er erzählte: „Vor sechs Jahren überfiel mich ein Schmerz in meinem rechten Fuß. Das Knie war etwas geschwollen, der Schmerz steigerte sich von Woche zu Woche; die Kraft in demselben ließ auch nach, und es kam mir vor, als ob der ganze Fuß absterbe. Wenn ich in der Nacht aufwachte und mit dem linken Fuß an den rechten kam, so war er eiskalt und schien mir wie tot zu sein. Ich habe einen berühmten Arzt in einer Hauptstadt aufgesucht; es wurde verschiedenes geraten und angewendet: Gift und nicht Gift; ich habe mehrere Ärzte befragt, und einer elektrisierte meinen Fuß siebzig Mal, doch alles vergebens. Auch der rechte Arm und die ganze rechte Seite wurden schwächer, und ich habe keine andere Aussicht mehr, als dass die ganze Seite lahm würde. Ich bin erst 29 Jahre alt.” Wo fehlte es wohl hier? Ganz einfach: Es staute sich das Blut im Schenkel und im Knie, der regelmäßige Blutumlauf war gestört. Es drang nicht mehr so viel Blut in den Fuß, als nötig war, zuletzt fast keines mehr, deshalb auch keine Wärme, und so musste natürlich der ganze Fuß verkümmern. Mit der Zeit stellten sich auf dieser Seite weitere Störungen im Blutlauf ein, und das Übel vergrößerte sich. Die Aufgabe der Heilung bestand darin, dass der rechte Blutumlauf wiederhergestellt werde, dass alle Teile des Körpers gleichmäßig genährt und erwärmt werden und somit auch der ganze Leib gleichmäßig gekräftigt werde. Zu diesem Zweck folgende Behandlung: 1. Jeden Tag zwei Obergüsse und zwei Schenkelgüsse. 2. Jeden Tag zweimal im nassen Grase barfuß gehen, weil es Frühling war. 3. Jeden Tag eine Tasse Tee von Wacholderbeeren und Wermut, in drei Portionen trinken (morgens, mittags, abends). Die Wirkung war ganz auffallend: Nach 16 Tagen war aller Schmerz verschwun- den, der Blutlauf vollständig hergestellt, und der Wiedergenesene wanderte mit Jubel umher wie andere Gesunde. Bei der Kur hob er ganz besonders hervor, dass er gemerkt habe, wie nach dem zweiten Schenkelguss das Blut von oben nach unten in den Fuß gedrungen sei und denselben ganz rasch erwärmt habe. Die Schenkelgüsse bewirkten, dass das Blut in einen raschen Gang kam und die Anstauungen des Blutes beseitigt wurden. Die Obergüsse bewirkten dasselbe im oberen Körper, wo auch der Arm schon geschwächt, weil nicht hinlänglich genährt war, während die übrigen Teile des Körpers gesund waren. Der Tee aber bewirkte eine gute Verdauung, und so trat eine rasche Kräftigung des ganzen Körpers ein. Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897), aus: So sollt ihr leben Oberguss Paracelsus Health & Healing 1/ III 9 Bruch/Hernie Heil-Rezepte Eine Hernie ist eine Ausstülpung des Bauchfells durch eine Lücke in der Bauchwand und wird im Volksmund auch als „Bruch“ bezeichnet. Der durch das Bauchfell gebildete Bruchsack kann Darmteile enthalten, Teile des großen Netzes, das den Darm außen überdeckt, oder er kann mit Flüssigkeit gefüllt sein. Seltener kann der Darm auch in einer Bauchfelltasche innerhalb der Bauchhöhle eingeklemmt werden. Etwa vier Prozent der Bevölkerung erkranken in ihrem Leben einmal an einer Hernie. Im Kindesalter sind fast ausschließlich Jungen betroffen, und auch später erkranken vor allem Männer daran. Es gibt je nach dem Ort, an dem sie in Erscheinung treten, verschiedene Hernienarten: z. B. der Leistenbruch, er ist die häufigste Bruchform; der Nabelbruch; Zwerchfellbruch u. a. m. Das Krankheitsbild n Es können ziehende Schmerzen an der Durchtrittsstelle („Bruchpforte“) auftre- ten besonders bei körperlicher Belastung, Husten oder Stuhlgang und zwar bevor die Vorwölbung zu sehen ist. n Die Hernie zeigt sich äußerlich als Vorwölbung der Bauchwand („Bruchgeschwulst“). Sie kann ständig vorhanden sein oder nur im Stehen und bei Belastung heraustreten. Meist verschwindet sie im Liegen oder durch Druck mit der Hand. Komplikation „Einklemmung“ (Inkarzeration) ist die wichtigste und gefährlichste Komplikation. Sie tritt immer plötzlich auf. Die Bruchgeschwulst lässt sich nicht mehr ins Bauchinnere zurückschieben, sie schmerzt extrem, wird teigig geschwollen und gerötet. Wenn Darmschlingen in der Bruchgeschwulst gefangen sind und abgeklemmt werden, führt dies zum Darmverschluss. Dann muss schnell operiert werden, weil sonst das eingeklemmte Gewebe wegen mangelnder Durchblutung absterben kann. Hernie schematisch Bauchfell Darm Bauchmuskulatur Haut Darmsegment im Bruchsack Bauchfell Bruchgeschwulst 10 Paracelsus Health & Healing 1/ III PARACELSUS gibt folgende Rezepte für den „Bruch“ an: Betonica (= Stachys officinalis = Betonie, Echter Ziest, Heilziest) Es gibt kein Kraut (außer 3, die in Wundtränke kommen), das kräftiger bei einem Bruch der Kinder ist als Betonica in Wein gekocht und warm über den Bruch gelegt. Man muss zu Betonica Saniculus albus (= Sanicula europaea = Bruchkraut, Heil aller Schäden, Sanikel) geben. Dies soll zusammen gestoßen und aufgelegt werden. Ein Trank davon gesotten und getrunken, heilt auch einen Bruch (rupturam), wenn die Eisenbänder vorher da sind. III, 551 Porrum (= Allium porrum = Lauch, Suppenlauch): Der Saft von Porrum und die trockenen Wurzeln von Consolida (= Symphytum officinale = Beinwell, Wallwurz) sollen gestoßen und gemischt werden. Dies soll man auf einen Bruch auflegen und es heilt ihn. III, 554 Beinwell (Symphytum officinale) Literatur: Paracelsus: Sämtliche Werke, Bd. III. Anger – Verlag Eick Die Teufelsbrücke über den Fluss Sihl, in der Nähe des Geburtshauses von Paracelsus Paracelsus Health & Healing 1/ III 11 Der „Magnet der Weisen“ Alchemistische Transmutation des Antimon Ulrich Arndt Ulrich Arndt ist Journalist und Buchautor, sowie Beirat in der Europäischen Kommission Interdisziplinärer Wissenschaften. Er studierte Germanistik, Theaterwissenschaften und Politik und war lange Jahre als Redakteur der Fachzeitschrift „esotera“ tätig. Er hat mehrere Ausbildungen Aus giftigem Antimonerz wird per alchemistischer Transmutation, also Verwandlung des Elements, ein bedeutsames Heilmittel – dieser nach heutiger Schulmeinung unmögliche Vorgang wurde an der Uni München nachvollzogen. Was niemand geglaubt hatte: die Alchemisten hatten Recht! in energetischen Therapiemethoden absolviert und arbeitet heute als selbstständiger Autor. 12 Paracelsus Health & Healing 1/ III „Antimon enthält von allen Mineralien das höchste und stärkste Arcanum (Heilmittel) in sich. Es reinigt sich selbst und zugleich das übrige, was unrein ist. Ferner, wenn überhaupt nichts Gesundes im Körper ist, verwandelt es den unreinen Körper in einen reinen, was bei Lepra bewiesen ist.“ So preist Paracelsus die außergewöhnliche Heilkraft des Antimons (Sämtliche Werke, Bd. III, Aschner-Ausgabe, S. 151). Derartige Berichte waren der Anlass, dass man an der medizinischen Fakultät der Universität München die alchemistische Heilmittelaufbereitung des Antimons näher untersucht hat. Im Rahmen einer Doktorarbeit wurde erforscht, ob das Metall Antimon sich wirklich im alchemistischen Laborprozess verändert. In der heutigen Medizin wird Antimon nämlich aufgrund seiner Giftigkeit meist nur in sehr geringen Mengen als Brechmittel eingesetzt. Eine wirkliche Wandlung des Elements aber hatte niemand auch nur im Entferntesten für möglich gehalten. Der wahre Grund des „Goldmachens“ Als „Goldmacher-Kunst“ hat sich die Alchemie in das Gedächtnis der Menschheit eingeprägt. In heutigen Lexikas wird natürlich das vergebliche Bemühen mittelalterlicher Quacksalber betont. Gemeint ist eine sogenannte Transmutation, also die Umwandlung eines chemisch stabilen Elements in ein anderes (instabile, radioaktive Elemente zerfallen im Laufe von Jahrhunderten oder Jahrtausenden von selbst und verwandeln sich dadurch in ein anderes Element). Der modernen Physik ist eine solche künstliche Umwandlung mit Hilfe von Teilchenbeschleunigern nur unter Einsatz enormer Energiemengen und nur bei einzelnen wenigen Atomen möglich. In der Alchemie hingegen gilt die Umwandlung beispielsweise von Blei oder Quecksilber in Gold als möglich und ist sogar ein Beweis der allerhöchsten Kunst des Alchemisten. Wem dies gelingt, der ist auch in der Lage, das allerhöchste Heilmittel der Alchemie, den „Stein der Weisen“, herzustellen. So ist die „Metallprobe“ eigentlich nur der – freilich höchst spektakuläre – Beweis, dass der Alchemist wirklich über dieses höchste Arkanum verfügt und seinem Patienten stattdessen nicht ein anderes, weniger aufwändiges und daher weniger teures Elixier verkauft. An der Uni München wurde zwar nicht diese Transmutation von Gold versucht. Mit der Bearbeitung des Antimons nach alchemistischen Laboranweisungen erbrachten die Mediziner aber ungewollt den Beweis, dass eine solche Transmutation prinzipiell der Alchemie möglich ist. „Das Verschwinden von Antimon nach der Extraktion ist nicht geklärt“, resümiert Dr. David Schein das Ergebnis seiner Doktorarbeit. Mit dieser sachlichen Feststellung vermeidet er geschickt jede Andeutung, welch hochgradige Verwunderung den Wissenschaftler angesichts dieses Vorgangs ergriffen haben muss: Dieser bedeutet nämlich nicht weniger als den Umsturz der heute gültigen Erkenntnisse der Naturwissenschaft von der Unwandelbarkeit chemischer Elemente. Mehr noch: Bei dem von Dr. Schein nach alten alchemistischen Laboranweisungen vollzogenen spektakulären Prozess wird aus giftigem, arsenähnlichem Antimonerz sogar ein bedeutendes, völlig ungiftiges Heilmittel. Damit wurden die alten Rezepturen und Heilberichte von Paracelsus und Basilius Valentinus eindrucksvoll bestätigt, die sich so sehr von den vergeblichen Heilanwendungen des Antimon in späteren Jahrhunderten unterscheiden. Aufgrund des hohen Ansehens, das Paracelsus im 16. und 17. Jahrhundert genossen hat, hatten sich die von ihm hochgelobten Antimon-Heilmittel rasch verbreitet. Allerdings geriet das Wissen um die korrekte alchemistische Aufbereitung immer mehr in Vergessenheit und Quacksalber verkauften einfache giftige Antimonwässer. Schon Mitte des 17. Jahrhunderts führte diese missbräuchliche Verwendung dazu, dass Absolventen an vielen medizinischen Universitäten schwören mussten, niemals Antimon- und Quecksilber-Präparate zu verwenden. 1666 wurde dieses Verbot zwar wieder aufgehoben, und man empfahl nur noch, die Dosis so gering wie möglich zu halten. Von der Bereitung völlig ungiftiger Antimon-Medikamenten aber wussten nur noch wenige. Ein Heilrezept wird wiederentdeckt Im Rahmen seiner Doktorarbeit im Fachbereich Medizin hatte David Schein 1978 den Wahrheitsgehalt alter Anleitungen zur Herstellung alchemistischer Heilmittel aus Antimon praktisch überprüfen wollen. „War hier eine alte hochwirksame Heilsubstanz in Vergessenheit geraten?“, fragte er sich angesichts der vielen alten medizinischen Texte, die über ganz erstaunliche Heilerfolge durch das „Spießglas“, wie Antimon der äußeren Form wegen damals auch genannt wurde, berichten. Tatsächlich hat die Heilanwendung von Antimon eine Jahrtausende alte Tradition. Bereits im „Papyrus Ebers“ aus dem 16. Jahrhundert v. Chr. ist vermerkt, dass Antimon-Verbindungen erfolgreich bei Augenkrankheiten eingesetzt werden können. Im 1. Jahrhundert n. Chr. setzten es römische Ärzte zudem gegen „wildes Fleisch“ und Geschwüre ein, und im Mittelalter wurde es zusätzlich bei Hämorrhoiden, Wunden, Fisteln, Hautkrebs, Lepra und anderen Leiden empfohlen. Paracelsus beschrieb erstmals ausführlich die innerliche Anwendung von Antimon, das jedoch zuvor auf alchemistischem Wege „von seiner Giftigkeit befreit“ werden musste. Er bezeichnete seine Antimon-Bereitungen gar als ein universelles Mittel zur Reinigung des Körpers von „Giften“: „Wie Antimonium das Gold vollendet (im Sinne von reinigen), in derselben Weise und Form vollendet es auch den Körper. In ihm ist nämlich die Essentia, die nichts Unreines mit Reinem zusammen lässt“ (Bd. III, S. 151). Damit bezieht sich Paracelsus auf eine höchst verblüffende Eigenschaft des Antimon: Fügt man es einer Mischung geschmolzener Metalle hinzu, verbindet es sich mit dem enthaltenen Gold und trennt es von den „unreinen“ Metallen. Weil Antimon dabei das Edelmetall scheinbar „frisst“ und „herauszieht“, wurde es früher auch „Wolf der Metalle“ oder „Magnet der Weisen“ genannt. Diese scheinbar magische Kraft des Antimon wirkt in ähnlicher Weise auch im Menschen. Nach der alchemistischen Aufbereitung trennt es auch im Organismus das „Reine“ vom „Unreinen“ und leitet damit das „Kranke“ (im Sinne von eingelagerten „Giften“, Stoffwechselschlacken und Krankheitserregern) aus. Am intensivsten ist nach Paracelsus das Antimonöl, das er gemeinsam mit der Quintessenz der Melisse verabreicht: „… desgleichen das Antimonium sublimiert, kalziniert, reverberiert und in ein Öl gebracht, dann sehet, wie großen Nutzen, große Kraft und große Tugend, schnelle Wirkung sie zeigen und beweisen“ (Bd. III, S. 243). Das Antimonöl “… soll in Quinta Essentia Melissae verordnet werden“ (Bd. III, S. 151). David Schein arbeitete in seiner Doktorarbeit eine Rezeptur des Alchemisten Basilius Valentinus nach, der durch seine 1604 erschienene Schrift „TriumphWagen des Antimon“ bekannt geworden war. Die Anleitung klingt zunächst recht einfach, wenn auch sehr zeitaufwändig: Zuerst wird Antimonerz, das aus einer Mischung verschiedener Antimonoxide und vor allem -sulfide besteht, so lange sanft erhitzt, bis es nicht mehr raucht (wegen der hochgiftigen Dämpfe sollten Hobby-Alchemisten diesen Prozess nicht ohne Absauganlage nacharbeiten!). Dann wird das Ganze zu einem Glas geschmolzen. Dieses Glas kann jede Farbe des Regenbogens annehmen, was Basilius Valentinus und Paracelsus als Zeichen dafür werteten, dass im Antimon alle Qualitäten enthalten sind. Je nach Zubereitung könne es daher als eine Art UniversalheilmitParacelsus Health & Healing 1/ III 13 D e r „Magnet der Weisen“ tel auch bei allen Krankheiten eingesetzt werden. Tatsächlich gelang es Dr. Schein, Antimonglas in den Farben Rot, Gelb, Orange, Grün, Braun, Grau, Weiß und Schwarz herzustellen, indem er die Anteile der verschiedenen Antimonoxide und -sulfide variierte. Valentinus empfiehlt für den weiteren Prozess nur ein goldfarbenes Antimonglas zu verwenden. Dies wird nach dem Abkühlen sehr fein vermahlen. Auf das Pulver gießt man mehrmals konzentrierten Essig, bis es sich rot-gelb verfärbt. Sodann wird das Pulver bis zu 144 Mal mit destilliertem Regenwasser übergossen und durch Destillation wieder davon getrennt. Danach besitzt es – laut Valentinus – seltsamerweise einen süßen Geschmack, was auch bei der Dr. Scheins Aufbereitung der Fall war. Zum Schluss lässt man das Pulver in Alkohol ziehen. Zunächst verfärbt sich die Flüssigkeit schwarz und auf ihrer Oberfläche schillern erneut alle Farben des Regenbogens, dann färbt sie sich rot. Die so entstandene Flüssigkeit ist eine Antimon-Tinktur, die sich zur innerlichen Anwendung eignet. Unbekannte organische Verbindungen So einfach sich die Beschreibung des – immerhin mehrwöchigen – Herstellungsprozesses hier liest, birgt er doch unzählige Tücken. Denn obwohl Basilius Valentinus in seinen Laboranweisungen im Vergleich zu anderen alchemistischen Schriften recht präzise war, stellen heute allein schon die altertümliche Sprache und symbolische Verschlüsselungen genügend Hindernisse für eine einfache Umsetzung dar. Darüber hinaus gelten einzelne Herstellungsschritte nach heutigem Wissensstand 14 Paracelsus Health & Healing 1/ III der Chemie schlichtweg als undurchführbar und unsinnig. Zum Beispiel die von Basilius Valentinus beschriebene Reaktion von Antimon-Verbindungen mit Essigsäure und Alkohol ist nach heutiger Auffassung unmöglich. Dr. Schein war daher auf missliebige Überraschungen gefasst, und so war es für ihn eine echte Sensation, dass all diese „unmöglichen“ chemischen Reaktionen genau so stattfanden, wie sie beschrieben worden waren. Er musste die alten Anweisungen nur genau befolgen – ein erneuter Beweis für die sehr genaue Beobachtung der Natur durch die Alchemisten und ihre höchst erstaunlichen Kenntnisse. Den Grund dafür, dass unbekannte Reaktionen möglich werden, vermutet Dr. Schein darin, dass sich durch die Erhitzung und Aufschmelzung des Antimons zu einem Glas die räumliche physikalische Struktur, also die Anordnung der Moleküle des giftigen Metalls verändert. Dadurch könnte es neue Eigenschaften erhalten. Zugleich räumt er jedoch ein: „Es liegt ein Phänomen vor, dessen Wesen mit Hilfe des heutigen Wissens nicht erkannt werden kann.“ Schließlich konnte der Mediziner auch die Ungiftigkeit der entstandenen Präparate bestätigen, denn „die Tinkturen aus Antimon sind chemisch gesehen weder eine Antimon-Verbindung, noch enthalten sie gelöstes Antimon“. Stattdessen handele es sich um komplexe organische Verbindungen, die bisher noch nicht genauer untersucht worden sind. Sie entstehen vermutlich aus unbekannten Reaktionen des Essigs und Alkohols, die ja beide organischen Ursprungs sind, mit dem Antimon als eine Art Katalysator. Verblüffend dabei ist, dass sich im Laufe der alchemistischen Zubereitung der Gehalt an giftigem Antimon in den festen Restsubstanzen um über 60 Prozent verringert, ohne dass sich diese fehlende Menge in den ausgezogenen Tinkturen wiederfinden würde. So enthalten die Feststoffe vor dem Auszug mit Alkohol 31 Prozent reines Antimon, danach nur noch 11 Prozent. Der Auszug selbst aber enthält keinerlei reines Antimon. Es muss daher eine Transmutation des Elements stattgefunden haben. Die Alchemisten waren sich dieser Verwandlung sehr wohl bewusst: „Vornehmlich aber, so ist Antimonium ein lautes Gift, und nicht ein geringes, kleines und niedriges Gift, sondern ein sehr hohes vornehmes Gift, durch und durch, und zwar das allergrößte Gift, damit man Menschen und Vieh zu Tode hinrichten kann“, warnt Basilius Valentinus in seinem „TriumphWagen des Antimon“ und fährt fort: „Nach der Bereitung des Spießglases wird durchaus kein Gift mehr gefunden, denn es muss das Antimonium ganz und gar umgewandt, durch die spagyrische Kunst (die alchemistische Laboraufbereitung), und aus dem Gift eine Artzney werden.“ Die Heilkräfte des Antimons David Schein konnte leider im Rahmen seiner Doktorarbeit nicht auch noch die tatsächliche Heilwirkung der AntimonEssenzen untersuchen. Sein Resümee: „Es zeigt sich aber, dass alle überprüften Angaben im ‚Triumph-Wagen des Antimon’ zutreffen … Wenn man bislang die hochgelobte Heilwirkung der darin beschriebenen Präparate nicht ernst nahm und sie für giftig hielt, so sind sie doch unter den neuen Aspekten anders zu bewerten. Zu prüfen wäre nunmehr, ob sie auch heute für die Medizin von Wert sein können.“ Der Reichsapfel symbolisiert das Antimon, es wird gehalten von Saturn, der für die erdenden Kräfte des Metalls steht (aus Isaak Hollandus: „Hand der Philosophen“). Was Dr. Schein offenbar nicht wusste: Auch heute werden derartige Tinkturen aus Antimon als Heilmittel hergestellt. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hat nämlich der bekannteste Alchemist des letzten Jahrhunderts, Baron Alexander von Bernus, Gründer des berühmten „Laboratorium Soluna“ in Donauwörth, die alten alchemistischen Antimon-Rezepte des Basilius Valentinus für die Heilkunde wiederentdeckt. Und vor gut zwei Jahren gelang es dem Wiederentdecker der Paracelsus-Goldessenz „Aurum Potabile“ Achim Stockhardt, auch die hohen Heilmittel aus dem Antimon nach Rezepturen des Paracelsus nachzuarbeiten: das Antimonöl, kombiniert mit der Quintessenz der Melisse als „Oleum antimoParacelsus Health & Healing 1/ III 15 Antimon als „Wolf der Metalle“: Antimon trennt Gold von den unreinen Metallen, symbolisiert durch den Wolf, der den kranken, alten König frisst. Beim späteren Trennen von Gold und Antimon durch die Schmelze wird das reine Gold gewonnen, symbolisiert im Bildhintergrund, wo der Wolf verbrannt und der wiedergeborene König dem Feuer entspringt (aus Michael Maier: „Atlanta fugiens“). nii“. Nach den Erfahrungen von Ärzten und Heilpraktikern lindert Antimon Gelenk- und Gliederschmerzen und andere Schmerzen, die im Zusammenhang mit Ablagerungen stehen. Zudem wirkt es sowohl bei Krankheiten, die durch Bakterien hervorgerufen werden, als auch bei Viruserkrankungen. „Dabei ist jedoch nicht klar, ob es sich um direkte Gegenwirkungen wie bei Antibiotika handelt oder ob die Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte dafür verantwortlich ist“, räumt die Münchner Heilpraktikerin Anna Röcker ein. Basilius Valentinus hatte offenbar eine antibakterielle Anwendung im Sinn, wenn er eine Einnahme zur besseren Wundheilung empfiehlt, „damit der innere Quell des Wundflusses ausgetrocknet werde“. Auch bei Pilzerkrankungen, etwa bei dem Darmpilz Candida Albicans setzt Heilpraktikerin Röcker erfolgreich Antimonpräparate ein. 16 Paracelsus Health & Healing 1/ III Damit würde Antimon, der „Magnet der Weisen“, tatsächlich helfen, „alles Unreine“ wie Bakterien, Viren und Pilze sowie bestimmte Stoffwechsel-Ablagerungen aus dem Körper „zu ziehen“, ganz so, wie es Paracelsus und Basilius Valentinus beschrieben haben. Energetisch gesehen gilt Antimon in der Alchemie als das „Erdungsmittel“ schlechthin. Es vermag also Körper, Geist und Seele wieder in die rhythmischen Abläufe auf unserer Erde zu integrieren. Auf diese universelle, integrierende Wirkkraft weist auch das traditionelle alchemistische Symbol für Antimon, der „Reichsapfel“ mit dem Kreuz über der Erdkugel hin. Es stellt die Herrschaft der vier Elemente über die zyklischen Abläufe der Natur dar. Dazu gehören auch die Rhythmen im Menschen wie der Schlaf-Wach-Rhythmus, weshalb Antimon beispielsweise auch bei Schlafstörungen – die ja ebenfalls ihre Ursache in Verschlackungen haben können – eingesetzt werden kann. Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, sah den Grund für die große universelle Heilkraft des Antimons in einer engen „Verwandtschaft“: Vergleichbar dem Menschen, der zwischen Tier und Engeln steht, sei das Antimon weder Mineral noch Erz, weder Kristall noch Metall – beide seien „Zwischenwesen“. Daher meint Steiner: „Der Mensch ist eigentlich Antimon.“ Literatur: Arndt, Ulrich: Schätze der Alchemie: Edelstein-Essenzen, und Schätze der Alchemie: Metall-Essenzen. Beide: Freiburg: Hans-Nietsch-Verlag Testberichte zu den Paracelsus-Essenzen: www.life-testinstitut.de und www. edelstein-essenzen.de Homöopathie: Calcium carbonicum Dr. Ekkirala Krishnamacharya Dr. Ekkirala Krishnamacharya war ein spiritueller Lehrer, Heiler, Homöopath und Autor zahlreicher Bücher. Er vermittelte ein umfassendes Verständnis der heiligen Schriften und legte ihre Brauchbarkeit für das tägliche Leben dar. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, zum wachsenden Bewusstsein und zur spirituellen Vereinigung von Ost und West beizutragen. Es ist beabsichtigt, in dieser Reihe die Materia Medica einiger homöopathischer Mittel mit besonders großem Wirkungsspektrum und anderer wichtiger Arzneimittel zu veröffentlichen. Um eine bessere Vorstellung von dem Arzneimittelbild zu bekommen, wurden allgemeine und mentale Symptome aus Kents „Materia Medica“ dargelegt, gefolgt von Allen�s „Keynotes“ (Grundgedanken). Besonderheiten, von denen Studierende meistens nur verwirrt werden, wurden weggelassen. Wir glauben, dass diese Lernmethode den Studierenden den richtigen Weg weist, um die Arzneimittel und die Arzneimittelbilder zu verstehen. Unter dem Untertitel „Spezialstudium“ werden hauptsächlich Symptome, die ansonsten unbeachtet bleiben oder in keinem Text deutlich dargelegt werden, hinzugefügt. Sie wurden aus den Vorträgen von Dr. E. Krishnamacharya zusammengestellt. Allgemeines: Calcium carbonicum ist ein sehr tief und lange wirkendes homöopathisches Mittel. Seine Wirkung zieht sich über mehrere Monate und Jahre hin und verändert die Calcarea Konstitution des Patienten. Kalzium ist ein notwendiger Mineralstoff für das Knochenwachstum, denn 99 % davon befindet sich im Skelett. Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung wird dem Körper Kalzium zugeführt. Besonders bei Kindern ist die Aufnahme von Kalzium wichtig für ein gesundes Knochenwachstum und für kräftige Zähne. Den CalcareaPatienten ist es häufig angeboren, dass das Kalzium nicht aus der natürlichen Nahrung aufgenommen und verwertet werden kann. Solchen Patienten werden dann künstlich Kalzium Präparate verabreicht, was genau verkehrt ist. Es ist ganz wichtig, dass dem Körper ein Medikament verabreicht wird, das ihn befähigt, das Kalzium zu resorbieren. Ein solches Mittel ist das potenzierte Calcium carbonicum. Eine einzige Dosis von höher potenziertem Calcium carbonicum kann bewirken, dass das Kind die Nahrung wieder richtig verdaut und Kalzium aus der Nahrung aufnehmen kann. Auf einmal wachsen die Knochen wieder, werden stabil und Zähne bilden sich. Die Behandlung mit Kalzium beruht darauf, dass man die Fähigkeit weckt, Kalzium aufzunehmen, was aber nicht geschieht, indem man tonnenweise Kalzium zuführt. Es ist sehr wichtig, dass man keinesfalls die rohe Substanz zuführt, denn davon ist die Entwicklung des Kindes ohnehin schon stark beeinträchtigt worden. Die typischen Calcarea Patienten sind schwammig, fett und pummelig. Ihre Gesichtsfarbe ist wächsern und bleich. Zum Aussehen von Calcarea-Patienten gehören große Köpfe, aufgetriebene Bäuche, abgemagerte untere Gliedmaßen. Man sieht eine große Erschlaffung aller Gewebe, der Muskeln und auch der Blutgefäße (vor allem der Venen). Paracelsus Health & Healing 1/ III 17 C alcium carbonicum 18 Paracelsus Health & Healing 1/ III Das führt häufig zu Krampfadern und zu schmerzenden, brennenden Hämorrhoiden. Die Calcarea-Patienten sind fett, ohne jede Körperkraft. Sie neigen zu Ödemen und vergrößerten Lymphknoten. Ihre Gelenke sind schmerzhaft geschwollen und entzündet. Sie sind rheumatisch und neigen zu Gicht, häufig sieht man Hüftgelenkleiden. Alle Drüsen in ihrem Körper sind angegriffen, entzündet, verhärtet und knotig. Auch Geschwüre verhärten sich. Calcarea carb. kann das Wachstum bösartiger Geschwüre aufhalten und Tumore, wie fetthaltige oder zystische Polypen in der Nase, den Ohren, der Vagina, der Blase und anderen Körperbereichen heilen, ebenso tief sitzende Abszesse in den Muskeln, Schenkeln und im Abdomen. Calcarea kann auch den eitrigen Zustand eines Abszesses heilen. Dies ist in der Allopathie überaus schwierig. Knochenauswüchse, die durch unregelmäßige Verteilung des Kalks entstehen, können mit Calcarea carb. geheilt werden, ebenso Missbildungen und Erweichung der Knochen, durch die sich die Knochen verbiegen. Aufgrund der schwachen Knochen und Beinmuskeln beginnt ein Kind mit solchem Körperbau spät zu laufen. Ein Calcarea-Patient ist empfindlich gegenüber kaltem Wind, und er fröstelt. Er reagiert empfindlich auf stürmisches und kaltes Wetter. In der kalten Jahreszeit, die auf den Sommer folgt, leidet er mehr. Er entwickelt Blutandrang im Kopf, und der Kopf wird heiß. Trotzdem friert der Patient in seinem subjektiven Empfinden. Er ist am ganzen Körper kalt, besonders an den Füßen, so dass er das Bedürfnis hat, warm eingehüllt zu werden. Er schwitzt stark an verschiedenen Stellen seines Körpers. Während des Schlafes ist sein Kopfkissen nass vom Schweiß. Ein typisches Calcarea Symptom ist der Schweiß, der bei der geringsten Anstrengung am Kopf und im Gesicht ausbricht, selbst wenn andere Körperteile frei davon sind. Sobald der Patient aufhört zu schwitzen, fühlt er sich sofort krank. Entweder hat er Kopfschmerzen, oder er hat sich erkältet. Im Allgemeinen fühlt sich der Calcarea Patient müde, erschöpft und schwach. Jede Anstrengung verschlägt ihm den Atem und Hitze steigt ihm in den Kopf. Er ist so erschöpft, dass er keine Treppen steigen kann, ohne zu keuchen und nach Luft zu ringen. Nach jeder Anstrengung hat er Kopfschmerzen oder Fieber. Das Herz, die Muskeln und der ganze Körper sind kränklich. Seine Muskeln sind so schwach, dass sie keine längere Beanspruchung durchhalten können. Auch der Kreislauf des Calcarea Patienten ist schwach, und von jeder Aufregung bekommt er Herzklopfen. „Große Angst und Beklemmung. Ruhelosigkeit und Herzklopfen. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit“ sind typische Calcarea-Symptome. Mentale Symptome: Das Denken des Patienten ist genauso schwach wie sein Körper. Längere gedankliche Anstrengung kann er nicht aushalten. Nach gedanklicher und körperlicher Anstrengung wird er müde, er schwitzt stark und ist gereizt und aufgeregt. Emotional gerät er leicht aus dem Gleichgewicht. Beschwerden, die nach emotionaler Unausgeglichenheit, Unruhe und Aufregung auftreten, halten einige Tage und sogar Wochen an. Der Patient ist nicht in der Lage, sein Denken auf etwas zu konzentrieren, und dessen ist er sich bewusst. Deshalb glaubt er, geisteskrank zu werden. Dies ist die Besonderheit dieses Medikaments. Ein Calcarea-Patient hat die fixe Idee, dass er geisteskrank ist, und er fürchtet, dass die Leute es bemerken. Tag und Nacht liegt er wach und denkt darüber nach, dass die Leute diesen Verdacht haben und ihn argwöhnisch beobachten. Mit solchen Gedanken im Kopf schaut er sie misstrauisch an. Sogar unbedeutende Kleinigkeiten beunruhigen ihn, und er kann diese Gedanken nicht loslassen. Er brütet über bedeutungslose Dinge und gerät in einen passiven mentalen Zustand. Die auf ihn einstürmenden Gedanken lassen ihn nicht schlafen. Er spricht mit sich selbst und mit erdachten Personen. Dazu tut er alle möglichen seltsamen Dinge, zum Beispiel zupft er an seinen Fingern. Wenn er seine Augen schließt, erscheinen ihm Gesichter. Immer hat er das Gefühl, dass jemand neben ihm geht. Er hat Halluzinationen mit schrecklichen Bildern. Beispielsweise sieht er Hunde, die um ihn herumlaufen, und er kämpft mit ihnen. Eine derartige mentale Belastung bringt eine hysterische Frau dazu, schreiend umherzulaufen. Häufig bekommt sie Schreianfälle, dann ist sie wieder ganz still und spricht mit niemandem. Solche hysterischen Anfälle werden vor allem durch den Tod ihres Kindes, ihres Ehemannes oder einer anderen nahe stehenden Person verursacht. Bei Männern führt eine solche Verfassung zu vielen Arten der Verirrung. Zum Beispiel hört ein Geschäftsmann auf, sich um sein Geschäft zu kümmern und sitzt nur noch träge zu Hause herum. Obwohl er von Natur aus ein aktiver Mensch ist, wird er in dieser Zeit der Verrücktheit träge. Calcarea Kinder nehmen alles sehr ernst und sind häufig frühreif. Kleine Kinder sprechen über spirituelle Dinge, den Himmel und möchten früh sterben, um in den Himmel zu gelangen. Ältere Patienten verlieren die Lebenslust. Der Calcarea Patient ist voller Furcht, schwermütig, lebensmüde, traurig, verzweifelt und hoffnungslos. Immer fürchtet er, dass etwas Schlimmes geschehen wird. Obwohl er früh sterben möchte, fürchtet er sich vor dem Tod und auch davor, an Tuberkulose zu erkranken. Da er schreckliche Träume hat, die lärmend beginnen, hat er keinen gesunden Schlaf. schäftigt ist, bleibt er körperlich träge. Entweder magert er rasch ab oder er wird fettleibig. Sein oberes Abdomen ist schwer. Er ist erschöpft und seine Glieder zittern. Kinder erbrechen Milch, und sie kommt sauer aus dem Magen. Calcarea-Patienten haben ein seltsames Verlangen nach rohem Reis, Kalk, Lehm usw. Wenn die oben genannten mentalen und allgemeinen Beschreibungen zutreffen, heilt dieses Medikament auch alle speziellen, individuellen Symptome. Daher behandeln wir an dieser Stelle keine speziellen Symptome. Spezialstudium: Da die Patienten ständig lesen, ist ihr Denken verwirrt. Mit diesem Durcheinander im Kopf machen sie sich Sorgen um anderweitige Themen, während sie über ein ganz anderes Thema lesen. Sie schaffen es kaum, ein paar Seiten zu lesen. Ein Calcarea-Patient begreift schwer und liest immer wieder dieselben Lektionen. Er hat Angst, dass sein Denken Fehler machen könnte. Seine bildliche Vorstellungskraft ist nur schwach, und er hat falsche Vorstellungen von seinem Denken. Eifrig beschäftigt er sich mit albernen Dingen wie Papierfetzen kauen, Kreide zerdrücken usw. Bedeutungslose Kleinigkeiten lassen ihn Tag und Nacht nicht schlafen. Immer möchte er still und allein sein und nicht angesprochen werden, aber in seinem Denken überstürzen sich die Gedanken. Sein Denken ist ruhig, wenn er in Gesellschaft ist, aber es ist ruhelos, sobald er allein ist. Nachts schmiedet er viele Pläne, die er jedoch nicht umsetzen kann. Monotonie macht sich breit. Obwohl er gedanklich immer beParacelsus Health & Healing 1/ III 19 Ayurvedische P r i n z i p i e n VII Dr. K. Parvathi Kumar Massage II Aufbewahrung der Massageöle Öle besitzen die Fähigkeit, die Wirkungen der Lichtfrequenzen aufzunehmen und zu speichern, wenn die Öle in verschiedenfarbigen Flaschen aufbewahrt werden. Man kann die gefärbten Flaschen mit den Ölmischungen 40 Tage lang in die Sonne stellen, um besondere Wirkungen zu erzeugen. Kurz gesagt: Wird ein Öl in einer roten Flasche aufbewahrt, bekommt es ein heißeres Naturell, während das gleiche Öl in einer blauen Flasche ein kühleres Naturell bekommt. Wo zusätzliche Hitze benötigt wird, sollte man die Mischungen 1, 3 und 4* in einer roten Flasche aufbewahren oder sie aus Ölen herstellen, die in roten Flaschen aufbewahrt wurden. Die kühlende Wirkung des blauen Lichts passt zu den Mischungen 2 und 9*. Vor allem das Senföl sollte man in einer blauen Flasche in der Hausapotheke lagern, da es bei kühler Lagerung die beste Erste Hilfe bei Verbrennungen ist. Wasser aus Hagelkörnern, das gefroren aufbewahrt wird, ist ebenfalls ein gutes Mittel bei Verbrennungen. Kopfmassage Wird Öl auf dem Kopf einmassiert, nehmen es die Haarwurzeln auf. Sie sind wiederum mit dem Nervengewebe verbunden, das direkt zum Gehirn führt. Öl kräftigt das Haar und beugt seinem Aus20 Paracelsus Health & Healing 1/ III trocknen vor. Trockenheit führt zu sprödem Haar und vielen Kopfhautproblemen. Außerdem wird durch die Entspannung der Muskeln und Nerven die Erschöpfung des Körpersystems beseitigt. Eine Massage der Stirn beruhigt ebenfalls das System und erzeugt ein wohltuendes Gefühl von Leichtigkeit und Euphorie. Schläfenmassage verbessert die Sehkraft und schafft einen Zustand konzentrierten Gewahrseins. Fußmassage Eine einfache Fußmassage mit Senföl am Abend vor dem Schlafengehen heilt Taubheitsgefühl in den Füßen, verhindert das Reißen und Schälen der Haut bei Kälte, verringert oder beseitigt Infektionen durch Pilze oder Bakterien, baut Unruhe ab und fördert den gesunden Schlaf. In alten indischen Shastras (Schriften) heißt es: „Krankheit nähert sich keinem Menschen, der vor dem Schlafen seine Füße massiert, genauso wie Schlangen nicht in die Nähe der Adler kriechen.“ Bei der Massage sollte man einfach den natürlichen Konturen des Fußes folgen. Die reinigende Massage Volkstümliche indische Heiler haben eine Praxis entwickelt, die die besten Elemente der Körperreinigung mit allen Vorteilen der täglichen Massage verbindet. Dieses Verfahren ist unter dem Namen Ubtan bekannt. Als erstes stellt man eine Paste aus einer Tasse Kichererbsenmehl oder Vollweizenmehl, einer halben Tasse Senföl und einem Teelöffel Kurkuma her. Nachdem man alles gut miteinander vermischt hat, fügt man so viel Wasser hinzu, dass eine Paste von der Festigkeit geschmeidiger Kuchenbutter entsteht. Diese Ubtan-Paste sollte auf den gesamten Körper einschließlich der Haare aufgetragen werden. Wenn die Mischung zu trocknen beginnt und Risse bildet, sollte man sie abreiben und bei der Bewegung denselben Prinzipien folgen, die in Heft 12/II dargelegt wurden. Nach der indischen Volksmedizin beseitigt das Auftragen der Ubtan-Paste Probleme, die durch Unausgewogenheit des Schleims verursacht wurden. Außerdem vermehrt die Paste das Sperma, steigert Körperkraft und Vitalität, regt den Blutkreislauf an und heilt Hautkrankheiten und -infektionen. Durch Auftragen der Ubtan-Paste auf das Gesicht werden die Kiefern- und Wangenmuskeln entspannt, und man bekommt einen gesunden, klaren Teint. Seife ist der größte Feind der Haut, weil sie die benötigten natürlichen Öle und chemischen Stoffe abwäscht und die Poren austrocknet. Ubtan dagegen ist der größte Freund und Reiniger der Haut. Das Kurkuma in der Ubtan-Mischung enthält Jod in solcher Form, dass es unmittelbar durch die Haut aufgenommen werden kann und die Nerven im gesamten System gestärkt werden. Das Öl und das Mehl reinigen die Haut und machen sie geschmeidig. Zusätzlich macht das Öl die Haut zart und strahlend. Aufgrund des Jodanteils im Kurkuma entzieht die Paste zu Anfang, nachdem sie aufgetragen wurde, dem System überschüssige Hitze. Sobald sie zu trocknen anfängt, wird durch das Abrubbeln die normale Temperatur wiederhergestellt und die Oberfläche des ganzen Organismus mit neuer Energie aufgefrischt. Vom Blutstrom wird die Samenflüssigkeit durch den Körper transportiert, danach in die Prostata und in die Hoden hineingezogen und ausgeleitet, entsprechend dem Impuls, der von der Hypophyse im Gehirn gegeben wird. Nach der indischen Volksmedizin ist das Bindu (Ojas = Leuchten) auf den Gesichtern von Kindern und gesunden Erwachsenen zu sehen. Durch das Auftragen von Ubtan wird die Samenflüssigkeit gestärkt, und Hautkrankheiten sowie alle drei Elemente in der Körperchemie werden zu gegebener Zeit geheilt. * siehe Paracelsus – Health & Healing Heft Nr. 12/II Ubtan: eine Praxis, die die besten Elemente der Körperreinigung mit allen Vorteilen der täglichen Massage verbindet. Ubtan-Paste: Kichererbsenmehl, Senföl und Kurkuma Paracelsus Health & Healing 1/ III 21 O k k u l t e s H e i l e n IV Dr. K. Parvathi Kumar Dr. K. Parvathi Kumar ist Autor von über 30 Büchern. Er hielt mehr als 160 Seminare auf drei Kontinenten. Seine Themen umfassen die Bereiche Meditation, Astrologie, Heilen, Farbe, Klang, Symbolik, Zeitzyklen usw. Unter anderem kümmert sich Dr. K. Parvathi Kumar um verschiedene soziale Wohlfahrtsprojekte. Zum Beispiel gründete und unterstützt er Schulen und Heilungszentren in Indien, in denen kostenlos Erziehung, homöopathische Behandlung und andere benötigte Hilfe gegeben wird. 22 Paracelsus Health & Healing 1/ III Okkulte Anatomie Für die okkulte Heilung ist das okkulte Verständnis der Körpernatur von Bedeutung. Vom okkulten Standpunkt wird der physische Körper als Automat betrachtet. Das okkulte Verständnis bezieht den Vitalkörper, den Wunschkörper und den Mentalkörper in die Heilung ein. Der Vitalkörper wird vom Lebensprinzip erhalten, während der Mental- und der Wunschkörper vom Bewusstseinsprinzip gesteuert werden. Der Mensch inkarniert mit einer bestimmten Absicht, die man den Willen der Seele nennt. Dieser Wille legt das Sein und das Tun fest. Der Wille des Menschen kommt durch die Form zum Ausdruck, und die Form wird durch die Lebenskraft angetrieben. Somit erkannten die Menschen in alter Zeit zwei Kraftströme: – den Strom des Bewusstseins, des Willens, der durch das Denken, die Sinne und den Körper arbeitet, – den Strom des Lebens, der den Körper mit Leben erfüllt. Der Wille des Menschen wirkt als Bewusstsein. Menschen sind eigenbewusst, aber nicht die Tiere. Auch die Tiere sind von Leben erfüllt, in ihrem Bewusstsein jedoch nicht so weit entwickelt wie der Mensch. Das Bewusst- sein macht den Menschen zu einer rational denkenden Wesenheit. In der Zirbeldrüse im Gehirn befindet sich der Sitz dieses Bewusstseins bzw. Willens. Der andere Aspekt – die Lebenskraft, die jedes Körperatom belebt und das Einheits- oder Integrationsprinzip darstellt – findet seinen Weg zum Herzen und ist dort verankert. Von diesen beiden Punkten aus, das heißt vom Kopf und vom Herzen, versucht der Mensch mit seiner Ausrüstung, dem Körper, zu arbeiten. Jede Nacht, wenn wir schlafen, zieht sich das Bewusstseinsprinzip in sich selbst zurück, während das Lebensprinzip weiterarbeitet. Häufig geht das Bewusstsein (der Mensch als solcher) auf Reisen und kehrt erst zurück, wenn wir erwachen. Im Schlaf bleibt der magnetische Faden oder der Energiestrom, an dem die Lebenskraft entlang fließt, erhalten. Er stellt außerdem den Rückweg zum Körper dar. Beim Tod wird dieser Lebensfaden zerrissen. Solange der Lebensfaden unversehrt ist, kehrt die bewusste Wesenheit (der Mensch) in den Körper zurück, aber wenn der Faden zerschnitten ist, kann der Mensch nicht mehr zurückkehren. Die Absicht und der Wille des Menschen benutzen den Bewusstseinsfaden, und mit Hilfe des Lebensstroms drücken sie sich durch den Körper aus. Diese bewusste Wesenheit wird Atma oder Geist genannt. Dies führt uns eine weitere Dimension vor Augen: Im Schlaf bleibt der Mensch nicht im Körper, sondern wandert woanders hin. Das Traumerleben ist ein Beispiel dafür. Es ist eine außerkörperliche Erfahrung. Der Körper ruht auf dem Bett, während der Mensch umherreist, um bekannte und unbekannte Orte und Personen zu erleben. Dabei verlässt er den Körper durch das Kopfzent- rum. Manche Menschen gehen bewusst aus dem Körper, aber viele treten unbewusst heraus. Wer ihn bewusst verlässt, wird als Yogi bezeichnet, während die anderen normale, durchschnittliche Menschen sind. Der Unterschied zwischen beiden liegt im Gewahrsein. Entsprechend der Entwicklung und der daraus folgenden Erschließung des Mechanismus existiert das Gewahrsein in verschiedenen Abstufungen. In seinem Ausdruck ist der Mechanismus des Gewahrseins oder Bewusstseins (des menschlichen Wesens) dreifach. Zuerst gibt es die Nadis (dies sind nicht die Nerven) und die sieben Kraftzentren mit folgenden Drüsengeflechten: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Kopfzentrum Ajnazentrum Kehlzentrum Herzzentrum Solarplexus Sakralzentrum Basiszentrum fen, und das wirkt sich wiederum auf den Mechanismus aus. Heute entstehen die meisten Krankheiten aus endokrinen, Nerven- und Drüsenstörungen. Um sie zu beheben, scheint eine friedliche Lebensweise ohne Konkurrenzdenken und ohne Aggressionen, die außerdem einfach und von hoher Qualität ist, unumgänglich zu sein. Je eher der Mensch lernt, ein solches Leben zu führen, desto schneller wird seine Gesundheit wiederhergestellt. Zirbeldrüse (1) Hypophyse (2) Schilddrüse (3) Thymusdrüse (4) Bauchspeicheldrüse (5) Keimdrüsen (6) Nebennieren (7) Durch diese sieben Zentren und ihre entsprechenden Drüsen bringt sich der Mensch zuerst zum Ausdruck. | (1) | (2) | (3) Seine zweite Ausdrucksform erfolgt durch das Nervensystem mit seinen drei Unterteilungen: 1. das zentrale Nervensystem, 2. das sympathische und periphere Nervensystem, 3. das endokrine System. | (4) Als Drittes drückt sich der Mensch durch den Sinnesapparat aus. Ist das Verhalten des Menschen von niederer Qualität, wird die Funktion dieses dreifachen Ausdrucks angegrif- | (6)(7) | | (5) Paracelsus Health & Healing 1/ III 23 Heilen im Neuen Zeitalter Die sieben Heilweisen I 24 Paracelsus Health & Healing 1/ III Einführung Es gibt sieben Arten des Heilens, die mit den Energien der sieben Strahlen in direktem Zusammenhang stehen. Ärzte und Heiler werden sich in Zukunft immer mehr mit der Wissenschaft der sieben Strahlen und der sieben Heilweisen auseinandersetzen. Was in der Zeitschrift Paracelsus – Health & Healing darüber an Wissen vermittelt wird, ist nur der Anfang einer neuen, fundamentalen Heilwissenschaft. Es gibt bis jetzt nur Wenige, die damit vertraut sind, und es ist sehr schwierig, einen Heiler zu finden, der hinreichend geschult ist, um die Methoden oder sieben Arten des Heilens anzuwenden. Die Grundlage für diese Heilweise ist das Studium der sieben Strahlen. Um mit den Strahlen arbeiten und heilen zu können, muss ein Heiler die Strahlenqualitäten seiner Körper (Mental-, Astral-, physischer Körper) und seiner Persönlichkeit, insbesondere jedoch seinen Seelenstrahl kennen. Er muss wissen, wie, wo und wann er die Energien des Seelenstrahles einsetzen kann. Dazu braucht es ein gewisses Maß an Erleuchtung und Strahlkraft, die er entsprechend anwenden und vermitteln kann. Solange dies nicht der Fall ist, sind diese Strahlmethoden und Techniken, welche die Verwendung und Lenkung der Strahlenenergien bestimmen, nutzlos. Doch selbst wenn diese Grundlagen fehlen, ist es sinnvoll, sich mit dieser neuen Wissenschaft des Heilens auseinanderzusetzen. Es ist ein guter Dienst an der Menschheit, die notwendigen Schritte zu tun, ein Studium der sieben Strahlen zu absolvieren und den Weg der Vervollkommnung zu gehen. Die Grundlagen dafür bieten das Beschreiten des achtfältigen Yogapfades, die Bhagavad Gita und das Studium der Wissenschaft der sieben Strahlen. (S.M.) Dieser Abschnitt wird kurz sein und besteht lediglich aus einer Reihe von summarischen, zusammengefassten Aussagen, die ein Nachschlagebuch, einen Leitfaden für den Heiler darstellen, auf den er sich stützen kann. Diese Aussagen umfassen drei Kategorien: 1. Die sieben Strahlenergien 2. Die Strahlen des Heilers und des Patienten 3. Die sieben Heilmethoden Diese Aussagen vervollständigen den IV. Band der Abhandlung über die sieben Strahlen und teilen dem fortgeschrittenen Heiler vieles mit. Sie sollten helfen, die Heilbehandlung wirksamer zu gestalten, selbst wenn nur die Vorarbeiten und Grundregeln mitgeteilt werden. Es erübrigt sich wohl der Hinweis, dass der Heiler sich in dieser Anfangstätigkeit vervollkommnen muss; und – strebend und arbeitend – mag er vielleicht selbst (allein und ohne Hilfe) in die tiefere Bedeutung dieses Teiles der Ewigen Weisheit eindringen. 1. Die sieben Strahlen-Energien Fünfzehn Aussagen 1. Die sieben Strahlen verkörpern und bringen die Gesamtheit der Energien zum Ausdruck, die überall durch unseren ganzen Planetenkörper kreisen. 2. Diese sieben Strahlenergien sind die sieben Kräfte, die gemeinsam den Hauptstrahl der Liebe-Weisheit bilden. Dieser ist der zweite Strahl unseres Sonnensystems und der beherrschende Strahl in jeder planetarischen Ausdrucksform innerhalb des Sonnensystems. Alle sieben Strahlen sind Unterstrahlen dieses großen kosmischen Strahles. 3. Ganz gleich, auf welchem Strahl sich der Heiler befindet, er muss dennoch stets durch den zweiten Unterstrahl dieses großen Strahles wirken – den Strahl der Lie- be-Weisheit in jedem Strahl. Dadurch kommt er mit dem herrschenden Seelenund Persönlichkeitsstrahl in Verbindung. Der zweite Strahl hat die Fähigkeit, alles einzubeziehen. 4. Der zweite Strahl und der zweite Unterstrahl auf allen Strahlen sind in ihrer Wesensäußerung zweifach. Der Heiler muss lernen, durch den Liebesaspekt und nicht durch den Weisheitsaspekt zu wirken. Dies erfordert viel Schulung, um geistige Unterscheidung anwenden zu können. 5. Der Heiler muss beim Heilen jene Träger (oder Körperhüllen) der Formnatur verwenden, die auf der Linie 2 – 4 – 6 – sind. Wenn er keine solchen Hüllen oder Körper mit dieser grundsätzlichen Energie besitzt, kann er nicht heilen. Das wird nur selten erkannt und anerkannt. Es kommt jedoch kaum vor, dass eine Ausrüstung keinerlei Ausgangsstellen für den zweiten Strahl hat. 6. Jene Heiler, die sich auf dem zweiten Strahl befinden oder einen kraftvollen Träger vom zweiten Strahl besitzen, sind für gewöhnlich große Heiler. Christus, der wahrste, jemals auf Erden bekannte Repräsentant des zweiten Strahles, war der größte aller heilenden Gottessöhne. 7. Der Strahl der Seele bedingt und bestimmt die Methode, die angewendet werden soll. Jener Strahl der Persönlichkeitsträger, der am engsten mit dem zweiten Strahl verbunden ist (dem alle Unterstrahlen als Leitungswege dienen) ist derjenige, durch den die heilende Energie strömen muss. 8. Der zweite Unterstrahl des Seelenstrahles bestimmt die Art und Weise, wie der Heiler an das Heilproblem herangeht, dem er sich unmittelbar gegenübersieht. Diese Energie wird in Heilkraft umgewandelt, wenn sie durch den hierfür geeigneten Persönlichkeitsträger strömt. Hierfür geeignet heißt, dass der Strahl dieses Trägers der zweite, vierte oder sechste sein muss. 9. Der hierfür geeignete Träger kann entweder der Mentalkörper oder der emotionelle Körper sein. Da die große Masse der Menschheit ihren Schwerpunkt in der Astralnatur hat, wird die Heilung im Allgemeinen am erfolgreichsten sein, wenn der Heiler eben diesen Körper als Übertragungskanal verwendet. 10. Es entsteht daher ein Energiedreieck aus: a) der Energie der Seele, b) dem zweckdienlichen Träger, c) dem Ätherkörper, entweder über das Herz oder über das Solarplexus-Zentrum. 11. Innerhalb des Ätherkörpers bildet sich ein sekundäres Dreieck für den Kreislauf der Energien zwischen: a) dem Kopfzentrum, der Empfangsstation; b) dem Ajnazentrum, dem Zentrum für die gelenkte Verteilung; c) dem Zentrum, das – als Weg des geringsten Widerstandes – die Energie des Seelenstrahles verspürt, welcher der sieben Strahlen auch immer dieser sein mag. 12. Dieses sekundäre Dreieck wird mit dem ersten Hauptdreieck durch einen „Akt der Überlegung“ verbunden. Dies ist ein Teil der Methode, den ich zurückhalte. 13. Der aufrichtige und erfahrene Heiler kann (in Ermangelung der esoterischen Formel, welche die Verbindung zwischen den beiden Dreiecken herstellt) viel tun, um eine befriedigende Verbindung zu bekommen, und zwar durch einen bewussten Akt des Glaubens und durch die standhafte Behauptung seiner festgelegten Absicht. 14. Das größere Dreieck betrifft den Heiler und macht ihn zu einem Übertragungswerkzeug; das geringere ist dasjenige, das die Wirkung auf den Patienten ausübt und durch das der Heiler – auf der physischen Ebene – wirkt. 15. Das Vorgehen des Heilers besteht also vor dem bewussten Akt des Heilens aus drei Phasen: Erste Phase: a) Der Heiler verbindet sich tatsächlich und bewusst mit seiner eigenen Seele. b) Dann entscheidet er, welcher von seinen Persönlichkeitsträgern verwendet werden soll; diese Entscheidung beruht darauf, wie dieser Träger gegenüber den Energien reagiert, die auf der Linie 2 – 4 – 6 hereinkommen. c) Durch einen Willensakt verbindet er dann die Seelenenergie – über den erwünschten Träger – mit dem geeigneten Zentrum im Ätherkörper; dieses kann das Herz oder der Solarplexus sein, vorzuziehen ist jedoch immer das erstere. Zweite Phase: a) Er schafft das sekundäre Dreieck, indem er seine Aufmerksamkeit im Empfangsorgan, dem Kopfzentrum, konzentriert. b) Dann verbindet er dieses Kopfzentrum vermittels der schöpferischen Imagination mit dem Zentrum zwischen den Augenbrauen und hält die Energie dort fest, da dieses das leitende Vermittlungsorgan ist. c) Er bemüht sich, in diesem Ajnazentrum die Energie desjenigen ätherischen Zentrums anzusammeln, das zu seinem Seelenstrahl eine wesensgemäße Beziehung hat. Dritte Phase: Dann stellt er mit Bedacht die Verbindung zwischen den beiden Dreiecken her; hierauf ist er zur Heilarbeit bereit. Bailey, Alice A.: Esoterisches Heilen. Genf: Lucis Trust, S. 752–755. Zusammengestellt von Sabine Mrosek. Paracelsus Health & Healing 1/ III 25 M e d i z i n u n d Ta o i m traditionellen China I Catherine Despeux Catherine Despeux, Maître de Conférences am Institut National des Langues et Civilisations Orientales in Paris ist Kennerin des Taoismus und der traditionellen chinesischen Medizin. Schwerpunkt ihrer Forschung bilden die Techniken zur Erhaltung der Gesundheit und Langlebigkeitspraktiken des traditionellen China. 26 Paracelsus Health & Healing 1/ III Mehrere Jahrtausende vor unserer Zeit, zur Zeit des Kaisers Yao, lebte in China Pengzu, „der Patriarch der Stadt Peng“, dem die Tradition ein Alter von über 800 Jahren zuspricht. Er ist ein Symbol der Langlebigkeit geworden und wird sowohl von den Ärzten als auch von den Taoisten verehrt. Er war Schamane, sagt man, und die chinesische Kultur betrachtet ihn als den ersten namentlich bekannten Arzt Chinas. Laut Legende sind Peng, Xian und andere Schamanenärzte in die trockenen Gegenden des äußersten Westens gegangen, auf den Berg der übernatürlichen Geister (Lingshan), um dort mit den Geistern zu verkehren und wilde Heilkräuter zu sammeln. Man erzählt sich, dass Pengzu, ein Nachfahre des Gelben Kaisers (Huangdi), Meister in der Kunst war, „das Leben zu nähren” (yangsheng) mittels verschiedener Praktiken, die von Diät bis zur Ausgestaltung der Lebensweise reichten und auch Gymnastik-, Atmungs- und geistige Techniken beinhalteten, die später insbesondere von den Taoisten aufgegriffen wurden. Obwohl die chinesische Medizin sich langsam des Volksglaubens und des Schamanismus entledigt hat, um eine Medizin der Gelehrten zu werden, eine Entwicklung, die sich gemeinsam mit der Gründung des Zentralstaates in China vollzog (4.–3. Jh.v.Chr.), so hat sie doch ihre archaischen Formen über die volkstümlichen Ausgestaltungen der Medizin beibehalten. Ihre Tradition ist mit drei mythischen Figuren der chinesischen Zivilisation verbunden: dem Gelben Kaiser (Huangdi), dem Göttlichen Landmann (Shennong), dem Vater der Pharmakopöe1, und Fuxi, dem man die Erfindung der acht Trigramme zuspricht, die auf dem Gedanken der Bewegung des Qi2 als Yin und Yang gründen. Der Taoismus ist mit Lao Tse (5. Jh.v.Chr.) geboren, dem man das Buch des Wegs (Tao) und der Tugend zuspricht, einer Reihe von Aphorismen über die Kunst, sein Leben oder ein Reich zu verwalten. Der Taoismus hat sich zu seiner vollen Blüte hundert Jahre später mit Zhuangzi entfaltet, der wichtigsten Gestalt der taoistischen Denkweise. Der Gelbe Kaiser (Huangdi) und Lao Tse wurden die Meister von Anhängern, die die sogenannte „Huanglao-Richtung” gebildet haben, denn sie vertraten die Vorstellung einer Welt und des Lebens, die man diesen beiden Meistern, Huangdi und Lao Tse zusprach und die den Techniken für Langlebigkeit eine wesentliche Bedeutung einräumten. In der Folge wurden diese vom religiösen Taoismus mehr oder weniger absorbiert und weiterentwickelt. Um den Beginn des christlichen Zeitalters wurde Lao Tse für göttlich erklärt und Meister von verschiedenen politisch-religiösen Bewegungen. Diese waren der Beginn der großen Religion des Taoismus, die später verschiedene Formen annahm. Zusammenfassend können zwei Hauptaspekte dieser Religion herausgestellt werden: der eine wird von der Schule der Himmlischen Meister vertreten und misst religiösen Riten und einem kodifizierten sozialen Zusammenleben eine wichtige Bedeutung bei. Der andere wird von der Bewegung des Bergs Lao (bei Nankin) vertreten und legt den Akzent eher auf das individuelle Heil und die Entwicklung von Langlebigkeitstechniken. Mit Erscheinen dieser zwei religiösen taoistischen Bewegungen verstärkte sich der Unterschied zwischen Medizin und Taoismus, ohne dass es jedoch zu einer Spaltung kam, da ihre Vorstellungen über das Leben, Krankheit und Therapien ähnlich sind. Da, wo die Medizin heilte, nährte und erhielt der Taoismus das Leben, könnte man sagen. Wir müssen unsere westlichen Denkkategorien beiseite lassen, die zu einer Trennung von Krankheit und Gesundheit führten: der Arzt sowie der Taoist sollte nicht die Kranken heilen, sondern die Gesundheit erhalten und Krankheiten verhindern. Dadurch trug er zum individuellen und sozialen Wohlbefinden bei, denn Heilen und Regieren entspringen demselben Verfahren und werden in Chinesisch durch zhi ausgedrückt, was wortwörtlich „Ordnung bringen” bedeutet. Im Suwen, dem Kanon der traditionellen chinesischen Medizin, wird folgendes gesagt: „Der Weise bringt einen bereits erkrankten Menschen nicht in Ordnung (er heilt nicht), sondern er stellt die Ordnung her, bevor die Krankheit erscheint. Er ordnet nicht (regiert nicht) ein von Unruhen verwirrtes Land, er ordnet ein Land, das noch nicht in Unordnung ist. Nach Erscheinen einer Krankheit, dagegen medizinisch vorgehen, oder (in ein Land) Ordnung bringen, in dem die Unruhen schon herrschen, ist das nicht wie das Graben eines Brunnens, wenn man schon dürstet, oder das Einschmel- zen von Waffen, wenn der Krieg schon begonnen hat, das heißt, handelt man hier nicht zu spät?” So sind der Taoismus und die Medizin immer in enger Verbindung gestanden, da beide ähnliche Vorstellungen des Lebens haben, die auf dem Konzept von Qi beruhen, das man oft sinn-verengend mit „Energie” übersetzt. Qi, Grundlage des Lebens Das Leben entsteht durch Qi. Diese Idee ist in der chinesischen Kultur fest verankert. Einer der ersten, der sie vertreten hat, ist der taoistische Denker Zhuangzi, der sagt: „Das menschliche Leben entsteht aus einer Anhäufung von Qi. Wenn das Qi sich anhäuft, entsteht Leben, wenn es sich zerstreut, erscheint der Tod.” Qi, das sowohl Wasser als auch Feuer ist, ruft die Bewegung hervor, die Dynamik des Lebens, es stellt mittels seiner Beweglichkeit und seines Zirkulierens einerseits die Verbindung und Einheit innerhalb des menschlichen Körpers her, und andererseits zwischen dem menschlichen Körper und dem Universum. Einheit in der Bewegung. So ist das Qi gleichzeitig unveränderlich und in ständiger Veränderung begriffen. Es zeigt sich in Bewegung, nimmt verschiedene Formen an, verwandelt sich und bewahrt dennoch immer seine Einheit. Jedes Element, jede Erscheinungsform, von den verschiedenen materiellen Formen bis hin zu den Gefühlen und den vielfältigen glücklichen oder unheilvollen Ereignissen des Lebens, sind Ausdruck des einzigartigen Qi. Qi tritt sowohl im menschlichen Körper als auch im Universum hauptsächlich in zwei sich ergänzenden Formen in Erscheinung, die so unzertrennlich sind wie Tag und Nacht: Yin, das der Nacht, dem Schatten, dem Mond und dem Weiblichen entspricht, und Yang, das dem Tag, dem Licht, der Sonne und dem Männlichen entspricht. Yin und Yang erzeugen sich gegenseitig, der Höhepunkt des einen führt zur Geburt des anderen. Sie entwickeln sich im Rahmen eines ununterbrochenen Zyklus und geben dem Leben und der Strömung des Qi einen Rhythmus, der den Zyklen der Tage und Jahreszeiten entspricht. Qi tritt des Weiteren auch in Form von fünf Phasen in Erscheinung, die man die fünf wirkenden Kräfte oder fünf Elemente nennt: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Diese stehen in Verbindung mit den vier Jahreszeiten plus einer Zwischenperiode zwischen Sommer und Herbst, mit den fünf Grundfarben, den fünf Sinnen, den fünf Himmelsrichtungen (die fünfte ist die Mitte), den fünf Organen (Leber, Herz, Milz, Lunge und Nieren) und den verschiedenen Teilen des Körpers. Dieses ganze Entsprechungssystem, das unter anderem eine Ordnungsfunktion hat, erlaubt es der Medizin, die Funktionsweise des Organismus zu erforschen und zum Beispiel durch die Untersuchung von Farben herauszufinden, welches Organ in seiner Funktionsweise gestört ist. Gesundheit und Krankheit Die chinesische Weisheit besagt, dass bei der Zeugung des Lebens das Sperma des Vaters und das Blut der Mutter, zwei Formen des Qi, sich vereinigen und vermischen, um den Embryo zu bilden, der durch das Qi der mütterlichen Gebärmutter wächst und sich entwickelt. Bei der Geburt besitzt das Individuum also ein Lebenspotential, das „authentische Qi” (zhenqi), das während des ganzen Lebens hindurch bewahrt, ernährt und Paracelsus Health & Healing 1/ III 27 M edizin und Tao i m traditionellen China I 28 Paracelsus Health & Healing 1/ III vervollkommnet werden muss. Erst in der Pubertät erhält der Mensch jedoch seine gesamte Qi Menge, das heißt mit 16 Jahren für einen Mann und mit 14 Jahren für eine Frau, wobei diese Zahlen symbolischen Charakter haben. Die Gesundheit wird im Körper hauptsächlich durch zwei Formen des Qi erhalten: das abwehrende Qi, das eine Barriere darstellt und den Menschen gegen alle äußeren Aggressionen schützt, und das in allen Zwischen- und Leerräumen des Körpers zirkuliert, und das nährende Qi, das sich durch das Blut verbreitet. Sie wird weiterhin durch eine angemessene Lebens- und Verhaltensweise, eine ausgewogene Ernährung und verschiedene Techniken erhalten, die das „Leben nähren” (yangsheng). Gesund sein heißt demnach, einerseits das Leben zu nähren und es andererseits zu beschützen. Zu diesem Zweck muss man seine Integrität beibehalten und ständig das „höchste Gleichgewicht” (talping) bewahren, wobei damit auch der große Frieden ausgedrückt wird, der auf der Welt herrschen sollte. Dies erfordert eine ständige Aufmerksamkeit, ein ständiges Beobachten der weltweiten Lage, da die Änderung eines einzigen Bestandteils der Gesamtheit eine weitere Änderung nach sich zieht, um das Gleichgewicht zu bewahren, woraus sich dieser grundlegende Gedanke der chinesischen Kultur der „Ordnung” (zhi) ergibt. Dieser Begriff bedeutet sowohl „heilen“ als auch „regieren“. Sich den natürlichen Rhythmen anpassen und die universelle Harmonie durch eine ständige Anpassung und das ständige Bewusstsein der Einheit bewahren, dies gewährleistet Gesundheit. Aus diesen Vorstellungen, die hier zusammengefasst sind, ergibt sich, dass Krankheit vorhersehbar und vermeidbar ist. Jedes bewusst lebende Individuum erkennt eine äußere oder innere Störung und kann dieser mit einer verstärkten Verteidigung entgegentreten, um die Integrität seines Selbst zu bewahren. Deshalb haben die Chinesen der Krankheitsvorbeugung so viel Gewicht zugemessen, die zumindest theoretisch die Hauptaufgabe des Arztes war. Der Taoist, für den der Weg (Tao) darin besteht, zu den Wurzeln des Lebens zurückzukehren, kann nur dann diesen Weg gehen, wenn er bei guter Gesundheit ist; und umgekehrt, sobald er dem Weg (Tao) folgt, im Einklang mit der Natur ist und die Einheit bewahrt, bleibt er vor Krankheit geschützt. Sowohl für den Arzt als auch für den Taoisten hat ein Mensch sein volles Qi erst zum Zeitpunkt der Pubertät entwickelt. Die Integrität dieses Potentials zu bewahren, bedeutet, Schäden und dementsprechend das Altern zu verhindern. So wird das Altern, das in unserer westlichen Kultur normal und unvermeidbar erscheint, in China zu einem nahezu pathologischen Phänomen. Es sind die Taoisten, die am meisten ihre Aufmerksamkeit den Mitteln zugewandt haben, den Alterungsprozess zu verhindern, um dank ihrer Techniken, die das Leben erhalten, im Vollbesitz ihrer physischen Kräfte und ihrer jugendlichen Erscheinung an ihr Lebensende zu gelangen. Mit der Rückkehr zur Einheit verfeinerten sie die Qualität ihres Qi, ebenso die Fähigkeit zur Kommunikation und zum Austausch mit dem Qi des Universums, und vollbringen damit eine permanente Regeneration. Diese Auffassung von Leben ist nicht ohne Einschränkungen, die man wie folgt zusammenfassen kann: Maßhalten bei allem und die richtige Mitte bewahren. Die Mitte bewahren ist ein Begriff, der so im chinesischen Denken verankert ist, dass er den Namen des Landes geprägt hat: Zhongguo, „Reich der Mitte”. Selbstbeherrschung und Kontrolle über jede Situation sind gefordert, um sich nicht von den verschiedenen Emotionen überwältigen zu lassen. Auf der anderen Seite gibt diese Lebensauffassung die außerordentliche Freiheit, die in der Erfüllung des Menschseins besteht. Der in Harmonie lebende Mensch dehnt diese auf seine Umwelt aus und erreicht eine vollkommene Autonomie. Diese Vorstellungen setzen die feste Überzeugung voraus, dass jedes Individuum Meister seines Lebens sein kann. Die taoistischen Schriften wiederholen ständig, dass „das Schicksal von jedem Einzelnen und nicht nur vom Universum abhängt.” So ist jeder für seine Gesundheit verantwortlich und dazu fähig, sie zu bewahren, indem er sich auf den Weg des Tao begibt. (wird fortgesetzt) Pharmakopöe: Arzneibuch; amtliches Vorschriftenbuch über Beschaffenheit und Prüfung, z. T. auch Bereitung, Aufbewahrung und Dosierung von Arzneimitteln, die dadurch standardisiert werden. 1 Im westlichen Sprachgebrauch wird häufig „Atem“ an die Stelle des chinesischen Wortes Qi gesetzt. Auch im Original des vorliegenden Artikels verwendet die Autorin das französische Wort „souffle“ oder „souffle vital“, setzt aber manchmal Qi in Klammern dazu. Qi Gong Meister betonen, dass die Bewegung des Qi im Körper unabhängig vom Atem verläuft. Damit für den Leser keine Verwirrung entsteht, wird daher das Wort „Atem“, im französischen Text „souffle“, jeweils durch Qi ersetzt. Eine adäquate Übersetzung dieses Begriffs, das in Japan Ki, in Indien Prana genannt wird, gibt es in den modernen westlichen Sprachen m. E. nicht. Der häufig verwendete Begriff der Lebensenergie trifft die Bedeutung nur unvollständig. (B. Pfl.-M.) 2 aus: Arts et Vie Plus Nr. 4 Mai–Juni 1967 Q i ist beides, Wasser und Feuer Paracelsus Health & Healing 1/ III 29 Quantenphysik und B e w u s s t s e i n II Dr. Inmaculada Nogués Dr. Inmaculada Nogués ist Familienärztin und Homöopathin und befasst sich mit Syntergetik. Sie hat ihre Arztpraxis in Barcelona, Spanien. Syntergetik ist eine ganzheitliche Annäherung an die Synthese der Medizin bzw. Medizin des Bewusstseins und wurde von Dr. Jorge Carvajal in Kolumbien entwickelt. Vom deterministischen und mechanistischen Newtonschen Modell des 17. Jahrhunderts gehen wir nun zum unbestimmten Quantenmodell über, in dem die Gegenwart nicht bis ins kleinste Detail erkannt werden kann. Es gibt eine Wechselwirkung zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten. Eine subjektive Welt, in der die Wahrnehmung ein grundlegender Bestandteil ist und das Verhalten von Teilchen vom Beobachter und der Betrachtungsweise abhängt, transzendiert das Gesetz von Ursache und Wirkung, Zu den grundlegenden Eigenschaften gehören: n Welle-Teilchen-Dualität n Kohärenz: eine Eigenschaft der Quantenwelt n Nicht-Örtlichkeit n Unbestimmtheit Welle-Teilchen-Dualität Geist-Körper-Dualität ist die Entsprechung der Welle-Teilchen-Dualität. Der physische Körper ist der materielle Aspekt, während das Bewusstsein der Wellen-Aspekt ist. In der Quantenphysik gibt es ein bemerkenswertes Experiment – der Young’sche Doppelspaltversuch – in dem bewiesen wird, dass das Bewusstsein eine Verschiebung des Gleichge- 30 Paracelsus Health & Healing 1/ III wichts bewirkt, und dass ein innerer Dialog zwischen dem Forscher, den Elementarteilchen und dem Bewusstsein des Forschers existiert. Wohin auch immer der Forscher seine Aufmerksamkeit lenkt, entsprechend verändert sich das Ergebnis des Experiments. Wir sollten über die Bedeutung dieser Tatsache nachdenken und uns bewusst machen, dass die Welt der subatomaren Teilchen in der gesamten Materie besteht (… und wir werden aus Materie gebildet …). Kohärenz: Eine Eigenschaft der Quantenwelt Dies ist die Essenz des Magnetismus, des Laserlichts, von hochkohärenten mentalen Stufen des Bewusstseins … Das Konzept des „Feldes“ spielt bei der Wechselwirkung aller Systeme in der Natur eine überragende Rolle. Jeder Körper bildet ein „Feld“ um sich selbst und verändert damit die Eigenschaften des ihn umgebenden Raumes. Die Physik selbst betrachtet nicht mehr nur Materie und ihre Teilchen, sondern akzeptiert die Tatsache, dass das „Feld“ eine wichtige Rolle bei der Wechselwirkung aller Systeme spielt. Das gebildete Feld ist untrennbar mit den vier grundlegenden Kräften verbunden: n Gravitationskraft, n elektromagnetische Kraft, n schwache Nuklearkraft, n starke Nuklearkraft. Diese Kräfte bestimmen das Verhalten aller Materie sowie der biologischen, chemischen und nuklearen Phänomene. Dank dieser Kräfte wird alles wunderbar zusammengehalten und geeint. Im 17. Jahrhundert begriff Isaac Newton das Konzept der Anziehung der Schwerkraft als das Gesetz der univer- salen Gravitationskraft. Alle materiellen Objekte ziehen sich gegenseitig an. Materie besitzt die Eigenschaft, dass jedes Teilchen im Universum durch seine Masse eine Anziehungskraft auf andere Teilchen ausübt. Diese Kraft ist verantwortlich für die Anziehung und Kohäsion aller Himmelskörper. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde eine Vielzahl grundlegender Entdeckungen im Bereich der Elektrizität und des Magnetismus gemacht. Einer der bemerkenswertesten Forscher war Hans Christian Oersted, Professor der Physik in Kopenhagen, der im Jahre 1820 die Beziehung zwischen Elektrizität und Magnetismus entdeckte. Die elektromagnetische Kraft besteht aus zwei Feldern, die eng miteinander verbunden sind: aus dem elektrischen Feld und dem magnetischen Feld. Die Magneten zeigen die Existenz von magnetischen Kraftlinien, die in der Lage sind, ein Feld aufzubauen. Sie zeigen auch, dass Körper mit unterschiedlicher Ladung einander anziehen bzw. Körper mit gleicher Ladung sich gegenseitig abstoßen. An diesem Beispiel wird ersichtlich, wie das „Feld“ die Anordnung der Teilchen bestimmt – eine unsichtbare Schablone dessen, was später Form annimmt. Unser Planet besitzt ein magnetisches Feld von annähernd 500 Milligauss, und alle Menschen unterliegen seiner Wirkung. Aber nicht nur die Erde, auch die Sonne und der Mond selbst als sich bewegende Massenkörper besitzen eigene elektromagnetische Felder, die kontinuierlich eine Wirkung auf uns und das gesamte Sonnensystem ausüben. Es ist bekannt, dass wenn wir einen Magneten spalten, jeder Teil ein Magnet bleibt; kleiner zwar, aber mit neuen Polen. Diese magnetische Eigenschaft ist eine der Materie selbst (in den Atomen) innewohnende Eigenschaft. Daher ist der Magnetismus eng verbunden mit der grundlegenden Existenz der Atome: Es sind die atomaren Elektronen mit ihrem Spin, die beim Drehen die Magnetfelder hervorrufen. Der Spin ist eine Quanteneigenschaft. So gesehen können wir Atome und Moleküle als sehr kleine Magneten begreifen. In einem nicht magnetisierten Eisenstab sind die Atome ungeordnet, und die magnetischen Teile der Atome neutralisieren sich gegenseitig, da alle Atome ungeordnet in alle Richtungen vorliegen. In einem Magneten bzw. einem magnetisierten Stab sind alle Atome im Raum gerichtet und geordnet. Mit seinen Polen trägt jedes Atom zur Erhöhung der magnetischen Wirkung bei, und alle gemeinsam bilden einen Magneten. Daher unterscheidet sich ein Magnet von einem nicht magnetisierten Eisenstab durch die gerichtete Anordnung seiner Teilchen. Kohärenz, Ordnung und Harmonie sind unerlässlich, um einen Magneten herzustellen, der eine Anziehungskraft ausübt und eine Ordnung herstellt. Unser Herz produziert das kraftvollste elektromagnetische Feld im Körper. Es ist der wichtigste elektrische Oszillator. Es entspricht dem vierten energetischen Zentrum. Es ist ein Zentrum der Synthese, das ein elektrisches Potential produziert, das 5000 Mal größer ist als die Summe aller elektrischen Felder im Körper. Selbst innerhalb einer Reichweite von drei Metern beeinflusst das magnetische Feld unseres Körpers unsere Patienten. Wenn wir unser Bewusstsein im Herzen zentrieren, können wir eine Harmonisierung unseres gesamten elektromagnetischen Feldes herstellen. Entsprechend dem Grad unseres Bewusstseins schaffen wir permanent Harmonie oder Disharmonie. Das innere Vertrauen wird im Herzen geboren, und dieses innere Vertrauen drückt sich als Kohärenz aus. Wenn sich das Herz zusammenzieht, trägt es eine Klangwelle hinein, eine thermische Welle, eine Druckwelle, eine magnetische Welle. Es gibt ein ganzes Bündel an Informationen oder Frequenzen weiter, die buchstäblich den gesamten Körper überziehen. Wenn im Herzen eine Veränderung stattfindet, dann verändern sich auch alle Körperzellen. Und was verändert die Muster der Herzfrequenz? Emotionen. Alle Emotionen werden aus Angst oder Liebe geboren. Es gibt zwei Physiologien: Die Physiologie der Liebe und die Physiologie der Angst. „Die Kunst aller Therapien besteht darin, die Physiologie der Liebe wieder zu beleben.“ Eine der ersten Regeln in der Arzt-Patienten-Beziehung ist es, im „Hier und Jetzt“ zu sein. Das heißt präsent zu sein und mit all unseren Sinnen zuzuhören. Wir müssen mit unserem Gesprächspartner in Resonanz gehen und eine Atmosphäre des Vertrauens aufbauen. Vertrauen ist ein Magnet, der Beziehung ermöglicht und jedes Gefühl der Illusion oder Gefühle von Furcht und Einsamkeit auslöscht. Wenn wir unser Bewusstsein auf unser Herz richten, entsteht eine umfassende Harmonisierung unseres elektromagnetischen Feldes (das den Raum unserer weit geöffneten Arme umschließt), denn unser Herz ist der wichtigste magnetische Oszillator. Unsere Gehirnhälften werden auf der Alpha-Frequenz harmonisiert, auf einer oberflächlichen wie auch einer tiefen Ebene. Dabei kommt es zu eiParacelsus Health & Healing 1/ III 31 ner Harmonisierung unseres limbischen Systems, das unser emotionales Potential bestimmt. In diesem Stadium des Bewusstseins und der Kohärenz entsteht in einem selbst die größte Kohärenz, wie ein harmonisierender Magnet, und der Therapeut, der phasengleich ist, bringt den Patienten dazu, ebenfalls phasengleich zu werden. Ein Therapeut, der in diesem Zustand ist, strahlt durch seine Hände ein sehr schwaches pulsierendes magnetisches Feld von 7,8 Zyklen pro Sekunde oder 7,8 Hertz aus. Dies ist wichtig, da der Puls des magnetischen Feldes der Erde zwischen 0,1 und 30 Zyklen pro Sekunde schwankt. Die wichtigste Pulsfrequenz des erdmagnetischen Feldes beträgt ebenfalls 7,8 Hertz oder Zyklen pro Sekunde. Ein Therapeut ist in der Lage, die verlorene 7,8-Hertz-Schwingung im Patienten wieder herzustellen und ihn so erneut harmonisch mit der Erde zu verbinden. Synchronisation ermöglicht Resonanz und Kommunikation. In diesem Stadium können therapeutische Bilder übertragen werden – d. h. wenn das Gehirn des Therapeuten sich auf das Gehirn des Patienten einstellt und beide harmonisch in Resonanz zueinander stehen –, die eine tiefgründige physiologische und therapeutische Wirkung haben. An dieser Stelle wird die Bedeutung von Entspannungstechniken klar, die uns in den Alpha-Zustand und weitergehende Visualisierungen führen. Nicht-Örtlichkeit Das Prinzip der Nicht-Örtlichkeit erklärt die Wirkungen auf Distanz (ein Experiment von Einstein-Podolski-Rosen). In diesem Zusammenhang macht uns die Quantenphysik mit der Tatsache be32 Paracelsus Health & Healing 1/ III kannt, dass in der subatomaren Welt eine sofortige Übertragung von Information stattfindet und so das Prinzip der Nicht-Örtlichkeit besteht. Im Jahre 1982 maß Alain Aspect die Polarisierung in einem niedrig-frequenten Photonenpaar, das von einer einzigen Quelle emittiert wurde, und zeigte, dass jedes der Photonen sofort „wusste“, was sein Gegenpart getan hat. Es ist, als „würde jeder Punkt im Raum-Zeit-Gewebe die Information des gesamten Systems halten.“ Von daher stammt die Idee des Universums als unendliches kosmisches Hologramm, in dem eine unbegrenzte Menge an Informationen existiert. Im Hologramm finden wir ein einzigartiges Modell, um die energetische Struktur des Universums sowie die Multidimensionalität des Menschen zu verstehen. Im Jahre 1947 beschrieb der Physiker Denis Gabor das mathematische Prinzip eines Hologramms, eine Entdeckung, die ihm später den Nobelpreis einbrachte. Holographie ist eine fotografische Technik zur Herstellung von dreidimensionalen Bildern, die man als Hologramme bezeichnet. Ein Hologramm ist in Wahrheit ein Bild in drei Dimensionen. Eine weitere sehr wichtige Eigenschaft des Hologramms besteht darin, dass man, wenn man ein Stück des holographischen Filmes ausschneidet und durch dieses Stück Laserlicht sendet, das Bild des gesamten Objekts erhält und nicht nur des herausgeschnittenen Stücks. Wir erhalten das Bild des unversehrten Objekts in drei Dimensionen. Das ist das holographische Prinzip: „Jedes Teil enthält das Ganze, und das Ganze ist im Teil enthalten.“ Dieses Konzept revolutioniert alle Zweige der Wissenschaft und Gedankenschulen. Es gibt viele Wissenschaftler, die in dieser Richtung arbeiten, wobei zwei von ihnen eine herausragende Stellung einnehmen: der Neurochirurg Karl Pribran und der Physiker David Bohn. Karl Pribran macht Forschungen auf dem Gebiet des Gedächtnisses und der Gehirnfunktionen. Seine Studien haben ihn zu der Schlussfolgerung geführt, dass unser Gehirn in vielen Bereichen wie ein Hologramm funktioniert. Wenn unser Gehirn tatsächlich wie ein Hologramm funktioniert, könnten wir Zugang zu einem größeren Ganzen haben, zu einem Feld oder – wie er sagt – „einem holistischen Frequenzbereich“, der die Grenzen von Raum und Zeit überschreitet. Wir können uns mit einem Bewusstseinszustand verbinden, in dem wir Zugang zum Ganzen, zur Einheit, zum Nicht-Raum, zur Nicht-Zeit haben und so die mystischen Erfahrungen der Einheit verstehen, die von den Mystikern und Weisen aller Zeiten allgemeingültig beschrieben wurden. Darüber hinaus arbeitet der englische Physiker David Bohn auf dem Gebiet der subatomaren Physik und des Quantenpotentials, und seine Studien führten ihn zu dem Schluss, dass die physischen, materiellen Entitäten, die in Raum und Zeit getrennt erscheinen, tatsächlich in einem gemeinsamen Feld zusammen bestehen und unterschwellig oder, wie er es selbst ausdrückt, „implizit“ miteinander verbunden sind. Für ihn existieren zwei Dimensionen oder Sphären: 1. die Dimension der Manifestation, oder „explizite Sphäre“, wo Dinge und Ereignisse getrennt existieren. Dort spielen Raum und Zeit eine Rolle. 2. die Dimension der Nicht-Manifestation, oder „implizite Sphäre“, die jenseits des Erscheinungsbildes existiert, wo Dinge und Ereignisse raum- und zeitlos, einzigartig und unteilbar sind. Die mystischen Erfahrungen der Einheit ließen sich durch eine Verbindung mit dieser Sphäre erklären. Unbestimmtheit Die Quantenwelt ist unbestimmt. Und dieses Unbestimmtheitsprinzip (Heisenbergsche Unschärferelation) manifestiert sich auch in der Physiologie unseres Gehirns, speziell in der sympathischen Verbindung – im synaptischen Raum. Heisenbergs Unschärferelation ist schon lange in die Sprache der Soziologen und Psychologen eingegangen. Der Begriff „Quantensprung“ wird immer dann benutzt, wenn eine plötzliche Veränderung eintritt. Derzeit fordert die Neurophysiologie, Phänomene der Quantenphysik zu berücksichtigen, um das Bewusstsein zu ergründen. Forscher, die in die Mysterien der Wechselwirkung von Geist und Materie eindringen wollen, konzentrieren sich auf das Studium von Quantenereignissen, die innerhalb und zwischen Neuronen im Gehirn stattfinden. Der Raum zwischen zwei Neuronen – der synaptische Spalt – ist so geringfügig, ca. 200 bis 300 Amstrom, dass er in das Gebiet der Quantenphysik gehört. 1970 haben der Neurologe John C. Eccles sowie andere Neurologen Daten über den Einfluss des ephemeren Denkens gesammelt, das auf die statische Materie einwirkt. Eccles beobachtete, dass das synaptische Vesikel, in dem die Neurotransmitter gespeichert werden, eine nahezu kugelförmige Struktur von 400A Durchmesser hat. Eddigton studierte diese Vesikel und kam zu dem Schluss, dass das Prinzip der Unschärferelation der Quantenphysik tatsächlich auf ein Objekt dieser Größe anwend- bar ist und bezifferte die Unschärfe auf 50A pro Millisekunde. Diese Zahl ist äußerst wichtig und bedeutungsvoll, denn 50A könnten die Größenordnung sein, mit der das Bewusstsein vermutlich in Wechselwirkung mit dem neurophysiologischen Mechanismus des Gehirns steht. Mit anderen Worten könnten 50A das Maß des „Freien Willens“ oder „mentalen Einflusses“ sein. Quantenphysik, Bewusstsein, Kohärenz, elektromagnetisches Feld, Herz – der wichtigste magnetische Oszillator, Resonanz, Induktion, vereinigtes Feld, Nicht-Örtlichkeit, Unschärfeprinzip, Unbestimmtheit. All diese können Konzepte sein, die in unserem Bewusstsein in Resonanz gehen und uns neue Türen öffnen. Richtungsweisende Fäden, die uns erlauben, tiefer in das Wunder unseres Selbst und der gesamten Schöpfung einzudringen. Wir sind dabei, einen „Quantensprung“ in unserem Bewusstsein zu vollziehen und dadurch auf eine neue Umlaufbahn zu gelangen, wo Harmonie, Frieden und Kohärenz integraler Bestandteil unserer Physiologie und Existenz sind. Vielleicht können wir verstehen, dass die schwache nukleare Kraft – die elektromagnetische Kraft, die fast eine Million mal geringer ist als die starke nukleare Kraft – verantwortlich ist für die Umwandlung eines Neutrons in ein Proton bzw. für die Umwandlung von Materie, dass sie beteiligt ist an der Umwandlung eines Elektrons in ein Antineutrino, ein subatomares Teilchen, das durch die Erde hindurchgehen kann als wäre sie ein leerer Raum und ursprünglich von der Sonne, der Lebensquelle, kommt. Vielleicht werden wir verstehen können, dass im Herzen des Atoms, innerhalb der Protonen und Neutronen, eine wundervolle kohäsive Kraft wirkt. Diese Kraft sorgt dafür, dass die Quarks verbunden bleiben (die wiederum ein unermessliches Potential haben, das 1039 Mal höher ist als die Gravitationskraft). Diese Kohäsion wird durch Gluonen bewirkt, die alles vollkommen zusammenführen und für Kohäsion sorgen. Dies ist der direkte Ausdruck der erhabensten aller Energien – der Lebensenergie oder der Energie der Liebe. Quantenmechanisches Modell eines Atoms Paracelsus Health & Healing 1/ III 33 Bioresonanz: Therapie m i t Z u k u n f t VI Methode: Medizinische Bioresonanz Dr. Gerhard L. Rummel Dr. G. Rummel ist seit über 30 Jahren als Allgemeinmediziner niedergelassen und hat als Sportmediziner verschiedene Methoden der Frühmobilisation entwickelt. Auch mit Verfahren wie Akupunktur, Neuraltherapie, Chiropraktik hat er sich beschäftigt. Die größte Faszination ging von der Bioresonanz aus, die er 1996 kennen lernte und stufenweise weiterentwickelte. Schließlich entstand eine ganz neue Methode, die auf den Grundlagen der Schulmedizin aufbaut und den wissenschaftlichen Hintergrund der Wirkung der Bioresonanz analysiert. 1997 wurde die Medizinische Gesellschaft für Bioresonanz gegründet. 34 Paracelsus Health & Healing 1/ III Die Infektion mit Candida Die Candidainfektion ist die häufigste Begleitinfektion bei Allergien und die am meisten unterschätzte. Die Schulmedizin bagatellisiert sie, die alternative Medizin sieht in ihr den Schlüssel vieler Krankheiten. Was sind diese Candida? Candida bezeichnet eine ganze Gruppe von Candidapilzen, die im Darm eines jeden vorkommen. Laienhaft spricht man von den „Darmpilzen“. Allein die Literatur über diese Krankheit und die Behandlungsmöglichkeiten finden sich in jeder Verlagsreihe über medizinische Themen und Laienaufklärung. Es gibt Spezialisten, die für viel Geld mit Infusionen, Diäten, Darmspülungen, Ozontherapie, Sauerstofftherapie usw. das Problem angehen. Allein über die Pilzdiät gibt es mehr Bücher als über die Bioresonanz. Wenn diese Behandlungen und Empfehlungen erfolgreich wären, müsste der Candida schon ausgerottet sein. Ich möchte deshalb versuchen, mich diesem sensiblen Thema von verschieden Seiten zu nähern, um klar zu machen, dass es sich hier nicht um eine reine Infektion handelt, sondern einen Teil eines komplexen Systems, aus dem man diese Infektion nicht herausreißen kann. Ich möchte aber auch betonen, dass ich garantierte Ergebnisse durch meine Methode vorweisen kann, die zu 90 % aller Fälle die Beseitigung des Problems auf Dauer gewährleistet. Die Mediziner H. H. Charles und H. Fink schreiben in ihrem Buch über Candida: „Nach den Erfahrungen der letzten Jahre wird zunehmend deutlich, dass die Candidainfektion auf einer Immunschwäche beruht und dass es nicht genügt, die Darmpilze mit Antimykotica zu bekämpfen, sondern dass gleichzeitig das Immunsystem gestärkt werden muss.“ Hier wird auf übergeordnete Zusammenhänge hingewiesen, aber das ist nur ein wichtiger Teil. Die Grundfrage ist, weshalb ein bei jedem Menschen vorkommender Darmparasit zu einer Infektion wird. Die Parallele zur Helicobacterinfektion liegt nahe. Die Allergie macht eine Entzündung des Darms und auf dieser entzündeten Schleimhaut kann sich der Helicobacter gut vermehren. Ein anschauliches Beispiel ist die Infektion einer kleinen Hautabschürfung bei Schmutzarbeiten. Eine intakte Haut infiziert sich nicht! Aber an jeder beschädigten Stelle der Haut können Bakterien eindringen und eine Infektion auslösen. Die Grundlage für die Vermehrung der Candida ist die Entzündung der Darmschleimhaut bei einer Allergie. Die zweite Grundlage stellt die verminderte Abwehr des Immunsystems dar. Erst durch das Zusammenwirken dieser Faktoren kann es zum Überschreiten einer pathologischen Schwelle kommen und dadurch zur Infektion. Welche Symptome diese Infektion verursachen kann, zeigt die folgende Tabelle. Klinische Symptome der CandidaInfektionen n Müdigkeit n Depression n Nervenschmerzen n Schwindel n Herzbeschwerden n Panikattacken n Schwitzen n Aggressivität n Innere Kälte / Frieren n Konzentrationsmangel n Schlafstörungen n Juckreiz n Magenbeschwerden n Verstopfte Nase n Verstopfung / Durchfälle n „Zappelphilipp“ n Blähungen n Kopfschuppen n Süßhunger n Periodenschmerzen n Heißhunger n Prostatitis Diese Symptome sind die am häufigsten genannten bei Candidainfektion. Die Zahl der genannten Symptome korreliert mit der Schwere der Infektion. Viele Patienten werden sich in diesen Symptomen erkennen und endlich das Stigma einer psychopathischen Person abschütteln können. Die Medizin ist schnell bei der Hand mit einer Abstempelung zum psychisch Kranken und die meisten Patienten mit diesen Symptomen waren beim „Neurologen“ wegen ihrer Nervenschmerzen. Oft werden Psychopharmaka verordnet. Viele Kranke resignieren und schweigen ihre Symptome tot. Fast alle Patienten mit einer langen Liste von Beschwerden waren bei den verschiedensten Fachärzten, die ihnen alle eine „Gesundheit“ bescheinigten, aber ihre Beschwerden nicht erklären konnten. Fast jeder Patient bringt eine Mappe voller „normaler“ Befunde mit, die keine Erklärung ihrer Beschwerden sind. Zur Verdeutlichung möchte ich eine Geschichte einer Patientin schildern, die vielleicht für viele übertrieben klingt, die ich aber ähnlich schon hundertfach gehört habe. Die etwas ältere Dame kam mit einem Bündel Akten über die bisherigen Untersuchungen zum Informationsgespräch über Bioresonanz. Befunde einer Uniklinik, von fünf verschiedenen Fachärzten und eine Liste von Medikamenten. Ich wollte zuerst ihre Symptome hören. Sie war bis vor fünf Jahren eine lebenslustige Frau, ging auf Feste bei Vereinen, dichtete Faschingsverse, tanzte gerne und war selten krank. Nach einer „Grippe“ erholte sie sich schlecht und bekam wegen einer Bronchitis Antibiotica. Da die Symptome blieben, wurden noch mehrmals verschiedene Antibiotika gegeben, insgesamt fünf Zyklen jeweils acht bis zehn Tage lang. Zwar verschwand das Fieber, aber der Husten blieb, und es stellten sich Schmerzen am ganzen Körper ein. Sie wurde immer schwächer. Der Mund war trocken, die Zunge belegt, ständig musste sie Sprudel trinken wegen der trockenen Lippen, und der Speichel war weiß und klebrig. Dazu kamen Schlafstörungen, Blähungen, und sie musste sich schon morgens hinlegen, weil sie nach zwei Stunden schon todmüde war. Sie ging nicht mehr aus, interessierte sich für nichts mehr und zu Ärzten ging sie nach den vielen Untersuchungen nicht mehr, weil nichts gefunden werden konnte. Die Mittel gegen die Schmerzen halfen nur wenig, und schließlich bot man Morphium an. Zur selben Zeit war die Schwiegermutter an Krebs erkrankt und musste Tag und Nacht von ihr versorgt werden. Schließlich war sie überzeugt, selbst auch Krebs zu haben. In ihrer Not versuchte sie es bei verschiedenen Heilpraktikern, die sie wenigstens ernst nahmen und mit homöopathischen Mitteln halfen. Auch die üblichen Diäten und Darmspülungen brachten keinen Erfolg. Ein Heilpraktiker stellte die Diagnose einer Candidainfektion. Diese nicht untypische Krankengeschichte zeigt die verheerenden Auswirkungen einer wahrscheinlichen Virusinfektion auf einen Menschen, dessen ganzes Leben zerstört wird und der in der Schulmedizin meist als Hypochonder betrachtet wird. Durch Bioresonanz konnte wieder ein lebensfroher Mensch entstehen. Die Candidainfektion war nur Folge einer unkontrollierten Antibiotikagabe, mit der das Immunsystem völlig ruiniert wurde. Der eigentliche Auslöser war eine Mononucleose (Pfeiffersches Drüsenfieber = wichtige Virus-Infektion) zusammen mit erheblichen familiären Problemen. Also kann eine solche Situation auch ohne Allergie als Auslöser entstehen. Virusinfektion + Stress + Antibiotika Ë Immunsuppression + Candida-Infektion Ë Zusammenbruch Wir haben es hier mit einem vielschichtigen Problem zu tun, das als Starter eine Virus-Infektion hat, der die Candidainfektion folgt. Pilzerkrankungen sind aber auch sonst weit verbreitet und häufiger als angenommen. Paracelsus Health & Healing 1/ III 35 Biores onanz: Therapie mit Zukunft VI Hier einige offizielle Zahlen einer Statistik aus dem „Deutschen Ärzteblatt“: 20 % haben Hautpilz 20 % aller Frauen haben Scheidenpilz 15 % haben Nagelpilz Demnach sind 30 % der Bevölkerung infiziert mit Candida, was auch der Zahl der Allergiker entspricht. Die wahre Zahl der Allergiker liegt aber weit höher, da die Krankheiten des Neuralorgans und teilweise auch des Verdauungsorgans nicht offiziell zu den Allergien gezählt werden. Faktoren, die das Wachstum der Candida begünstigen sind: 1. Antibiotika 2. Cortison 3. Immunsuppressiva und Bestrahlungen 4. Toxine 5. Stress 6. Virusinfektionen Bei der Gabe von Antibiotika werden die Bakterien der Darmflora reduziert, so dass das innere Gleichgewicht zu Gunsten der Candida verändert wird. Corti- son wirkt schwächend auf das Immunsystem, genauso wie Immunsuppressiva und Bestrahlungen oder Toxine. Auch Stress wirkt in dieser Richtung. Die Rolle der Virusinfektionen wird in einem eigenen Kapitel behandelt. Diese Infektionen sind besonders aggressive Belastungen. Bei Allergikern treffen diese Infektionen auf ein geschwächtes Immunsystem, weshalb diese Infektionen hier viel schlimmere Auswirkungen haben. Das Candidagesetz Um die Zusammenhänge und die Bedeutung der Candidainfektion bei Allergikern darzustellen, wurde das „Candidagesetz“ formuliert. Das Schema zeigt eine lineare Abhängigkeit der Schwere der Candidainfektion von der Zahl der Allergien und der Schwere von Restinfektionen im Körper durch Virusinfektionen. Damit steigt auch die Zahl der notwendigen Therapien nicht nur linear, sondern exponentiell. Allergien/Infektionen Candida-Infektionen Candida Normbereich Candida 36 Paracelsus Health & Healing 1/ III normale wandständige Darmbakterien Immunabwehrkörper Candida (Antikörper) Darmschleim Dünndarmzelle Immunzelle zw. Darmzellen ImmunAbwehrzelle Im Wesentlichen korreliert diese Aussage auch mit der Schwere der Belastung des Immunsystems. Die Behandlung der Candidainfektion Die Behandlung der Candida kann nur gesehen werden im Rahmen einer Gesamtstrategie. Wenn man die Diäten wie Fastenkuren, kohlenhydratfreie Kost und Darmsanierung vom medizinischen Standpunkt analysiert, muss man auch die anatomischen Grundlagen berücksichtigen. Wie die Abbildung zeigt, schwimmt der Candida auf dem Schleim, hat aber auch „Füße“ (Mycelen), mit denen er sich in der Darmwand festkrallt und auch von dort ernährt wird. Ein „Aushungern“ wird wenig erfolgreich sein, weil die Ernährung über die Schleimhaut gesi- schleimbildende Becherzelle Fresszellen (Makrophagen) chert ist. Auch mechanische Prinzipien wie Spülungen sind wenig sinnvoll. Eine eigene Statistik mit verschiedenen Diäten ergab, dass die Patienten mit Mischkost und vegetarischer Ernährung die besten Kontrollen bei den Stuhlproben hatten. Bei den Fastenkuren waren die Nebenwirkungen teilweise dramatisch. Die einzige Möglichkeit einer effektiven Therapie ist die Beseitigung der Ursachen, die zur Pilzinfektion führen. Wer nicht die immunologische und allergische Situation verbessert, erzielt nur vorübergehende Besserungen. Ein noch nicht ausreichend erklärbares Problem sind die Toxine, die beim Zerfall der Candida entstehen. Sie lösen oft erneute Schübe einer Allergie aus. Nach einer Behandlung mit Antimykotika Basalmembran treten innerhalb von einem Tag häufig gleichartige Symptome auf, die eindeutig mit Candida korrelieren und bei der Nesselsucht kommt es zu regelrechten Krankheitsschüben. aus: Rummel, Gerhard L.: Bioresonanz – Therapie der Zukunft. Elztal: Verlag Laub GmbH & Co. KG, 2003 Weitere Informationen: Medizinische Gesellschaft für Bioresonanz, www.mgb-info.de Paracelsus Health & Healing 1/ III 37 Das ethische „Gesetz in mir“ ist die Basis der psychosomatischen Therapie. Prof. Dr. Max Lüscher, Luzern Max Lüscher studierte Psychiatrie und doktorierte in den Fächern Philosophie, Psychologie und Rechtsphilosophie mit Platon hat versucht „das höchste Gut“ zu definieren. Aristoteles hat es als Ethik erstmals ausführlich behandelt. Seither bildet die Ethik ein Hauptthema der Philosophie. Kant definiert sie als „das moralische Gesetz in mir“. Auch Spinoza und in jüngerer Zeit Nikolai Hartmann (1882–1951) waren überzeugt, dass sich die Ethik ebenso beweisen lasse wie die Gesetze der Geometrie. Mit der Einführung der logischen Kategorien der Regulations-Psychologie wurde es möglich, „das Gesetz in mir“ logisch zu beweisen. Das psycho-physiologische Regulationssystem, das wir „Psyche“ nennen, reguliert die Emotionen und Motivationen (Limbisches Zwischenhirn, Thalmus und Amygdala) mit drei logisch definierten Polaritäten. der herausragenden Doktorarbeit „Die Farbe als psychodiagnostisches Hilfsmittel“. Er arbeitete als Psychotherapeut in Basel und in Berlin, dann ließ er sich in Luzern nieder. Dort leitet er das Institut für medizinische Psychodiagnostik Deren 6 logischen Kategorien sind: 1. direktiv (bestimmend) gegenüber 2. konstant (bleibend) gegenüber 3. integrativ (verbindend) gegenüber rezeptiv (empfangend) variabel (wechselnd) separativ (trennend) und unterstützt die wissenschaftlichen Arbeiten zur Lüscher-Color-Diagnostik und Therapie. Seine Haupttätigkeit sind Seminare zur Ausbildung von Ärzten und Gastvorlesungen. Die Lüscher-Co- Aus der Kombination dieser 6 Kategorien ergeben sich die vier logisch begründeten, normalen Selbst-Gefühle. Diese vier normalen Selbstgefühle sind die Voraussetzung zur psychosomatischen Gesundheit. lor-Diagnostik wird in sieben Sprachen unterrichtet und weltweit an vielen Universitäten benutzt. Die Selbst-Achtung Das Selbst-Vertrauen Die innere Zufriedenheit Die innere Freiheit (direktiv, konstant, separativ). (direktiv, variabel, integrativ). (rezeptiv, konstant, integrativ). (rezeptiv, variabel, separativ). Wer in den normalen Selbst-Gefühlen lebt, verhält sich anderen gegenüber normal, also ethisch. Die 6 Kategorien begründen die 6 ethischen Normen. Die Kategorie direktiv entspricht der Verantwortung. Die Kategorie rezeptiv entspricht der Toleranz. Die Kategorie konstant entspricht der Aufrichtigkeit. Die Kategorie variabel entspricht der Aufgeschlossenheit. Die Kategorie integrativ entspricht dem Wohlwollen. Die Kategorie separativ entspricht der Gerechtigkeit. 38 Paracelsus Health & Healing 1/ III Beispiel 1: Die Kategorie rezeptiv: Die Selbstgefühle: Innere Freiheit und innere Zufriedenheit sind beide rezeptiv. Die innere Freiheit ist offen und fähig etwas zuzulassen. Die innere Zufriedenheit ist bescheiden und duldsam. Diese beiden rezeptiven Selbstgefühle sind die Voraussetzung für das ethische Verhalten der Toleranz. Beispiel 2: Die Kategorie integrativ: Die Selbstgefühle innere Zufriedenheit und Selbst-Vertrauen sind beide integrativ. Bei innerer Zufriedenheit ist man bescheiden und verständnisbereit. Wer Selbst-Vertrauen hat, ist fähig, sich zu engagieren und zu helfen. Diese beiden integrativen Selbstgefühle sind die Voraussetzung für das ethische Verhalten das Wohlwollen. „Benevolence“ ist von englischen und amerikanischen Philosophen (z. B. Butler, Hume, Smith und James, Dewey) für das Kriterium der Ethik gehalten worden). Beispiel 3: Die Kategorie separativ: Die Selbstgefühle Selbst-Achtung und innere Freiheit sind beide separativ. Wer Selbst-Achtung hat, verhält sich wahrhaftig und will objektiv urteilen. Wer sich innerlich frei fühlt, ist offen und kann unabhängig urteilen. Das sind die Voraussetzungen für die ethische Norm der Gerechtigkeit. Die kategorial begründeten, vier normalen Selbst-Gefühle und die durch diese Kategorien begründeten ethischen Normen bilden die Voraussetzung für die psychosomatische Gesundheit. Darum ist es das Ziel aller Psychotherapie, diese normalen Selbstgefühle herzustellen. Die psychosomatische Therapie soll den Patienten in den Zustand dieser Selbst- gefühle versetzen (durch mentale oder durch psycho-physiologische Methoden). Die Test-Farben der Lüscher-Color-Diagnostik wurden nach denselben Kategorien ausgewählt. Darum deckt die Farbenwahl des Patienten den Zustand seines Selbstgefühls und den psychosomatischen Status auf. Die normalen Selbstgefühle und das durch sie entstehende ethische Verhalten sind in dem kategorial regulierenden „Gesetz in mir“ begründet. Das gilt für jedes Lebewesen, das ein „schlechtes Gewissen“ haben kann. Ohne die kategoriale Gesetzmäßigkeit, ohne dieses rigorose „Gesetz in mir“, wäre Psychotherapie überhaupt nicht möglich. Sie bestünde aus willkürlichen Auslegungen und sogar schädlichen Unterstellungen. Die ausführliche Begründung der normalen Selbstgefühle und der ethischen Normen enthält das Taschenbuch: Lüscher, Max: Der 4-Farben-Mensch. Ullstein Verlag, TB Internet: www.luscher-color.com e-mail: info@luscher-color.com „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht: Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Immanuel Kant (1724–1804) Paracelsus Health & Healing 1/ III 39 Vo m W e s e n d e r B i o l o g i s c h e n M e d i z i n III Dr. med. Thomas Rau Dr. med. Thomas Rau ist Chefarzt der Paracelsus Klinik Lustmühle, Schweiz. Paradigmen der Biologischen Medizin (Teil 2) Die Klinik integriert als einzige Klinik im deutschsprachigen Raum konsequent die breit angewendete biologische Medizin mit der ganzheitlichen Zahnheilkunde. Dr. Rau hat ein fundiertes Wissen in vielen Bereichen der Ganzheitsmedizin. Er übt eine sehr intensive Lehrtätigkeit in biologischer Medizin in Europa und den USA aus. In Louisville KY, USA hat er eine Partnerklinik aufgebaut und 3. Störherde verschlimmern chronische Krankheiten oder lösen sie aus Ein Störherd ist ein unterschwelliger Entzündungsherd, welcher am Ort des Herdes nicht bemerkt wird, aber über das Mesenchym oder via meridianer Signale eine Fernstörung machen kann. Diese Fernstörung führt dann zu Fehlreaktionen und Fehlfunktionen am Fernorgan. ist Gründer und Board Member des Biological Medicine Network, U.S.A. Störherde sind sehr häufig Mitursache chronischer Krankheiten. Häufigste Störherde (ca. 80 %) sind: n tote (wurzelbehandelte) Zähne n alte Narben oder chronische Entzün- Der Störherd 40 Paracelsus Health & Healing 1/ III dungen in Tonsillen oder Nasen-Nebenhöhlen n chronische Darm-Fehlbesiedelungen mit unterschwelliger Reizung der Darmkrypten Bei chronischen Leiden, welche mit sonstigen Naturheilmethoden nicht heilen , muss IMMER an Störherde gedacht werden. Häufig sehen wir Störherde als Ursache von M. S., Polyarthritis, Rückenbeschwerden, Kopfweh, Neuralgien. Nur subtile Regulationsteste können Störherde aufzeigen, wie Elektroakupunktur, Milieuteste und die Thermoregulationsdiagnostik nach Prof. Rost. Mit normalen Blutuntersuchungen sind Störherde nicht zu erkennen. Der Störherd (= unterschwellige Entzündung, welche nur an Fernwirkung verspürt wird) n benötigt einen „Auslöser“, d. h. eine Zweitursache n kann für Jahre stumm sein! 4. Alle Krankheiten sind polycausal und abhängig von der Konstitution des Patienten Nicht die Diagnose, sondern die Konstitution ist wichtig – Homöopathie / Konstitutionenlehre / 5 Elementen-Lehre Sehr viele Krankheiten sind „idiopathisch“, d. h. man kennt deren Ursache nicht. Dies allein deshalb, weil sie eben immer verschiedene Ursachen haben, welche ganz individuell in verschiedenen Patienten verschieden kombiniert sind, je nach Konstitution! Das breite Suchen verschiedener Ursachen ist daher bei chronischen Krankheiten sehr wichtig, sowie das Erkennen der Konstitution des Patienten: Jeder Konstitutionstyp ist auf andere Belas- Histamin Pilze (Schimmelpilz Aspergillus) Dysbiose (Darmschleimhaut) Übersäuerung Toxine/Quecksilber ALLERGIE Allergen tungen empfindlich, was uns auch die Homöopathie mit ihrer ausgefeilten Konstitutionenlehre zeigt. Beispiele multicausaler Erkrankungen sind viele: Allergien / Multiple Sklerose / Autoimmunerkrankungen / kindliche Verhaltensstörungen, etc., etc. Gerade bei solchen Krankheiten müssen soviel Teilursachen wie möglich gefunden werden, die wie Mosaiksteinchen erst zusammen ein Bild erzeugen. Beispiel: Der „Allergietempel“ Ein gutes Beispiel sind Allergien oder Asthma: Das Allergen ist meist nur auslösender Faktor. Grundlegend aber sind Milieufaktoren und immunverändernde Belastungen: Nahrungsmittelallergien, Schwermetallbelastungen, Dysbiosen oder Pilze, Spurenelementmängel. So können auch Allergiker geheilt werden, ohne dass man das Allergen eliminieren kann, sondern einzig, indem man die Begleitursachen beseitigt. Die Lehre der Konstitutionen ist für die Biologische Medizin von größter Wichtigkeit und kann sich in eigentlich allen bewährten traditionellen Naturheilverfahren wiederfinden, allerdings mit unterschiedlichen Bezeichnungen. Einzig die „moderne“ westliche Schulmedizin stellt die Bedeutung der verschiedenen Reaktionsweisen verschiedener Patienten in den Hintergrund und behandelt Diagnosen in einer reproduzierbaren und nicht individualisierten Weise. Dies hat natürlich den großen Vorteil, dass die Schulmedizin auf eine kochbuchartige Weise lernbar ist und auch von jedem reproduziert werden kann. Es hat aber den Nachteil, dass Medizin nicht mehr für den Menschen, sondern „gegen eine Diagnose“ gemacht wird und ihren künstlerischen Charakter verliert. Grundallergien/Fehlernährung PSYCHE Im Folgenden werde ich einige verschiedene Benennungen von Konstitutionen auflisten, welche den verschiedenen traditionellen Heillehren entstammen: Traditionelle Chinesische Medizin: n Meridian-Konstitutionstypen (= „Funktionskreistypen“ nach Dr. Rau) Leber–Gallenblase – Herz–Dünndarm – Magen–Milz/Pancreas – Lunge–Dickdarm – Niere–Blase n Wandlungsphasen und deren Charaktere: Holz (Wind, Frühling) – Feuer (Sommer) – Erde (Spätsommer) – Metall (Herbst) – Wasser (Winter) Ayurvedische Medizin: n Vatta – Pitta – Kapha-Typen Diese drei Typen entsprechen verblüffend den Konstitutionstypen der Kretschmer’schen Lehre und Enderleins drei Haupttypen: Stauung – Entzündung – Degenerations-Typ, bzw. Mucor – Penicillium – Aspergillus – Konstitution! Isopathische Konstitutionstypen: n Mucor – Penicillium – Aspergillus niger-Typ Prof. Dr. Günter Enderlein, der Begründer der Isopathie und Entwickler der Lehre des Pleomorphismus, hat beobachtet, dass beim Überwiegen einer endobiontischen Hochvalenz auch meist eine zugehörige Krankheitsneigung besteht, sowie eine typische Konstitutionund Wesensart des Patienten. n Der Mucor-Typ neigt zu Stauungen, entspricht in vielen Teilen dem luetischen Typ, neigt zu Krankheiten des „Fließenden“, zu Gefäß- und Kreislaufkrankheiten, Stoffwechselstörungen und Drüsenstörungen. Er entspricht in Vielem auch dem leptosom-entodermalen Typ Kretschmers. n Der Penicillum-Typ neigt zu infektiösen Krankheiten, überschießenden Leiden, Eiterungen, Entzündungen bakterieller Art, ev. mit Einschmelzungen. Er enstpricht dem Sykotiker in großen Teilen. n Der Aspergillus-Typ ist der psorinische, welcher in der Jugend zu Allergien und lymphatischen Leiden neigt. In zunehmendem Alter kommt aber das Degenerative und Chronische zum Vorschein. Krankheiten des Bindegewebes, des Stützapparates, Gehirns, Niere geParacelsus Health & Healing 1/ III 41 Vom Wesen der Biologischen Medizin III hören zu seinen Prädilektionsorganen. Die Grundkrankheit ist die Tuberkulose oder im homöopathischen Sinne das „tuberkuline“ Reagieren. Kretschmer’s Konstitutionenlehre: n Leptosom-ektodermal-asthenisch (schizothym-introvertiert) n Normosom-athletisch-mesodermal n Pyknisch-entodermal (zyklothymdepressiv-extrovertiert) Hahnemann’sche Miasmenlehre: Hahnemann, der große Begründer der Homöopathie, hat nebst den konstitutionellen Wesensarten der einzelnen „großen“ Homöopathika (d. h. der wichtigen Einzelmittel) auch eine Reaktionstypologie geschaffen, welche drei prinzipielle Reaktionstypen unterscheidet, welche praktisch genau den Haupt-Typen nach Enderlein entsprechen und aufgrund ihrer Wesenart auch homöopathisch immer wieder die gleichen Konstitutionsmittel haben, aber auch spezifische Reaktionstypen und dadurch Krankheitstypen aufweisen. Hahnemann ging von typischen Krankheiten seiner Zeit aus, als er den zugehörigen Wesenstypen beschrieb: n Luetische (Syphilitische) Konstitution: Der Luetiker neigt zu destruktiven Reaktionen, Stoffwechsel-Krankheiten, Stauungs- und Reiz-Krankheiten, Krankheiten des Stützapparates, sowie in seinem Verhalten zu feurig-impulsiven, unberechenbaren, aber auch destruktiven Reaktionen. n Skosis oder sykotische Konstitution: Rührte her von der Sykosis (= Feigenwarzenkrankheit des Trippers = Gonorrhoe): ein Mitteltyp, aber mit Neigung zu überschießenden Reaktionen, Infek- 42 Paracelsus Health & Healing 1/ III tiösen Krankheiten, eigentlich der Penicillium-Typ. n Psorische Konstitution: Von der Psora, der damals häufigen Krätze, einer Hautkrankheit degenerativer Art. Der Psoriker hat ein Zuwenig an Reaktionen, neigt zu Atopien, degenerativen Krankheiten, neurolgisch-degenerativen Krankheiten. Er ist aber von seinem Wesen berechenbar, geradlinig, wenn auch oft starr, systematisch und oft „trocken“, ordentlich. Die Typenlehre Carl Hutters (Naturelle) Carl Hutter ist der Begründer der Patho-Physiognomie, der Lehre des Habitus und der Erscheinung eines Menschen. Hutter hat enorm viele Verbindungen zwischen Haltung, Körperbau, Gesichtsphysiognomie und Wesen des Menschen beschrieben. Auch er beschreibt 3 Haupttypen, die er „Naturelle“ nannte. n Ruhe- und Ernährungsnaturell: Ein Rumpf-Bauchmensch, ruhig, aufs Praktische ausgerichtet, einfach, der Lymphatiker. n Bewegungs- und Tatnaturell: auf Energie und Herrschaft ausgerichtet, schnell im Erkennen und Reagieren, groß, dynamisch. Muskelmensch, Bewegungsmensch. n Denk- und Empfindungsnaturell Feiner Mensch, stirnbetont, starke geistig/seelische Ausstrahlung. Introvertierter Denker, Typ Musiker Das Wichtige am konstitutionellen Erkennen des Patienten ist, dass man damit den Menschen viel individueller behandeln kann und auch erkennt, welche körperlichen Reaktionsweisen er auf Therapien zeigen wird. Es ermöglicht einem aber auch, den Patienten vorbeugend zu beraten und Krankheitsten- denzen zu erkennen. Der Patient wird – entsprechend seiner Grundkonstitution – auch immer wieder den ähnlichen Problemen und Themen in seinem Leben begegnen. Die Konstitutionen haben daher auch einen tiefgreifenden Einfluss auf das Erleben und die Psychologie des Patienten. Mit dieser Erkenntnis arbeitet auch die homöopathische Konstitutionenlehre, welche einzelnen homöopathischen Mitteln ein ganz spezifisches Erleben und Krankheitstendenzen und Krankheitsbilder zuordnet. 5. Die Ernährung ist ein wichtiger Faktor in der Heilung oder: die Kraft zum Erneuern des Organismus stammt aus den Aufbau- Kräften der Natur (Anthroposopische Lehre) und wird mit der Nahrung zugeführt! Der Darm ist unser bei weitem größtes Organ und trägt ebenso viele Bakterien auf sich, wie wir im ganzen Menschen Zellen haben. Die Darmschleimhaut ist das Organ, welches sich am schnellsten ersetzt und umbaut. Diese Erneuerungskräfte und die Darmbakterien durchwirken unser ganzes Wesen und hängen weitgehend ab von dem, was wir essen. Die Aufbaukräfte des Menschen – gerade bei degenerativen Krankheiten – müssen also immer über den Darm aufgebaut werden. Daher sind individuelle Ernährungsumstellungen bei chronischen Krankheiten von größter Wichtigkeit. Die Ernährung soll vollwertig, möglichst naturbelassen und sehr arm an tierischen Eiweißen sein, am besten vegetarisch und Kuhmilch-frei. Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten sind enorm häufig und oft Ursachen chronischer Krankheiten, bei de- nen man nie an Nahrungsmittel denkt: Praktisch alle Allergien, Darmleiden, Rheuma, insbes. Polyarthritis, kindliche Verhaltensstörungen, praktisch alle Infektanfälligkeiten, etc. Langfristig ist die gesunde Ernährung der wichtigste Faktor in der Behandlung chronischer Gesundheitsstörungen.1 6. Der Darm vernetzt uns mit der Erde durch die Darmbakterien und dadurch, dass alles, was wir erneuern und als Stoffe in uns gebrauchen, durch die Ernährung in uns kommt. Die Bakterien, die all dies gewährleisten, uns entgiften, aber auch viele Stoffe „vor-verdauen“, leben in wunderbarer Symbiose mit dem Menschen – sie sind eigentlich ein Teil von ihm. Sie gewährleisten unser Immunsystem durch dauernde Stimulation. Sie kommen von der Erde und sie sind es aber auch, welche uns nach dem Tode wieder zurückführen zur Erde. Sie bringen uns anabole und etherische Form- und Aufbaukräfte. Die Pflege der Darmflora durch isopathische Therapie und faserreiche vegetarische Ernährung ist von größter Wichtigkeit. Häufig benötigt aber der Patient für längere Zeit eine gezielte Therapie mit Spurenelementen (z. B. Molybdän), Vitaminen und Aminosäuren, sowie eine Einstellung des Säure-Base-Gleichgewichtes, damit sich seine Darmflora wieder richtig entwickelt. Einläufe, Colon-Hydrotherapien und gezielte Bakterienpräparate können diesen Vorgang deutlich beschleunigen. Die praktische Bedeutung dieser Zusammenhänge ist frappant: darmbedingte Erkrankungen sind häufig: Migränen, Allergien, Lungenleiden verschiedener Art, lumbale Rückenprobleme, Oberbauchblähungen, Übelkeit, chronische Verstopfung, Übergewicht (!) etc. Auch hier hat die Biologische Medizin einige subtile Testmethoden, welche die Intaktheit der Darmflora zeigen: Thermoregulationsdiagnostik, komprehensive Stuhltestungen auf Verdauungs- und Absorptionsleistung, sowie die Dunkelfeldmikroskopie, welche die dynamischen Vorgänge der bakteriellen Entwicklungen an Blut oder anderen Test-Medien aufzeigen. Die Besonderheit biologisch-ganzheitlicher Medizin ist also, dass sie individuell verschiedene Naturheilmethoden kombiniert und moderne orthomolekulare Erkenntnisse mit dem konstitutionellen Typ des Patienten vernetzt. Die Krankheit des Organs steht dabei in der Therapie im Hintergrund gegenüber der Wiedererlangung eines dynamisch-regulativen Zustandes des Gesamtpatienten. Ergänzungen zu diesem Thema siehe: Artikel „Darm, Ernährung und Gesundheit“ in Paracelsus – Health & Healing Hefte Nr. 6–9/I 1 Paracelsus Health & Healing 1/ III 43 Ursachen der Krebsentstehung Vom Wesen der Biologischen Medizin III Tabelle und kurzer Erklärungstext zur Krebsentstehung: Die biologische Medizin betrachtet Krebs als einen dynamischen Prozess und nie als eine Entität. Das heißt, Krebs entwickelt sich langsam und durchschreitet in dieser Entwicklung verschiedene Phasen der Degeneration bis zur Entartung der Zellen. In vielen Fällen, insbesondere in den frühen Stadien der Krebserkrankung, kann diese Entwicklung gestoppt oder sogar rückgängig gemacht werden, wenn die Ursachen der Krebsentstehung beseitigt werden. Die Ursachen und Einflüsse, welche die degenerative Entwicklung bewirken, sind nur zum Teil erforscht. Viele Teilursachen sind aber bekannt und können auch beeinflusst werden. Hier setzt O2-Zufuhr zellulär die ganzheitlich-biologische Krebstherapie an. Aus ganzheitlich-biologischer Sicht ist es von größter Wichtigkeit, dass jeder Krebspatient eine biologische Krebstherapie erhält, auch wenn er parallel dazu schulmedizinische oder alternativmedizinische krebszerstörende Therapien erhält. Nur durch die Entfernung der untenstehenden krebsbegünstigenden Faktoren kann nämlich ein Rückfall oder die Metastasierung vermindert oder vermieden werden. Aus ganzheitsmedizinisch-biologischer Sicht sind nämlich Metastasen oder Krebsrückfälle Neutumoren, welche entstehen, da die tumorauslösenden Faktoren nicht angegangen wurden. © Dr. med. Thomas Rau, Paracelsus Klinik Lustmühle, 2001 Für weitere Informationen siehe auch: www.paracelsus.ch freie Radikale Gifte Schwermetalle Geopathie 44 Paracelsus Health & Healing 1/ III Lactat Krebszelle Zelle Störfelder! (Zähne, Narben, chronische Infektionen) Mineral- und Spurenelementemangel Übersäuerung Übereiweißung Mucor Vo n d e r V i e r s ä f t e l e h r e zur modernen Naturheilkunde Prof. Dr. med. Karin Kraft Dr. Karin Kraft ist Inhaberin eines Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Universität Rostock und Chefärztin an der Rehabilitationsklinik „Moorbad” Bad Doberan. Der griechische Philosoph Empedokles (um 495–435 v. Chr.) postulierte, dass die gesamte Schöpfung durch unterschiedliche Anteile an den vier Urelementen Luft, Feuer, Wasser und Erde charakterisiert sei, und dass die vier Primärqualitäten Trockenheit, Wärme, Feuchtigkeit und Kälte entsprächen. Polybos, ein Schüler des Hippokrates (um 460–377 v. Chr.) entwickelte zu dieser Zeit die Viersäftelehre (Humoralpathologie), die besagte, dass alle Krankheiten aus einer fehlerhaften Mischung der vier Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle entstehen sollten. Damit stand er im Widerspruch zu Hippokrates, der u. a. die individuelle Anwendung von heißen Bädern, Heilgymnastik, Wasseranwendungen, Massagen, Heilpflanzen und Diätetik zur Behandlung von Krankheiten empfahl: Diese Maßnahmen sollten die „Physis“, die Selbstheilungstendenz des Organismus, unterstützen. Der Arzt sollte dort eingreifen, wo die natürliche Selbsthilfe des Organismus versage. Mit dieser individualisierten Therapiekonzeption war Hippokrates seiner Zeit weit voraus. Der einflussreiche Philosoph Aristoteles (384–322 v. Chr.) ordnete die Viererschemata der Elementenlehre und der Humoralpathologie einander zu und verhalf letzterer damit zum Durchbruch als führende Medizintheorie der Antike. Der offenkundige Vorteil gegenüber der individualisierten Therapie war die große Arbeitserleichterung für die Ärzte, die nach den sich in der Folge rasch entwickelnden Therapieschemata vorgehen konnten. Diese Schematisierung ist im Übrigen keine rein europäische Erfindung, sondern bildet auch die Behandlungsgrundlage, z. B. im Ayurveda und der traditionellen chinesischen Medizin. Der römische Arzt Galenos (129 – um 199) ordnete dem Überwiegen des einen oder anderen Körpersaftes unterschiedliche Gemütsdispositionen zu und legte damit die Grundlage zur Lehre von den vier Temperamenten sanguinisch, cholerisch, phlegmatisch und melancholisch. Galen formulierte aber auch die sechs „nicht natürlichen Dinge“ (res non naturales), d. h. ein aktives Verhalten für die Gesunderhaltung: Für Licht und Luft, Essen und Trinken, Bewegung und Ruhe, Schlafen und Wachen sowie Ausscheidungen und Gemütsbewegungen hat der Mensch selbst zu sorgen. Diese Empfehlungen fanden im folgenden Jahrtausend infolge der körperfeindlichen und autoritären Haltung der Kirche kaum Gehör: Hingegen beherrschte die Humoralpathologie, die die Unterstützung der Kirche und auch der im Mittelalter aufkommenden Universitäten genoss, die europäische Medizin und erstarrte immer mehr zum bevölkerungs- und patientenfernen Dogma. So übten die mittelalterlichen Schulmediziner die Wundbehandlung nicht persönlich aus, weil diese TätigParacelsus Health & Healing 1/ III 45 Von der Viersäftelehre zur modernen Naturheilkunde 46 Paracelsus Health & Healing 1/ III keit für unehrenhaft gehalten wurde. Man überließ sie den Schmieden, Henkern, Steinschneidern, Badern und Barbieren: Letzteren oblag auch das Ableiten der verdorbenen Körpersäfte durch Setzen von Schröpfköpfen und Blutegeln, die Durchführung von Aderlässen und Klistieren und das Erzeugen von künstlichen Eiterungen sowohl für die Prophylaxe als auch zu Therapiezwecken. Bei der Bevölkerung erfreuten sich Schwitzbäder als ableitendes Verfahren der größten Beliebtheit, weshalb gegen Ende des 12. Jahrhunderts überall öffentliche Schwitzbadestuben eröffnet wurden. Hier wurden Dampfbäder durchgeführt und Mineralwässer und Kräuterabkochungen verwendet. Auch ansonsten benutzte die Bevölkerung ziemlich unabhängig von den Ärzten ihr über Jahrhunderte tradiertes Wissen über die Heilpflanzen. In der Zeit der Aufklärung wurden die Schwitzbäder jedoch wegen der sich rasch ausbreitenden Syphilis verboten und die Kirche versuchte, das heilkundliche Wissen der Bevölkerung durch die Hexenjagden auszurotten. Die „materia medica“ des griechischen Militärarztes Dioskurides (40–90 n. Chr.) diente dagegen in der Schulmedizin über viele Jahrhunderte als Standardwerk. Die oft wenig naturgetreuen Abbildungen führten allerdings leicht zu Verwechslungen. Erst die ab 1530 erscheinenden Kräuterbücher zeichneten sich durch exakte botanische Darstellungen aus, es wurden hier aber nur die einheimischen Heilpflanzen dargestellt und beschrieben. Im 13. bis 15. Jahrhundert wurde die Medizin durch die Astrologie, die in der orientalischen Heilkunde eine große Rolle spielte, zunehmend stark be- einflusst. So wurden z. B. die Körperteile den Tierkreiszeichen zugeordnet, ärztliche Eingriffe der Konstellation der Gestirne angepasst und außerirdische Vorgänge zur Erklärung von irdischen Katastrophen bemüht, wie z. B. der infolge einer zunehmenden Bevölkerungsdichte und einem mangelhaften hygienischen Verständnis verstärkt auftretenden Seuchen. Auch magische Vorstellungen spielten nun eine große Rolle. Mit der so genannten „Dreckapotheke“ glaubte man, die Dämonen, die man für die Auslösung unerklärlicher Krankheiten verantwortlich machte, vertreiben zu können. Es wurden dafür abenteuerliche Mischungen aus optisch widerwärtigen und übel riechenden Bestandteilen hergestellt. Paracelsus (1493–1541) konnte sich zwar nicht von den magisch-astrologischen Vorstellungen lösen, wurde aber dennoch zum großen Wegbereiter der naturwissenschaftlich orientierten neuzeitlichen Heilkunde. Er bekämpfte die Dreckapotheke, die dennoch erst während und nach dem dreißigjährigen Krieg (1618–1648) ihre Blütezeit hatte, und die auch Wundermittel wie den Theriak, der schließlich aus über einhundert Bestandteilen zusammengesetzt war, verwendete. Martin Luther (1483–1546), den die meisten nur als Reformator kennen, widmete sich in seiner zweiten Lebenshälfte ebenfalls dem Kampf gegen die Dreckapotheke und unterstützte den Gedanken des gemäßigten Lebens als Grundlage für die Gesunderhaltung des Leibes ganz im hippokratischen und galenschen Sinne. Der im Laufe der Jahrhunderte sehr mühsam und gegen große Widerstände erworbene naturwissenschaftliche Erkenntnisgewinn zeigte zunehmend, dass die stark vereinfachende Sichtweise der Humoralpathologie in der Praxis unzulänglich war. Das Verbot der Leichenschau seit der Antike, das im übrigen auch Grundlage der manchmal nur schwer nachvollziehbaren anatomischen Vorstellungen der traditionellen indischen und chinesischen Medizin ist, hatte den Fortschritt sehr stark behindert, wurde aber von mutigen Ärzten immer wieder heimlich durchbrochen. So konnte der Anatom A. Vesalius mit seinem Buch „Über den Bau des menschlichen Körpers“ 1543 endlich vielen Irrtümern ein Ende setzen. Diese Entwicklung wurde durch den ab dem 15. Jahrhundert zunehmenden Gebrauch von Feuerwaffen und der daraus resultierenden schweren Kriegsverletzungen geradezu erzwungen. Weniger Glück hatte H. Mercurialis, der mit seinem 1569 erschienen Buch „de arte gymnastica“ eindringlich, aber erfolglos auf die positive gesundheitliche Auswirkung des Sports hinwies. Diese Gedanken wurden erst im späten 18. Jahrhundert allgemein aufgegriffen. Die seit der Aufklärung geforderte systematische naturwissenschaftliche Denkweise begann allmählich sich auch in der Medizin durchzusetzen. Der englische Arzt W. Withering wendete erstmalig 1775 auf Hinweis einer Kräuterkundigen einen Extrakt von Fingerhut bei einem Kranken mit fortgeschrittener Wassersucht mit Erfolg an. Erst nach einer 10jährigen praktisch-experimentellen Erprobungsphase präsentierte er schließlich der Fachwelt seinen Forschungsbericht einschließlich Erfolgen und Misserfolgen. S. Hahnemann (1755–1843) gilt zwar heute vor allem als Entwickler der Homöopathie, er führte aber auch die ersten systemati- schen Versuche mit Arzneimitteln zur Dosisfindung an Gesunden durch und wandte sich gegen das Kombinieren von Arzneien. Er kann deshalb als Vorläufer der klinischen Pharmakologie bezeichnet werden. F. W. Sertürner isolierte 1803/05 aus dem Opium das Morphin. L. Pasteur fand 1857 Gärung und Fäulnis verursachende Mikroorganismen und entwickelte später eine Schutzimpfung gegen Tollwut. R. Koch entdeckte 1878–90 den Tuberkelerreger. Die systematische und zunehmend erfolgreiche Bekämpfung der Seuchen durch hygienische Maßnahmen brachte schließlich den Durchbruch der naturwissenschaftlichen Medizin gegenüber der in diesem Bereich gänzlich versagenden Humoralpathologie, der durch die 1876 durch R. Virchow durchgesetzte Abschaffung des Philosophikums und die Etablierung des Physikums im Medizinstudium deutlich illustriert wird. Die Anfänge der Naturheilbewegung entwickelten sich aus der Wiederbelebung der Wasserheilkunde in England und im deutschsprachigen Bereich, wo J. S. Hahn (1664–1742) und seine beiden Söhne die Hydrotherapie im Sinne einer Selbsthilfe als Kur zu Hause propagierten. Mit diesen Empfehlungen standen sie im völligen Widerspruch zur damaligen Schulmedizin, die jeglicher Anwendung von Wasser, sogar zu Reinigungszwecken, misstraute. Rousseau und seine Thesen von den Kulturschäden an der menschlichen Gesundheit beeinflussten schließlich ab dem späten 18. Jahrhundert einflussreiche Ärzte dieser Zeit. Ch. W. Hufeland (1762–1836) griff die hippokratischen Prinzipien wieder auf und empfahl die Verwendung von Heilmitteln aus der Natur. Ca. 1848 prägte der bayerische Militärarzt Lorenz Gleich (1798–1865) schließlich für diese medizinische Richtung die Begriffe „Naturheilverfahren“ und „Naturheilkunde“ (Physiatrie), die von medizinischen Laien begeistert aufgegriffen wurden. Der Bauernsohn V. Prießnitz (1799–1851) systematisierte die Wasserheilkunde: 1826 baute er in Gräfenberg (Schlesien) eine Kaltwasserheilanstalt, in der neben der Hydrotherapie auch Bewegungstherapie betrieben wurde, im Jahre 1845 gab es allein in Deutschland bereits etwa achtzig Wasserheilanstalten. Der Pfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) fügte der Hydro- und Bewegungstherapie die Anwendung von Heilpflanzen hinzu, zudem enthielt seine Heilmethode implizit religiöse Elemente. Dies war den Vertretern der frühen Naturheilkunde jedoch suspekt, sie betrachteten die sich entwickelnde Kneippbewegung denn auch eher als Konkurrenz denn als Mitstreiter. Kneipps 1886 erschienenes Buch „Meine Wasserkur“ erreichte 1894 bereits die 50. Auflage. Der reißende Absatz erklärt sich durch die allgemeinen zivilisationskritischen Diskussionen um gesundheitliche Schäden durch Industrialisierung und Urbanisierung, die in den Städten zur Gründung zahlreicher Naturheilvereine durch Laien führte, die für eine bessere naturgemäße Ernährungs- und Heilweise kämpften. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auch die Bedeutung von frischer Luft, Sonnenlicht und Ernährung als Gesundheitsfaktoren entdeckt. Der Färbereibesitzer A. Rikli (1823– 1906) erfand die „Lufthütten“, in denen die Kranken unbekleidet verweilen und schlafen konnten. Zum therapeutischen Repertoire gehörten zudem Wandern, Gartenarbeit, Gymnastik, BarfußlauParacelsus Health & Healing 1/ III 47 fen und Sonnenbäder. Der Fuhrmann J. Schroth (1798–1856) entwickelte seine bis heute bekannte „SchrothKur“. Der Apotheker T. Hahn verordnete als Erster ab 1852 seinen Patienten neben der Wasserkur auch eine vegetarische Diät. Dies beeindruckte den Politiker E. Baltzer (1814–1887) derart, dass er 1867 einen Verein gründete, der später „Deutscher Verein für naturgemäße Lebensweise (Vegetarianer)“ hieß. Um 1900 entwickelte der Schweizer Arzt M. Bircher-Benner das Birchermüesli. Er legte bei seinen Patienten großen Wert auf „Ordnung, Regelmäßigkeit, Pünktlichkeit“ und prägte später den Begriff Ordnungstherapie. Seine Rohkostdiät widersprach der damaligen Lehrmeinung, die großen Wert auf den Eiweiß- und Kaloriengehalt der Nahrung legte, wurde aber in späterer Zeit durch die Ergebnisse der Vitaminforschung bestätigt. Die naturwissenschaftliche Medizin leistete gegenüber diesen Bewegungen erheblichen Widerstand. Erst 1926 wurde in Berlin das erste Krankenhaus für Naturheilkunde errichtet, und neue Kneipp-Anstalten konnten in dieser Zeit eröffnet werden. Gegen den Widerstand der medizinischen Fakultäten wurden 1920 in Berlin und 1925 in Jena Lehrstühle für Naturheilkunde errichtet. Erst die nationalsozialistische Führung versprach der Naturheilkunde die so lange verweigerte staatliche Anerkennung und Aufwertung. Nach den Vorstellungen des Reichsärzteführers Gerhard Wagner sollten die Ärzte verpflichtet werden, neben den schulmedizinischen auch naturheilkundliche Heilverfahren anzuwenden. Nach ihrer Integration in die „Neue Deutsche Heilkunde“ kam es jedoch zu ei48 Paracelsus Health & Healing 1/ III nem Kurswechsel in der Gesundheitspolitik zugunsten der „Schulmedizin“. Anstelle einer gleichberechtigten Zusammenarbeit wurde nunmehr die Erforschung und Überprüfung naturheilkundlicher Verfahren, allerdings auf der Grundlage der Schulmedizin gefordert. Gründe dafür waren neben dem Widerstand führender naturwissenschaftlich orientierter Ärzte und der Kassenärzte Machtkämpfe innerhalb der Partei und der mit Kriegsbeginn stark wachsende Einfluss der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die klassischen Naturheilverfahren in der ehemaligen DDR durch den Fortbestand des Berliner Lehrstuhls und durch die Einführung einer Facharztausbildung für Physiotherapie verankert. In der BRD wurden die Heilbäder und Rehabilitationseinrichtungen wieder belebt und u. a. die aus- und ableitenden Verfahren wieder aufgegriffen, die seit den achtziger Jahren allmählich wieder an Bedeutung gewinnen. A. Pischinger entwickelte das System der Grundregulation. Seit den 70er Jahren ist auch das Interesse der Bevölkerung an „natürlichen“ Heilmethoden stark angestiegen. Die als Konstitutionslehre und, ab Mitte der achtziger Jahre, im Rahmen der indischen und chinesischen traditionellen Medizin immer wieder auflebenden Vorstellungen der Elementenlehre dürften auch zukünftig von Bedeutung sein, da sie die rasche Einteilung Gesunder für Präventionsmaßnahmen erleichtern. Damit nimmt sie den Platz ein, den sie schon in der Antike für sich beansprucht hat. Im Bereich der Krankenversorgung ist dagegen die individuelle Therapie im hippokratischen Sinne angezeigt, wobei inzwischen die Wirkung vieler Na- turheilverfahren naturwissenschaftlich abgesichert werden konnte. In der Gesundheitspolitik wird die individuelle Gesundheitsvorsorge mit natürlichen Heilmitteln immer mehr zum Schwerpunkt, dies wird insbesondere bei den aktuellen Präventionsgesetzen deutlich. Auch die Akzeptanz der Institutionen nimmt zu: Die ärztlichen Standesorganisationen verleihen seit vielen Jahren die Zusatzbezeichnung „Arzt für Naturheilverfahren“. In Berlin existierte zwischen 1989 und 2004 ein Lehrstuhl für Naturheilkunde, an der Universität Rostock besteht er seit 2002, an der Universität Essen seit 2004. Das Fachgebiet „Naturheilkunde“ ist seit 1993 Bestandteil der ärztlichen Ausbildungsordnung, seit 2002 Prüfungsfach. Die Gesetzlichen Krankenkassen fördern im Rahmen von Modellprojekten die wissenschaftliche Untersuchung von Naturheilverfahren und erstatten die Kosten stationärer Aufenthalte, neuerdings auch in naturheilkundlich spezialisierten Rehabilitationskliniken. Sie haben mittlerweile erkannt, dass eine mehrwöchige Therapie mit individuell zusammengestellten und hinsichtlich ihrer Wirkung wissenschaftlich belegten Naturheilverfahren gerade für chronisch Kranke eine große Chance darstellt. Diese gilt es zu nutzen. „So sollt ihr l e b e n ” VII Nach Sebastian Kneipp Sebastian Kneipp (1821-1897), der bekannteste Vertreter der Hydrotherapie Trinken beim Essen Es herrscht unter den Menschen eine zweifache Ansicht: Die einen sagen, man solle recht wenig trinken und besonders nichts während der Mahlzeit; andere dagegen behaupten, man solle bei jeder Speise eine Zugabe von Flüssigkeit zu sich nehmen. Was mag wohl das Rechte sein? Die Speise, die du in dich aufnimmst, muss zuerst von den Zähnen gut verarbeitet werden, je gründlicher, desto besser; denn gut gekaut ist halb verdaut. Die Speise muss ferner mit Speichel vermischt werden; im Mund sind mehrere Drüsen, die den Mundspeichel absondern. Wenn nun die Speisen gegen die Drüsen drücken, so fließt der Speichel aus und vermischt sich mit der gekauten Speise. Je besser die Speisen mit Speichel vermischt werden, umso besser sind sie vorbereitet für den Magen. In diesem werden die aufgenommenen Speisen mit Magensaft vermischt, und je inniger die Vermischung, umso besser wird auch die Verdauung sein; denn der Magensaft muss ja die Speisen zersetzen und auflösen, die weichsten wie die härtesten. Außer diesen zwei Umwandlungen der Speisen im Mund und im Magen finden noch mehrere andere im Darmkanal statt, bis der Speisebrei so zersetzt ist, dass die Natur das für sie Notwendige ausziehen kann. Es wird also derjenige nicht recht tun, der die Speisen, ohne sie ordentlich zu zerkauen, verschluckt. Müssen aber die Speisen mit dem Magensaft vermischt werden, so fragt es sich: Wird dies ebenso gut geschehen, wenn man während des Essens öfters trinkt, als wenn man nicht trinkt? Trinkt jemand beim Essen, dann werden notwendigerweise die Speisen zuerst mit dem Getränke vermischt, und infolge davon können die Magensäfte nicht mehr so eindringen in die Speisen, weil sie bereits mit Flüssigkeit durchtränkt sind. Wie dünn werden die Magensäfte, wenn sie fünf- bis sechsmal, ja noch öfter mit Flüssigkeit vermischt werden! Sind aber die Magensäfte zu sehr verdünnt, so haben sie keine Kraft mehr, die Speisen zu verarbeiten. Dann kann aber auch die Natur nicht alles bekommen, was in den Speisen enthalten ist; es wird ein großer Teil der Speisen unaufgelöst und unausgenützt abgehen. Der allein richtige Grundsatz ist: Trinke, wenn dich dürstet, denn der Darm sagt dir, es fehlt an Flüssigkeit für die Magensäfte. Dürstet dich nicht, so sind deine Magensäfte schon dünn genug; dann lass das Trinken bleiben! So gilt also die Regel: Wer Durst vor dem Essen hat, der trinke; er trinke aber nur ganz wenig und glaube ja nicht, dass er mit dem vielen Trinken schnell allen Durst stillen könnte! Während des Essens trinke man gar nicht und selbst nach der Mahlzeit noch nicht sofort, sondern erst dann, wenn Durst sich einstellt. Ich bin an Hand der Erfahrung zu der Überzeugung gekommen, dass man durch die Speisen Flüssiges genug bekommt. Paracelsus Health & Healing 1/ III 49 Maß im Essen Wie man streitet über das Trinken beim Essen, so auch über das Maß der Speisen, wie viel man genießen soll. Es gibt Leute, die recht viel essen und glauben, wenn der Magen nicht recht gefüllt wäre, so hätten sie nicht genug Nahrung genommen. Sie sind auch für das öftere Essen. Andere dagegen sind der Ansicht, es reiche eine kleine Portion aus, und man solle nicht so oft essen. Welche Meinung ist wohl die richtige? Für die menschliche Natur reicht eine kleine Portion aus, um sie gut zu nähren und in der Kraft zu erhalten, vorausgesetzt, dass diese kleine Portion gut ausgenützt wird. Wenn man aber recht viele Speisen zu sich nimmt, die weder gut verdaut noch gehörig ausgenützt werden, dann hat man einen großen Teil umsonst gegessen. Es kommt daher viel darauf an, dass man die Natur an wenig gewöhnt und dass dieses Wenige gut ausgenützt werde, nicht aber, dass viel genommen werde und das meiste davon nutzlos abgehe. Wassertrog 50 Paracelsus Health & Healing 1/ III Ich kenne einen Herrn, der über 80 Jahre alt ist. Er nimmt nur die allerkleinsten Portionen zum Frühstück, Mittag- und Abendessen, und zwar ohne Getränk, wenn ihn nicht dürstet. Er ist vollständig gesund, hinlänglich genährt und hat eine vorzügliche Geisteskraft. Ich kannte einen andern Herrn, der weit über 80 Jahre alt wurde. Er hatte die Gewohnheit, kein Getränk zu genießen, begnügte sich mit der einfachsten Kost und aß nur äußerst wenig. Es wird klar, dass es nicht die Menge der Speisen ist, was den Menschen kräftig und gesund macht. Es soll nur gute Kost gewählt werden, dann reicht auch eine kleine Portion aus. Es soll ferner gesorgt werden, dass die Natur das Gebotene gut verarbeiten könne und somit nichts nutzlos gegessen und getrunken werde. Wie oft soll man essen? Viele glauben, ohne vier- bis fünfmal zu essen, könne man nicht bestehen. Am vernünftigsten scheint es zu sein, täglich dreimal zu essen: morgens, mittags und abends. Isst man zu oft, dann bekommt der Magen nie Ruhe. Ist er immer gefüllt, wird er auch beständig ausgedehnt. Zehrt er nie ganz auf, was er enthält, so bleiben die Speisen teilweise unverdaut im Magen zurück und verursachen Magenbeschwerden. Von der einen Essenszeit bis zur anderen soll im Magen aufgeräumt werden. Wenn die Speisen zu lange im Magen bleiben und darin verderben, so bilden sich auch schlechte Stoffe, und es können leicht dadurch Krankheiten entstehen. – Man mache es sich also zur Gewohnheit, dreimal täglich zu essen. Das reicht vollständig aus. Recht regelmäßig leben bringt das beste Gedeihen. Je nahrhafter ferner die Kost ist, umso kleiner die Portion. Man vermeide endlich, was der Natur nicht gut ist, dann darf man auf Gesundheit, Kraft und Ausdauer hoffen. Vom Rauchen Ich bin schon oft gefragt worden, was ich vom Rauchen halte. Meine Meinung hierüber ist diese: Junge Leute, die mit 15 bis 17 Jahren zu rauchen anfangen, setzen sich im Allgemeinen der Gefahr aus, sich sehr zu schaden. Erstens wirkt bei einer jungen Natur das Tabakgift (Nikotin) viel stärker und nachteiliger ein als in späteren Jahren. Zweitens wird das Rauchen, wenn es früh begonnen wird, leicht zur Leidenschaft. Nicht selten wird auch die vollkommene Entwicklung dadurch behindert, und Krankheit und Siechtum können leicht bei jungen Leuten entstehen. Es gehört nicht viel dazu, dass Lungenleiden, Halsgebrechen, Aufgeregtheit in den Nerven, Herzklopfen und dergleichen entstehen. Solche und ähnliche Übel sind zwar leicht herangelockt, doch nicht mühelos wieder zu entfernen. Ist das im Allgemeinen so, dann ist es noch mehr der Fall, wenn schlechte Stoffe geraucht werden. Mein Urteil über das Rauchen geht dahin: Wer gar nicht raucht, tut am besten, weil er seiner Natur keine nachteiligen Stoffe zuführt und zugleich nicht wenig Geld erspart. Wenn aber ein gesunder Mann in einer freien Stunde, besonders bei einer Unterhaltung, eine Zigarre oder eine Pfeife raucht, so wird es ihm nicht schaden. Sebastian Kneipp (1821–1897), aus: So sollt ihr leben. Zusammengestellt von Margrit Schmid. i m p re s su m Anzeige PARACELSUS – Health & Healing (Gesundheit & Heilen) Die Zeitschrift für Heilmethoden und traditionelles medizinisches Wissen in Ost und West Paracelsus war ein Meister der Gesundheit und des Heilens, eine Brücke zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt. Was er vor 500 Jahren sagte, hält allmählich auch die moderne medizinische Wissenschaft für richtig. Deshalb wird die Zeitschrift im Gedenken an Paracelsus herausgegeben. Sie möchte über die verschiedenen Formen des Heilens informieren, die als wirkungsvoll erkannt wurden. Themenbereiche sind: Ayurveda, Homöopathie, Yoga, Alchemie, Naturheilkunde, traditionelle chinesische Medizin und andere traditionelle Therapien aus dem Fernen Osten, Magnettherapie, Hydrotherapie, Massage, Fußreflexzonenmassage, Phytotherapie, Diätetik, Edelsteine und Kristalle mit heilender Wirkung, Farbtherapie, Klangtherapie, alte „Großmutter-Rezepte“, spirituelle Therapien einschließlich der Heilung durch Meditation. Chefredaktion: Dr. K. Parvathi Kumar, Indien Chef-Koordination: Sabine Mrosek, Heilpraktikerin HP, Schweiz Redaktion: Dr. K. Parvathi Kumar, Indien · Sabine Mrosek, HP, Schweiz Dr. med. Josep Parés, Spanien · Brigitta Pflüger-Meienberg, HP, Deutschland · Dr. rer.nat. Paul Meienberg, Deutschland Geschäftsleitung: Dörte Amt-Euler, HP · Günter Andrich · Jürgen Baron Jesus Diaz · Sabine Markgraf · Günter Zwirner Kontakt: (für Redaktion, Abonnements, Inserate) Paracelsus-Center, Ruopigenplatz 2, CH-6015 Reussbühl/Luzern Tel.+Fax. ++41-(0)41-250 82 84 e-mail: info@paracelsus-center.ch www.paracelsus-center.ch Bankkonto: Schweiz UBS-Bank Einsiedeln 80-2-2 Paracelsus-Center Konto Nr. 216-514422.01V IBAN-Code: CH32 0021 6216 5144 2201 V Swift-Code: UBSWCHZH80A Deutschland Paracelsus-Center Konto Nr. 758368-464 Postbank Dortmund BLZ: 440 100 46 IBAN DE 98440100460758368464 SWIFT/BIC: PBNKDEFF Abonnementpreise (einschl. Versandkosten und MwSt.): 1 Jahr: 70,00 Euro 2 Jahre: 135,00 Euro 20 Jahre: 1.290,00 Euro Erscheinungsweise: monatlich Kündigungsfrist: Ein Monat vor Ende der Abo-Dauer, ansonsten automatische Verlängerung um ein weiteres Jahr. Einzelheft: 7,00 Euro ISSN 1660-4466 Druck und Copyright: Paracelsus-Center Die in der Zeitschrift enthaltenen Artikel drücken die Ansichten der Autoren aus. Die Redaktion übernimmt in dieser Hinsicht keine Verantwortung. Allen Autoren und Verlagen möchten wir herzlich für die freundliche Unterstützung und Genehmigung der Auszugsrechte danken. Paracelsus Health & Healing 1/ III 51 Paracelsus Health & Healing 1/ III Paracelsus - Center · Ruopigenplatz 2 · CH - 6015 Reussbühl / Luzern · Schweiz
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